Konkurswelle rollt an
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Zweite Welle mit voller Wucht:Konkurswelle rollt an

Stadthotellerie trifft es härter als befürchtet
Konkurswelle rollt an

Die zweite Welle hat auch wirtschaftlich desaströse Folgen. Dem Beherbergungsgewerbe geht es immer schlechter – eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht.
Publiziert: 06.12.2020 um 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2020 um 17:49 Uhr
Milena Stadelmann

Der erste Schnee ist gefallen, Weihnachten steht vor der Tür, die Schweiz beschäftigt sich mit den Winterferien: Bergdestinationen sind dank ihrer Skigebiete attraktiv. In die Städte jedoch zieht es Herrn und Frau Schweizer zur kalten Jahreszeit eher nicht.

Da bringen auch die Festtage keine frohe Botschaft. «Die Situation in den Städten ist dramatischer als befürchtet», sagt Andreas Züllig (61), Präsident von Hotellerie­suisse: «Noch tiefer kann das Buchungsniveau fast nicht sinken.» Der Winter gehört hier zur Nebensaison. City-Hotels leben zu dieser Jahreszeit von Weihnachtsveranstaltungen, Events und Kongressen. In Bern sorgen sie nor­malerweise für 75 Prozent der Übernachtungen, auch Luzern und Zürich sind darauf angewiesen. Doch mit Beginn der zweiten Welle wurden mehr und mehr Veranstaltungen abgesagt. Die ohnehin schwierige Situation der Stadthotellerie spitzt sich weiter zu.

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Aufgrund der zweiten Welle wurden fast alle Events abgesagt. Das trifft die Städte besonders hart.
Foto: Keystone
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Ein Drittel weniger Angestellte

Brigitte Heller (57) führt in Luzern zwei Stadthotels. Das Viersternehotel Monopol war im vergangenen ­Dezember zu 70 Prozent ­belegt. «Jetzt sind es noch zehn Prozent», so die Hoteldirektorin. Hinzu kommt: Die Zimmerpreise liegen in der Krise bis zur Hälfte niedriger. Im Dreisternehotel Al­pina sieht es noch düsterer aus. Es ist lediglich zu zwei Prozent ausgelastet.

Eine der Konsequenzen: Gegenwärtig arbeitet in den Hotels ein Drittel weniger Angestellte als zu dieser Zeit üblich.

Bereits im Herbst hatte die Direktorin gegenüber SonntagsBlick eine schlechte Wintersaison vorhergesagt. Ihre Befürchtungen wurden übertroffen. Heller: «Es ist einfach nur traurig.»

«Massive Rückgänge»

Ihre Hotels sind keine Einzel­fälle. Das zeigt eine Umfrage von Hotelleriesuisse, die Ende November durchgeführt wurde. 95 Prozent der befragten Stadthotels rechnen in den nächsten Monaten mit tieferen Einnahmen als 2019, mehr als die Hälfte der Hotels mit Entlassungen im nächsten Jahr. Auch das Konkursrisiko liegt mittlerweile deutlich höher als noch im September angenommen wurde.

Besserung ist nicht in Sicht. ­Niemand rechnet mehr mit Massen von ausländischen Winter­gästen, erst recht nicht mit Er­holung des Event- und Geschäftstourismus. Luzern Tourismus teilt mit: «Die Stadthotels werden auch während der nächsten Monate mit massiven Rückgängen rechnen müssen.» Bern und Zürich Tourismus prognosti­zieren eine ähnliche Entwicklung. Dies könnte vielen Be­trieben den Todesstoss ver­setzen: «Die Reserven der Hotels sind mittlerweile aufgebraucht», sagt Hotelleriesuisse-Präsident Züllig. «Wir setzen die Hoffnung auf die Härtefallhilfen und zinslose Covid-Kredite.»

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