SP-Politikerin fordert
Bei Pädo-Verdacht sofortiges Berufsverbot!

Die Polizei wusste, dass Stefan E. * Kinderpornos gekauft hatte. Trotzdem liess man den Lehrer weiter unterrichten. Franziska Roth, SP-Kantonsrätin in Solothurn, kann das nicht verstehen.
Publiziert: 16.12.2014 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:07 Uhr
Von Jessica von Duehren

Er kaufte im Internet Videos von nackten Kindern. Und Stefan E.* (48) soll sich im Kanton Luzern an einer Zehnjährigen vergangen haben. Trotzdem durfte der Primarlehrer noch einen Monat weiter seine Schüler in Lostorf SO unterrichten. Am 4. Dezember wurde er endlich entlassen.

Einen Monat früher, nämlich am 6. November, wusste die Polizei bereits, dass Stefan E. Videos im Netz gekauft hatte, die nackte Kinder beim Turnen und Spielen zeigen. Trotzdem beliessen ihn die Behörden im Schulzimmer. Einzige Strafe: Er wurde vom Turnunterricht suspendiert.

«Das war blauäugig», sagt die Solothurner Kantonsrätin Franziska Roth (48, SP), «denn sexuelle Übergriffe sind auch im Mathematikunterricht möglich.»

Das lasche Vorgehen von Schulleitung und Behörden in diesem Fall kann die Politikerin nicht verstehen. «Als klar wurde, dass die Schulleitung schon einen Monat vorher von den Videos erfahren hatte, wurde ich stocksauer.»

Sie fordert nun: Null Toleranz und sofortiges Berufsverbot – schon vor einer Verurteilung. «Natürlich gilt die Unschuldsvermutung. Aber bei einem laufenden Verfahren darf die Arbeit zum Schutz der Kinder und auch zum Schutz des Verdächtigten nicht weitergeführt werden», sagt Roth. Ein normaler Unterricht sei während laufender Ermittlungen sowieso nicht möglich. Roth: «Die Kinder gehen doch auch mit einem komischen Gefühl zum Unterricht, weil sie wissen, dass etwas nicht stimmt.»

Pädo-Lehrer Stefan E. sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Um in Zukunft solchen Fällen besser vorbeugen zu können, fordert Roth: «Alle Schulen müssen unkomplizierten Zugriff auf die schwarze Liste haben. Das kann über einen geschützten Web-Zugang oder telefonisch passieren.» Seit Anfang 2008 sind die Kantone verpflichtet, der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) Lehrer zu melden, die nicht mehr unterrichten dürfen.

«Es geht bei der Liste nicht darum, Erwachsene anzuschwärzen, sondern darum, Kinder zu schützen», sagt Franziska Roth. Das ist für die Kantonsrätin das wichtigste Ziel.

* Name der Redaktion bekannt

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