Bund lässt Villen in Ägypten leer stehen
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Seit 43 Jahren!Bund lässt Villen in Ägypten leer stehen

Seit 43 Jahren
Bund lässt Villen in Ägypten leer stehen

SonntagsBlick-Recherchen zeigen: Der Bund besitzt gleich mehrere Prachtshäuser in Ägypten. Zwei davon stehen seit 43 Jahren leer, ein drittes – das Büro der Deza in Kairo – ist laut einem internen Bericht in «bedenklichem Zustand».
Publiziert: 15.05.2021 um 19:08 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2021 um 08:10 Uhr
Fabian Eberhard

Die ägyptische Hafenstadt Alexandria kämpft mit den Problemen des rasanten Bevölkerungswachstums: Müll, Armut – und katastrophale Wohnungsnot. Dabei galt die Metropole am Mittelmeer einst als das Paris des Nahen Ostens. Doch der Glanz ist längst abgeblättert, Prachtbauten durch Hochhäuser ersetzt.

Zwei Villen im Quartier Saba Pasha im Osten der Stadt erinnern an die glorreichen Zeiten. Eine Residenz umgeben von einem 6300-Quadratmeter-Park, beinahe so gross wie ein Fussballfeld. Die Immobilien zwischen Palmen und Traubensträuchern gehören der Eidgenossenschaft. Und sie stehen leer – seit 43 Jahren.

SonntagsBlick konnte gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz einen internen Bericht einsehen, den das Aussendepartement (EDA) anlässlich einer Prüfung der Schweizer Vertretungen in Ägypten erstellt hat. Darin zeigen sich die EDA-Inspektoren irritiert über die leer stehenden Villen und legen den Verantwortlichen einen baldigen Verkauf nahe.

Diese Villa in Ägypten, umgeben von einem riesigen Park, gehört dem Bund – und steht leer. Seit 43 Jahren. Sie diente bis 1978 als Schweizer Konsulat.
Foto: Yehia Shalash
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Ehemaliges Konsulat steht unter Denkmalschutz

Die Gebäude wurden der Eidgenossenschaft 1964 von einem Schweizer aufgrund drohender Verstaatlichung überschrieben. Eine der beiden Villen nutzte der Bund bis 1978 als Konsulat, seither wird sie nicht mehr gebraucht.

In einer kleinen Liegenschaft nebenan wohnt mietfrei eine Schweizer Familie. Sie kümmert sich um den Garten und die zwei Immobilien. Und sie dient laut dem Bericht als «Schutz vor möglichen Hausbesetzern».

Doch weshalb verkauft oder vermietet der Bund die beiden Häuser nicht? Ersteres versucht man gemäss EDA seit Jahren. Das ehemalige Konsulat stehe jedoch unter Denkmalschutz, was einen Verkauf erschwere. «Potenzielle Käufer dürfen das Gebäude beispielsweise nicht abreissen und auf dem Grundstück ein neues errichten», sagt Sprecher Pierre-Alain Eltschinger.

Verkauf soll in nächster Zeit ins Auge gefasst werden

Die Schweizer Botschaft in Kairo hat schon vor Jahren einen Anwalt damit beauftragt, die Denkmalschutz-Klausel aufheben zu lassen – ohne Erfolg: «Bisher konnte keine Lösung gefunden werden, einzig die Anwaltskosten haben eine beachtliche Höhe erreicht.»

Die EDA-Inspektoren schlagen im Bericht vor, «durch einen renommierten Immobilien-Makler» die Preisdifferenz bei einem Verkauf mit beziehungsweise ohne Denkmalschutz-Klausel schätzen zu lassen. «Je nach Resultat sollte ein Verkauf in nächster Zeit ins Auge gefasst werden, um nicht noch mehr Anwaltskosten mit ungewissem Ausgang zu verursachen.» Der Entscheid darüber liegt beim Bundesamt für Bauten und Logistik.

Renovation für 5 Millionen Franken

Probleme mit Immobilien hat der Bund aber offenbar nicht nur in Alexandria, sondern auch in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Dort, im noblen Quartier Garden City, steht die sogenannte «Villa Harari», das Kooperationsbüro der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza). Künftig will der Bund darin auch die Schweizer Botschaft einquartieren.

Doch erst muss das Gebäude für mehr als fünf Millionen Franken renoviert werden. Im EDA-Bericht steht: «Die Bausubstanz der Liegenschaft in Garden City befindet sich in bedenklichem Zustand.»

2017 sei ein Teil der Decke eingestürzt, worauf das Gebäude habe evakuiert werden müssen. Die veralteten Elektroleitungen hätten laut den Prüfern zudem bereits zwei Schwelbrände ausgelöst, die gerade noch rechtzeitig gelöscht werden konnten. Die EDA-Inspektoren mahnen: «Um die Sicherheit des Personals sicherzustellen, muss die Liegenschaft raschmöglichst saniert werden.»

Und noch etwas stellte das Aussendepartement fest: Im Keller der Villa hat ein ehemaliger Botschafter seine privaten Möbel eingelagert – seit sieben Jahren. «Es ist nicht vorgesehen, dass private Gegenstände während Jahren in Liegenschaften des EDA deponiert werden», heisst es im Bericht.

Das Schweizer Kooperationsbüro hat mit dem Ex-Botschafter nun abgemacht, dass er seine Möbel abholt. Aufgrund der Covid-Pandemie verzögert sich der Abtransport aber bis mindestens im Sommer.

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