Einziger freilebender Waldrapp stirbt in der Schweiz
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Stromschlag in Graubünden
Einziger freilebender Waldrapp stirbt in der Schweiz

Traurige Meldung aus der Vogelwelt: Der einzige freie Waldrapp Europas ist tot. Das Tier starb im Naturpark Beverin im Kanton Graubünden an einem Stromschlag.
Publiziert: 23.04.2020 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2020 um 14:06 Uhr
So wurde das Weibchen Sonic gefunden. Der Waldrapp lag leblos am Boden.
Foto: M Egle
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Das Bild ist für Vogelkundler kaum zu ertragen. Leblos liegt der Waldrapp am Boden. Das einzige freilebende Exemplar in Europa seit 400 Jahren ist tot. Das Tier wurde unterhalb eines ungesicherten Strommastens im Naturpark Beverin im Kanton Graubünden gefunden, wie Zoosuisse in einer Mitteilung schreibt.

Beim toten Vogel handelt sich um «Sonic». Das Weibchen hatte letztes Jahr noch für Aufsehen gesorgt. Sie war das Ergebnis eines aufwendigen deutschen Projektes, um die ausgestorbene Ibis-Art mit dem feuerroten Schnabel wieder anzusiedeln. Kostenpunkt: Fast eine Million Franken!

Paraglider-Piloten lockten dafür fast 100 Zucht-Vögel aus Baden-Württemberg nach Italien. Der Waldrappe ist ein Zugvogel, brütet und lebt ganzjährig in Kolonien. Im Winter fliegt er in den Mittelmeerraum. Bevorzugte Nistplätze sind Ruinen oder Abhänge. Durch die Paraglider-Aktion sollte das Federvieh die Strecken kennenlernen – mit Erfolg. Das spezielle Artenschutzprogramm schlug an.

Wollte wieder zurückkommen

Nur ein Waldrapp kehrte zurück nach Süddeutschland – Weibchen «Sonic». Die Rückkehr war eine Sensation. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Sehr kurz. Nach nur zwei Tagen überlegte es sich Sonic wieder anders. Das einzige Exemplar flüchtete aus Deutschland, zu uns in die Schweiz. Hier lebte es bis zum schicksalhaften Flug in die Stromleitung. Sonic war am 7. April in der Toskana aufgebrochen, um zurück in die Schweiz zu kommen.

Nach einer Verzögerung, infolge von Schlechtwetter, erreichte sie am 18. April den Kanton Graubünden. Die Nacht auf den 19. April verbrachte sie im Gemeindegebiet von Lohn im Naturpark Beverin. Es sollte ihr letzter Stopp werden. Jetzt ist «Sonic» tot und die Hoffnungen der Vogelkundler, den Waldrapp in Europa anzusiedeln, sind erstmal begraben.

Einst war der Waldrapp weit verbreitet. Eine gnadenlose Jagd, die auch vor Eiern nicht Halt machte, rottete ihn aus. Zunächst lebte er nur noch in einigen Tälern. Zu Beginn des 17. Jahrhundert verschwand er in Zentraleuropa ganz. (jmh)

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