Roger Schawinski startet Markenkrieg gegen die Lebruments
Neue Runde im Bündner Radiostreit

Erst schnappte er dem Somedia-Verlag die Konzession weg, jetzt greift der Medienpionier nach dem Namensrecht für Radio Grischa. In Chur kommt es zum Showdown.
Publiziert: 21.04.2024 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2024 um 05:00 Uhr
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Reza RafiChefredaktor SonntagsBlick

Der Sieger heisst Roger Schawinski. Mit 78 Jahren schnupperte der Zürcher Medienpionier noch einmal Piratenluft und attackierte das Monopol der Lebrument-Familie mit ihrer Somedia-Gruppe («Südostschweiz», TV Südostschweiz, Radio Südostschweiz).

Lebrument Clan gibt sich kämpferisch

Anfang Jahr erfolgte der Knall, Schawinski schnappte dem Platzhirsch in Chur GR die Radio-Konzession weg. Es war das vorläufige Ende einer langen Fehde zwischen zwei Alphatieren. Statt Radio Südostschweiz kommt künftig nun Radio Alpin in die Kränze respektive an die Bundesberner Subventionstöpfe. Die Rechnung des Herausforderers und seines Mitstreiters, Ex-«Bündner-Zeitung»-Chef Stefan Bühler, ging auf.

Für den Clan um Verleger Hanspeter Lebrument (82) war der Bakom-Entscheid eine bittere Schmach. Tochter und Somedia-Vize Susanne Lebrument (52) sammelt seither Unterschriften gegen die Invasion aus dem Unterland. Ihr Bruder, Somedia-Präsident Silvio Lebrument (56), vermeldete trotzig: «Radio Südostschweiz macht weiter!»

«Etwas zurückbringen»: Roger Schawinski am Freitag in Chur.
Foto: keystone-sda.ch
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Schawinski legt nach

Schawinski aber stochert noch tiefer in der publizistischen Wunde der Lebruments – er will ihnen die Markenrechte für Radio Grischa abluchsen.

Zur Einordnung: Das 1988 gegründete Radio Südostschweiz bzw. RSO hiess viele Jahre lang Radio Grischa. Radio Grischa war ein Bündner «Love Brand» und gehörte zur rhätischen DNA wie Gerstensuppe und Schellen-Ursli. 2015 benannten die Lebruments den Sender für die vereinheitlichte Unternehmensstrategie in Radio Südostschweiz um.

Der Name Radio Grischa aber blieb im kollektiven Gedächtnis – und soll nun bald Schawinski gehören (sein Signature-Spruch: «Isch mini Idee gsi!»).

Antrag für Löschung der Markenrechte ist eingereicht

Er beruft sich auf einen Passus im Schweizer Markenschutzgesetz: Wird eine Marke während fünf Jahren kommerziell nicht verwendet, entfällt der Eigentümeranspruch. Um die Nichtverwendung durch die Lebruments in der entscheidenden Zeitspanne nachzuweisen, hat Schawinski extra ein auf Gebrauchsrecherche spezialisiertes US-Unternehmen engagiert.

Diese Woche flatterte beim Institut für Geistiges Eigentum in Bern ein Gesuch auf Löschung der Markenrechte ein. Der Antrag vom 17. April liegt Blick vor («Es sei die Schweizer Markeneintragung 697239 RADIO GRISCHA wegen Nichtgebrauch zu löschen»). 

Aus Schawinskis Radio Alpin soll Radio Grischa werden. Gegenüber Blick frohlockt er: «Ich werde oft von Bündnerinnen und Bündnern angesprochen, dass sie ihr Radio Grischa vermissen, weil es ihnen weggenommen wurde. Jetzt will ich es ihnen zurückbringen.»

Somedia gibt sich noch nicht geschlagen

Somedia-VRP Silvio Lebrument kündigt auf Anfrage Widerstand an: «Herrn Schawinski geht es wohl vor allem darum, Staub aufzuwirbeln. Ich sehe keine Grundlage für sein Vorgehen. Wir verwenden den Namen Radio Grischa bei uns immer wieder.»

Jetzt kommt es zum Showdown – und Schawinski wähnt sich im Heimvorteil. Sein Vater, ein Einwandererkind polnisch-jüdischer Herkunft, wurde 1916 in der Kantonshauptstadt geboren. Der Sohn sagt zu Blick: «Die Schawinskis waren schon lange vor den Lebruments in Chur.»

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