In Grossbritannien wird Cannabis zu therapeutischen Zwecken ab dem 1. November auf ärztliche Anordnung erlaubt. (Symbolbild)
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Starker Jugendschutz, staatliche Markt-Kontrolle
So will eine neue Hanf-Allianz das Kiffen legalisieren

Ein neuer Verein plant eine Volksinitiative für die Cannabis-Legalisierung in der Schweiz. Dem SonntagsBlick liegt das Konzept vor. Die Initianten setzen auf einen starken Jugendschutz und eine staatliche Kontrolle des Marktes.
Publiziert: 03.03.2019 um 00:05 Uhr
Blick_Portrait_1229.JPG
Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Durchbruch in der seit Jahrzehnten blockierten Schweizer Cannabis-Politik: Am Donnerstag gab Gesundheitsminister Alain Berset grünes Licht für eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes. Städte sollen bald die Möglichkeit erhalten, die Auswirkungen des legalen Verkaufs von Cannabis auf den Konsum wissenschaftlich untersuchen zu lassen.

Gleichzeitig betonte der SP-Bundesrat, dass es sich beim Vorschlag keinesfalls um den ersten Schritt Richtung Legalisierung handle.

Genau auf eine solche arbeiten Hanffreunde jedoch bereits hin. Hinter den Kulissen bereiten sie eine Volksinitiative vor, die das Kiffen legalisieren soll. Denn Fakt ist: Der Cannabis-Markt in der Schweiz boomt, jeder Dritte hat hierzulande bereits gekifft und über 200000 Menschen konsumieren die Droge regelmässig.

Das Konzept sieht vor, dass vom Staat lizenzierte Läden legal Gras verkaufen können.
Foto: Keystone
1/11

Der Plan orientiert sich am Modell Kanada

Noch halten sich die Initianten bedeckt. Klar ist nur: Hanfproduzenten, Suchtfachleute und Politiker haben vor kurzem den Verein Cannabis Consensus Schweiz gegründet. Mit dabei ist Cédric Heeb von der IG Hanf, dem Branchenverband von rund 70 CBD-Betrieben in der Schweiz. Er sagt: «Wir werden ­einen ­neuen Versuch vorschlagen, Cannabis zu regularisieren.»

Die Grundlage für den neuen Legalisierungsanlauf bildet ein detailliertes Konzept, das dem SonntagsBlick vorliegt. Ausgearbeitet wurde es von einer Arbeitsgruppe aus Vertretern der Suchtprävention und des Schweizer Hanfsektors.

Der Plan orientiert sich am Modell Kanada. Das Land hat den Anbau und den Verkauf von Marihuana 2018 vollständig legalisiert – und ist damit einem weltweiten Trend hin zur Aufweichung von Verboten gefolgt.

Das Konzept für straffreies Kiffen in der Schweiz stützt sich auf zwei Säulen: den Schutz der Bevölkerung sowie die Kontrolle und Regulierung des Markts.

Cannabis-Land Schweiz

1 Prozent: So hoch darf der THC-Gehalt im Hanf heute maximal sein, damit ein Joint legal ist.

17'529: So viele Ordnungsbussen wurden in der Schweiz im Jahr 2017 wegen des Besitzes von Cannabis verhängt.

200'000: So viele Menschen kiffen in der Schweiz regelmässig.

60 Tonnen: So viel Cannabis konsumieren die Schweizer pro Jahr.

1 Prozent: So hoch darf der THC-Gehalt im Hanf heute maximal sein, damit ein Joint legal ist.

17'529: So viele Ordnungsbussen wurden in der Schweiz im Jahr 2017 wegen des Besitzes von Cannabis verhängt.

200'000: So viele Menschen kiffen in der Schweiz regelmässig.

60 Tonnen: So viel Cannabis konsumieren die Schweizer pro Jahr.

Mehr

Schutz der Bevölkerung

Die Initianten setzen auf einen starken Jugendschutz. Der Verkauf von Cannabis an unter 18-Jährige soll verboten sein. Die Läden müssten das Alter der Kunden überprüfen. Ein Teil der Steuereinnahmen würde für Präventionsmassnahmen verwendet, die sich gezielt an Minderjährige richten.

Auf den Verpackungen sollen Warnhinweise sowie Informationen über die Herkunft, die Produktionsweise und die Zusammensetzung des Stoffs aufgebracht werden. Kommt hinzu: Cannabis-Werbung im öffentlichen Raum wäre verboten, genauso wie Fahren im Rauschzustand.

Kontrolle und Regulierung des Markts

Die Initianten schlagen eine ­interdepartementale Bundesbehörde für die Cannabis-Regulierung vor. Finanziert würde diese durch die Steuereinnahmen aus dem Verkauf. Die Behörde soll eine nationale Datenbank führen, in der jede in der Schweiz angebaute Hanfpflanze regis­triert wird. Alle verkaufsfertigen Produkte werden von der Behörde überprüft und freigegeben. Der Anbau von Cannabis für private Zwecke wäre Erwachsenen zwar erlaubt, jedoch nur in beschränkten Mengen

Angeboten werden die Cannabis-Packungen schliesslich in lizenzierten Spezialgeschäften, in denen nur geschultes Verkaufspersonal beschäftigt werden darf. Die Kantone könnten weitere Regeln erlassen.

Mitinitiant Cédric Heeb von der IG Hanf ist überzeugt: «Eine kontrollierte Legalisierung hätte positive Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Umwelt und die Wirtschaft.»

Zurzeit ist der Verein daran, eine möglichst breite Allianz zu schmieden. Dafür hat man auch Treffen im Bundeshaus abgehalten. «Es muss einen Konsens geben», sagt Heeb. Ganz so, wie es der Name des Vereins sagt: Cannabis Consensus.

Doch hat das Anliegen überhaupt Chancen? 2008 verwarfen die Schweizer eine ähnliche Legalisierungs-Initi ative deutlich. Vieles deutet allerdings darauf hin, dass ein Umdenken stattgefunden hat. In einer repräsentativen Umfrage im Jahr 2017 befürworteten zwei Drittel der Bevölkerung eine Legalisierung, sofern der Jugendschutz gewährleistet wäre und das Gras von geschultem Personal verkauft würde.

Weg vom Verbot, hin zur Legalisierung

Das grüne Kraut ist beliebt wie nie zuvor. 180 Millionen Menschen konsumieren Cannabis – Tendenz steigend. Laut dem neusten UN-Drogenbericht ist 
Marihuana die «weltweit meistgebrauchte illegale Droge». Der Trend beeinflusst zunehmend auch die Cannabis-Politik. In den vergangenen Jahren lockerten 
diverse Länder ihre Gesetze. Die Prohibition steht vielerorts auf der Kippe. Vorreiter unter den ­Industrienationen ist Kanada. 
Im letzten Herbst legalisierte das Land den Anbau, Verkauf und Gebrauch der Droge vollständig.

Doch die Wende hin zu einem 
weniger restriktiven Umgang mit Cannabis hat längst auch andere Staaten erfasst. In Uruguay ist Kiffen straffrei, Südafrika erlaubte den privaten Anbau und Konsum von Marihuana und auch einzelne Bundesstaaten in Indien entschieden sich für eine Aufhebung von Verboten. Kommt hinzu: Neun der 51 amerikanischen Bundesstaaten haben Cannabis als Rauschmittel für Erwachsene erlaubt, darunter Kalifornien, Colorado, Oregon und Washington.

In Europa setzen Tschechien und die Niederlande auf grosszügiges Laisser-faire. In der Schweiz gilt: Für Erwachsene ist der Besitz von bis zu zehn Gramm zum6 Eigengebrauch straffrei.

Das grüne Kraut ist beliebt wie nie zuvor. 180 Millionen Menschen konsumieren Cannabis – Tendenz steigend. Laut dem neusten UN-Drogenbericht ist 
Marihuana die «weltweit meistgebrauchte illegale Droge». Der Trend beeinflusst zunehmend auch die Cannabis-Politik. In den vergangenen Jahren lockerten 
diverse Länder ihre Gesetze. Die Prohibition steht vielerorts auf der Kippe. Vorreiter unter den ­Industrienationen ist Kanada. 
Im letzten Herbst legalisierte das Land den Anbau, Verkauf und Gebrauch der Droge vollständig.

Doch die Wende hin zu einem 
weniger restriktiven Umgang mit Cannabis hat längst auch andere Staaten erfasst. In Uruguay ist Kiffen straffrei, Südafrika erlaubte den privaten Anbau und Konsum von Marihuana und auch einzelne Bundesstaaten in Indien entschieden sich für eine Aufhebung von Verboten. Kommt hinzu: Neun der 51 amerikanischen Bundesstaaten haben Cannabis als Rauschmittel für Erwachsene erlaubt, darunter Kalifornien, Colorado, Oregon und Washington.

In Europa setzen Tschechien und die Niederlande auf grosszügiges Laisser-faire. In der Schweiz gilt: Für Erwachsene ist der Besitz von bis zu zehn Gramm zum6 Eigengebrauch straffrei.

Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?