Foto: Zvg

Schweizer Grosswildjäger importieren jährlich bis zu 70 Trophäen
So landet der Leopard in der Stube

Jedes Jahr nehmen Schweizer an Jagdreisen im Ausland teil. Dabei lassen es sich einige auch nicht nehmen, ihre Trophäen mit nach Hause zu nehmen – trotz umstrittener Jagdbedingungen vor Ort. BLICK erklärt, wie das überhaupt möglich ist.
Publiziert: 31.01.2020 um 23:10 Uhr
|
Aktualisiert: 06.05.2021 um 09:11 Uhr
Martin Bruhin

An Europas grösster Jagdmesse werden Trophäenreisen angeboten – auch ein Schweizer Unternehmen aus Grenchen SO mischt munter mit. Für ein paar Tausend Euro kann man in Afrika Tiere erlegen – darunter auch bedrohte Arten. «Für streng geschützte Tierarten dürfte es keine Abschusslizenzen geben. Manchmal spielen hier aber finanzielle Gründe eine Rolle, weshalb sie trotzdem vergeben werden», sagt Samuel Furrer (52) vom Schweizer Tierschutz zu BLICK. Er weiss: «Je seltener eine Tierart, desto grösser die Wirkung als Trophäe.»

Trotz Kritik und umstrittener Methoden kommen Tiertrophäen durch den Zoll und landen in Schweizer Stuben – alles ganz legal. «Im Jahr werden bis zu 70 geschützte Tiere von Trophäenjagden in die Schweiz importiert», sagt Bruno Mainini (57) vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.

Jedes Jahr werden bis zu 70 Jagdtrophäen von geschützten Tieren in die Schweiz importiert.
Foto: Blick
1/7

Bizarre Regelungen in Afrika

Dass geschützte Tiere überhaupt getötet werden dürfen, ist bizarren Regelungen zu verdanken. Ein Beispiel: In Namibia dürfen Elefanten gejagt werden, weil dort nachweislich ein grosser Bestand existiert. Obwohl das Tier in anderen afrikanischen Ländern praktisch ausgerottet ist.

Mainini weiter: «Bei der Einfuhr von Jagdtrophäen wird zwischen geschützten und nicht geschützten Tieren unterschieden.» Geschützte Tiere wie etwa Löwen und Leoparden unterliegen dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES). In solchen Fällen sind diverse Bewilligungen und Kontrollen vorgeschrieben. «Wenn man das erlegte Tier nach Hause nehmen will, braucht es eine Ausfuhr- sowie eine Einfuhrbewilligung – beides zusammen kostet 300 Franken», erklärt Mainini. Danach kann die Trophäe beim Zoll angemeldet werden und wird bei der Artenschutz-Kontrollstelle geprüft.

Die grösste Zahl der Kontrollen beschränkt sich auf Seuchen-Check

Bei Tieren, die nicht unter die CITES-Bestimmungen fallen, wie etwa Wildschweine oder Impalas, gibt es bei der Einfuhr nur Seuchen-Kontrollen. Hier gehen die Zahlen der Importe in die Tausende.

Mainini vom Bund sagt, dass in den wenigsten Fällen ganze Präparate von Tieren importiert werden. «Bei Flusspferden sind es meist die Zähne, die nach Hause geschickt werden, bei Leoparden das Fell und bei Elefanten die Stosszähne», sagt er. Fleisch und andere Reste bleiben vor Ort. Fakt ist: Jedes Jahr gelangen Elefanten, Leoparden, Löwen oder auch ein Dutzend Bären in die Schweiz – als Ganzes oder in Einzelteilen.

Jagdgebiet nicht immer in freier Wildnis

Laut Mainini gibt es aus Artenschutzsicht sogar positive Aspekte solcher Jagdreisen. Nur: Wenn man in solchen Ländern jage, befinde man sich in 90 Prozent der Fälle auf Privatgrundstücken. «Deshalb entspricht vermutlich auch nicht jede Jagd den Vorgaben des Schweizer Tierschutzes.»

Dennoch bleibt der Import von Jagdtrophäen in der Schweiz erlaubt. Eine entsprechende Motion der Grünen für ein Import-Verbot wurde erst 2018 vom Nationalrat abgelehnt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?