Rouven L. (†29) stirbt nach Messer-Angriff
Schweizer Polizisten trauern um deutschen Kollegen

Polizisten geben viel für andere. Rouven L. (†29) liess gar sein Leben. Der junge Polizist wurde von einem Attentäter heimtückisch angegriffen. Zwei Tage später starb er im Spital. Die Trauer und Betroffenheit sind gross – auch in der Schweiz.
Publiziert: 03.06.2024 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2024 um 08:39 Uhr
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Qendresa LlugiqiReporterin News

Er starb, weil er andere beschützen wollte: Polizist Rouven L.* (29) ist am Freitag in Mannheim (D) von einem Attentäter mit einem Messer heimtückisch von hinten attackiert und schwer verletzt worden. Aufnahmen zeigen, wie der junge Mann nach dem Angriff zu Boden fällt und seinen Kopf festhält. Zwei Tage lang kämpft der Mannheimer um sein Leben – doch am Sonntag die traurige Gewissheit: Rouven L. ist seinen schweren Verletzungen erlegen.

Die Tat schockt Deutschland, trifft Europa. Rouvens Tod ist für viele unbegreiflich.

Hier kam es zur Messerattacke
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Motiv noch unklar:Hier kam es zur Messerattacke

Seine Kollegen versammeln sich am Sonntag am Tatort zu einer Trauer-Zeremonie und gedenken Rouven L. Blumen und Kerzen schmücken seinen letzten Einsatzort.

Suleiman A. (25) ist der Täter von Mannheim. Er ist gebürtiger Afghane aus der Region Herat und kam 2014 nach Deutschland. Er wohnt im südhessischen Heppenheim, ist verheiratet und hat zwei Kinder, wie die Staatsanwaltschaft Karlsruhe mitteilte.
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Viel geteilter Hashtag

Auch auf Social Media wird um den jungen Polizisten getrauert. Vor allem ein Hashtag fällt da besonders auf, der vorwiegend von Beamten geteilt wird: #einervonuns. Auf vielen Posts ist der Hashtag auch in einem Bild eingearbeitet, das im Hintergrund den Polizeistern des Bundeslands Baden-Württemberg – wo Mannheim dazu gehört – zeigt. Rechts oben in der Ecke ist ein schwarzer Trauerstrich zu sehen.

Den Hashtag – meist auch das Bild – teilen ebenfalls Polizisten und Zollbeamte aus der Schweiz auf Linkedin, um ihrer Trauer und Betroffenheit kundzutun. Etwa von der Kantonspolizei St. Gallen, der Polizei Kanton Solothurn sowie der Stadtpolizei Winterthur. So schreibt Larissa Ritschard von der Stadtpolizei Winterthur: «Und es geschehen Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht verstehen und wir stehen still und stumm daneben.» Und Kilian Messerli von der Polizei Kanton Solothurn: «Mein tiefstes Beileid den Kolleginnen und Kollegen der Polizei Mannheim sowie der Familie!»

Trauer um toten Kollegen

Blick hat sich unter den Polizeikorps umgehört. Michael Wirz, Sprecher der Stadtpolizei Winterthur, erklärt: «Wir Polizisten wissen um das Berufsrisiko, im Dienst angegriffen zu werden. Aber wenn jemand aus der Polizei-Familie getötet wird, dann lässt es niemanden kalt, auch über die Landesgrenzen hinaus!»

Bruno Gribi, Sprecher der Polizei Kanton Solothurn, schreibt: «Ein Berufskollege von uns ist in Deutschland während der Dienstausübung auf tragische Weise ums Leben gekommen. Das berührt auch mich und meine Kolleginnen und Kollegen der Kantonspolizei Solothurn. Innerhalb unseres Polizeikorps ist eine grosse Betroffenheit und Trauer zu spüren, was einige meiner Kolleginnen und Kollegen auch mittels des erwähnten Hashtags zum Ausdruck bringen. Diese Tat macht nachdenklich – ganz besonders innerhalb der Polizei.» 

Tägliches Risiko

Ähnlich beschreibt es Melinda Kürsteiner, Sprecherin der Kantonspolizei St. Gallen auf Anfrage: «Der Tod eines Kollegen im Dienst berührt, da viele Polizistinnen und Polizisten sich aufgrund ihrer eigenen Diensterfahrungen in gewaltgeprägte Situationen hineinfühlen können.»

Kürsteiner erklärt weiter: «Gewaltbereite Personen gehören leider zu den täglichen Begleitern der Polizei. Unsere Polizistinnen und Polizisten müssen sich in ihrem Alltag auf jedes mögliche Szenario vorbereiten.» Die oberste Priorität während eines Einsatzes: die eigene Unversehrtheit. Kürsteiner: «Wenn diese aufgrund eines Einsatzes verletzt wird, ist das verheerend.»

Der Tod des Polizisten werde auch in den eigenen Reihen diskutiert. «Es wird den einzelnen Teams überlassen, Ereignisse wie diese, in ihrem Team zu besprechen», so Kürsteiner. «Nicht jeder geht mit solchen Situationen gleich um oder möchte darüber sprechen.» Sowohl Kürsteiner als auch Wirz verweisen auf die Möglichkeit von Peers, falls Polizisten über belastende Ereignisse sprechen möchten: «Bei den Peers handelt es sich um Korps-eigene Kolleginnen und Kollegen mit erweiterten psychologischen Kenntnissen, die als Ansprechpartner bei belastenden Situationen zur Seite stehen.»

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