Hier wird der Geldtransporter ausgeräumt
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Überfall in der Waadt:Hier wird der Geldtransporter ausgeräumt

Sicherheitsexperte warnt nach Geldtransport-Überfallserie
«Die Branche muss verschwiegener werden»

In den letzten Monaten kam es in der Westschweiz zu drei Überfällen auf Geldtransporter. Jetzt erklärt Sicherheitsexperte Peter Villiger (56), was die Branche machen muss, um sicherer zu werden.
Publiziert: 05.12.2019 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2020 um 13:20 Uhr
Nicolas Lurati

Dreimal wurden in diesem Jahr im Waadtland Geldtransporter überfallen. Das Muster der Täter: anhalten, ausrauben, abfackeln, abhauen. Der jüngste Coup der Bargeld-Banditen ereignete sich am Montagabend in Daillens VD.

Zurück bleiben verängstigte Unternehmen, die um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter bangen.

Sicherheitsexperte Peter Villiger (56) weiss Rat. Der Kenner sagt: «Die Geldtransport-Branche muss noch verschwiegener werden. Nur so kann sie sicherer werden.» Er führt aus: «Die Verschwiegenheit ist das Kapital dieser Industrie. Die Unternehmer prahlen nicht rum und sind auch nicht provokativ.»

Am Montagabend überfielen Gangster einen Geldtransporter in Daillens VD.
Foto: SDA
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Erneut ein Geldtransport überfallen
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Drei Fahrzeuge angezündet:Erneut ein Geldtransport überfallen

Mitarbeiter in Transportern werden ständig ausgetauscht

Und: Die Geldtransport-Industrie schlafe nicht. Beispiele: «Die Unternehmer planen die Routen für die Transporte kontinuierlich neu. Und die Mitarbeiter, die in den Transportern sitzen, werden ständig ausgetauscht. So sollen Inside-Jobs verhindert werden.»

Villiger erklärt, dass es Unternehmer gibt, die ihre Angestellten in den Geldtransportern bewaffnen. «Etwa mit Pistolen oder Langgewehren. Ich kenne Fälle aus Belgien aus den 1990er-Jahren, da gab es immer Tote, wenn die Angestellten bewaffnet waren.» Bei den Tätern, aber auch bei den Angestellten, so der Experte. «Die Angestellten sind aber im Nachteil, da sie meist schlechtere Waffen haben und in Unterzahl sind. Wenn man meint, dass man mit mehr Bewaffnung der Angestellten das Problem löst, liegt man falsch.»

«Branche hat Nase voll von diesen Überfällen»

Luc Sergy (59), Direktor des Verbands Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen, sagt, dass nach dieser Überfallserie nun schnell Massnahmen ergriffen werden müssen. «Die Politik muss reagieren und erlauben, dass schwer gepanzerte Geldtransporter mit einem Gewicht von über 3,5 Tonnen auch in der Nacht durch die Schweiz fahren dürfen. Wir sprechen bloss von acht bis zehn schwer gepanzerten Fahrzeugen, die schweizweit pro Nacht herumfahren würden.»

In erster Linie gehe es bei der ganzen Thematik um die Sicherheit der Mitarbeiter der Geldtransporter-Unternehmen, so Sergy. «Nicht um das Geld. Die Branche hat die Nase voll von diesen Überfällen. Die Mitarbeiter, die bei den Überfallen verletzt wurden, machen uns schwer betroffen.»

Auch Sicherheitsexperte Villiger fordert eine Nachtfahrterlaubnis für schwere, gepanzerte Geldtransporter: «Jetzt, nicht erst in ein paar Monaten. Die Politik ist die Versagerin in dieser Geschichte.»


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