Schneedecke spielt eine Rolle
Schweizer werden Skifahren langsam verlernen

Die Alpen haben ein Problem: Noch nie gab es so wenig Schnee wie jetzt. Kein Wunder: Es ist Februar und fühlt sich wie Frühling an. Was bedeutet das für die Schweiz? Ein Experte vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung ordnet ein.
Publiziert: 08.02.2024 um 17:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2024 um 09:38 Uhr
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Johannes HilligRedaktor News

Ein Blick von oben auf unsere Berge zeigt: Es sieht übel aus. Viel Gestein, kaum Schnee. «Die Alpen haben momentan, was die Schneebedeckung angeht, Tiefstand», sagt Christoph Marty vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF zu Blick. Allerdings geht es dabei alleine um die Fläche. Also, welche Gebiete sind weiss und welche nicht. «Es spielt keine Rolle, wie viel Schnee liegt.»

Und es gibt massive Unterschiede, was die Schneemasse angeht. «Je weiter unten man schaut, umso klarer, umso dramatischer ist es. Oberhalb von 2000 Metern gibt es überdurchschnittlich viel Schnee diesen Winter, während es aktuell unter 1300 Metern kaum Schnee hat.»

Dieser Januar war so warm wie noch nie

Vor allem in den Voralpen fehlt es für die Wintersportferien teilweise an Schnee. In Höhen um 1000 Meter gibt es höchstens noch Kunstschneebänder. Für Skigebiete in diesen Höhenlagen ist in der Regel kein Betrieb möglich. Und entlang der Voralpen ist die Schneelage auch zwischen 1500 und 2000 Metern weit unterdurchschnittlich.

Mehr Wiese als Schnee: Im Skigebiet Ebenalp-Horn sieht es finster aus.
Foto: keystone-sda.ch
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Kein Wunder: Es ist zu warm. «Nach dem wärmsten Jahr der Messgeschichte startete auch das neue Jahr mit einem Rekord», schreibt Meteo News

«Der Klimawandel frisst sich durch den Planeten. Beim Schnee ist es gut ersichtlich. Das bekommen besonders tiefgelegene Skigebiete zu spüren», so der SLF-Experte. 

Kaum Möglichkeiten, Ski fahren zu lernen

Die hohen Skigebiete werden langfristig profitieren. Marty geht davon aus, dass viele kleinere Ressorts schliessen müssen. «Das bedeutet, dass es weniger Möglichkeiten gibt, Ski zu fahren. Weniger Menschen werden Ski fahren können in Zukunft, weil das Angebot nicht mehr so einfach in so kurzer Distanz zur Verfügung steht.»

Diese düstere Prognose teilt auch ETH-Klimaforscher Reto Knutti. «Wo unsere Eltern noch auf 700 bis 800 Metern Skifahren gelernt haben, ist daran nicht mehr zu denken», sagt Knutti zu Blick. Aktuell können Gebiete noch mit Schneekanonen dagegen ankämpfen. 50 Prozent aller Skiorte werden in der Schweiz beschneit. Aber irgendwann helfe das auch nicht mehr. Ist es zu warm, schmilzt der Schnee. Knutti: «Mit der Physik kann man nicht verhandeln.»

«Sollte es dann mal schneien, ist das eine Ausnahme»

Und diese Entwicklung lasse sich nicht mehr so einfach aufhalten. Marty: «Klimawandel ist eine träge Sache. Für die nächsten Jahre können wir nichts mehr ausrichten, selbst wenn wir aufhören sollten zu atmen. Wenn wir etwas tun, hat das erst Auswirkungen auf die nächsten Jahrzehnte.»

Generell gilt: Wenn nichts passiert, wird Schnee etwas Besonderes. «Wenn die Politik und die Gesellschaft nichts unternimmt, wird es 2060 so gut wie keinen Schnee mehr im Mittelland geben. Sollte es dann mal schneien, ist das eine Ausnahme.»

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