Ex-Offizier will Gemeindepräsident von Heiden AR werden
Amherd-Lästerer geht in die Politik

Ein Offizier soll bei einem lautstarken Telefonat vertrauliche Informationen preisgegeben und über Bundesrätin Viola Amherd gelästert haben. Nach seiner Freistellung wagt er jetzt einen Neuanfang in Heiden AR und kandidiert als Gemeindepräsident.
Publiziert: 13.04.2023 um 00:25 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2023 um 14:08 Uhr
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Sebastian BabicReporter Blick

Vergangenes Jahr hörte ein Journalist auf der Zugfahrt von Bern nach Zürich zufällig das lautstarke Telefonat eines Offiziers mit. Gemäss den Zeitungen von CH Media soll er unter anderem über Verteidigungsministerin Viola Amherd und Aussenminister Ignazio Cassis gelästert («Schwache Figuren») und interne Einschätzungen zu Putin und dessen Angriffskrieg für viele Mitpassagiere gut hörbar abgegeben haben («Putin ist kein irrational handelnder Akteur»).

Der Zwischenfall führte zur Trennung zwischen dem Offizier und dem VBS. Nun ist klar, um wen es sich dabei handelt: Robert Diethelm (56). «Mein Abschied aus dem VBS war sicherlich mit Frustration verbunden», gibt Diethelm auf Anfrage von Blick unumwunden zu. Offiziell geschah dies «in gegenseitigem Einvernehmen», wobei Diethelm nach eigenen Angaben von sich aus kündigte, um sich «beruflich neu zu orientieren».

Chancen fürs Gemeindepräsidium stehen gut

Diethelm wagt tatsächlich den Neuanfang, wie Blick erfahren hat: Er stellt sich für das Präsidium der Gemeinde Heiden AR auf. «Ich möchte auch aus der Verwaltung in die Exekutive wechseln, in der ich mitbestimme und unmittelbaren Einfluss nehmen kann», erklärt er. Die Chancen stehen grundsätzlich gut. Diethelm ist der einzige Kandidat, nachdem eine breite, parteiübergreifende Findungskommission ihn zur Wahl vorgeschlagen hat.

Robert Diethelm will Gemeindepräsident von Heiden AR werden. Ein lautstarkes Telefonat im Zug von Bern nach Zürich könnte ihm zum Verhängnis werden.
Foto: Keystone
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Ein Gegenkandidat ist nicht in Sicht, doch Diethelm gibt zu bedenken: «In Appenzell Ausserrhoden können sich Kandidaten theoretisch bis zum Wahltag aufstellen lassen. Daher möchte ich keine definitive Prognose abgeben. Ich hoffe aber natürlich darauf und würde mich sehr freuen, gewählt zu werden. Ich glaube, mit meiner Erfahrung in Heiden viel bewegen zu können.»

Sein Leistungsausweis kann sich sehen lassen: Diethelm war 15 Jahre lang für das VBS in führenden Funktionen tätig, gab gegenüber den nationalen Medien unter anderem auch Auskunft über OSZE-Einsätze. Davor engagierte sich der gebürtige Zürcher in der humanitären Minenräumung in Bosnien und bei den Vereinten Nationen.

Ein Neuanfang im Appenzellerland

Zu weitere Details will sich Diethelm nicht äussern. Angesprochen auf sein unschönes Ausscheiden aus dem VBS sagt die Leiterin der Findungskommission für das Gemeindepräsidium von Heiden, Nicole Nobs, zu Blick: «Wir haben Robert Diethelm aufgrund seiner Fähigkeiten und unserer persönlichen Eindrücke vorgeschlagen.» Die Indiskretionsgeschichte sei nicht Gegenstand der Überlegungen gewesen.

In einem Interview in der «Appenzeller Zeitung» Anfang April sagte der Kandidat für das Gemeindepräsidium zu seinem Umgang mit Fehlern: «Die Erfahrung lehrte mich, dass man nur dann aus Niederlagen Lehren ziehen kann, wenn man die Fehler bei sich selbst sucht. Nicht die anderen sind schuld, sondern man selbst hat die Situation offensichtlich nicht richtig beurteilt oder einen Abzweiger verpasst.»

Ob die Wählerschaft ihm seinen Fehltritt verzeiht, wird sich am kommenden Sonntag zeigen. Dann wählen die Heidler ihr neues politisches Oberhaupt.

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