Studentinnen starten Podcast zu psychischer Gesundheit
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Sie wollen sensiblisieren:Studentinnen starten Podcast zu psychischer Gesundheit

Studentinnen helfen jungen Menschen mit psychischen Problemen
Ihr Podcast soll zeigen: Du bist nicht allein!

Immer mehr junge Menschen leiden unter psychischen Problemen. Zwei Gleichaltrige wollen mit einem Podcast helfen.
Publiziert: 25.02.2023 um 16:12 Uhr
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Dana LiechtiRedaktorin SonntagsBlick

Vielen jungen Menschen in der Schweiz geht es nicht gut. Immer mehr von ihnen leiden unter psychischen Problemen. So zeigen Daten des Bundes, dass die Zahl der Hospitalisierungen wegen psychischen Störungen bei den 10- bis 24-Jährigen zwischen 2020 und 2021 um beispiellose 18 Prozent zugenommen haben.

Trotzdem: Nach wie vor haben viele Menschen Berührungsängste, was den Umgang mit psychischen Krankheiten angeht. Vielen fällt es schwer, über Probleme in diesem Bereich zu sprechen – seien es jene von anderen oder die eigenen. Das beobachten auch Gina Ketterer (24) und Ricarda Eijer (24). «Obwohl es so viele betrifft, ist das Thema Mental Health oft noch ein Flüsterthema», sagt Gina. Das wollen die beiden Studentinnen ändern – Gina studiert Theologie und Kunstgeschichte, Ricarda Medizin. Sie haben darum einen Podcast zu psychischer Gesundheit ins Leben gerufen. Ein Herzensprojekt, wie Gina sagt.

Wochenbettdepression und Angststörungen

Das Konzept: In jeder Podcast-Folge haben die Bernerinnen eine andere Person zu Gast, vor dem Mikrofon in ihrem Wohnzimmer. Gemeinsam sprechen sie über ihre Erfahrungen mit psychischen Problemen. Da ist etwa die Mutter, die mit einer Wochenbettdepression kämpfte. Oder der junge Mann, der von seiner Angststörung erzählt. Gina und Ricarda gehen immer wieder auf ihre eigenen Erfahrungen mit psychischen Problemen ein. «Wir nehmen in den Gesprächen nicht die Rolle von Fachpersonen ein, sondern Menschen, die im selben Boot sitzen», sagt Gina.

Gina (l.) und Ricarda haben einen Podcast zu psychischer Gesundheit ins Leben gerufen.
Foto: Thomas Meier
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Mit «Irrsinnig», wie sie den Podcast nennen, wollen Gina und Ricarda anderen Betroffenen signalisieren, dass sie mit ihren Gefühlen und Gedanken nicht alleine sind. Dass Reden guttun kann. Und dass es Hilfe gibt, die man auch annehmen darf. «Ich brauchte selbst lange, bis ich in eine Therapie ging», sagt Ricarda. «Hätte ich gewusst, dass das auch andere tun und ich nicht alles selbst auf die Reihe kriegen muss, hätte ich vielleicht früher professionelle Hilfe gesucht und mich in der Zwischenzeit mit schöneren Dingen beschäftigen können.»

Die Studentinnen treffen mit ihrem Podcast einen Nerv: Immer wieder entstehen sehr offene, intime Gespräche. Die Rückmeldungen der überwiegend jungen, weiblichen Hörerinnenschaft: durchgehend positiv. Und es komme vor, dass sich Menschen bei ihnen melden, weil sie ihre Geschichte mit ihnen und dem Publikum teilen möchten. «Dieses Vertrauen ist sehr schön», sagt Gina.

Gerade in Anbetracht von sich zuspitzenden globalen und persönlichen Krisen könne es generell nicht mehr länger die Lösung sein, Sorgen einfach herunterzuschlucken, sagt Ricarda. «Die Zeit ist gekommen, dass man hinstehen und sagen darf, wenn es einem nicht gut geht!»

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