Rechter Mob macht Jagd auf Migranten
Fahren Schweizer Krawalltouristen nach Chemnitz?

Ein Mann kam in Chemnitz (D) bei einem Streit ums Leben. Kurz danach kam es zu Ausschreitungen. Für diese Woche sind weitere Demonstrationen angekündigt. Auch Schweizer könnten dann im rechten Mob mitmarschieren.
Publiziert: 27.08.2018 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:38 Uhr

Ein rechter Mob zog vergangenen Sonntag durch die Innenstadt von Chemnitz (D), machte Jagd auf Migranten. Grund für den rechten Hass: Ein Mann (35) wurde bei einem Streit am frühen Sonntagmorgen tödlich verletzt. Wer die Täter sind, war bis dato noch unklar. Für den rechten Mob schien aber festzustehen, dass es sich um Ausländer handelt. 

Mit dem Schlachtruf «Unsere Stadt, unsere Regeln», rief unter anderem die rechtsextreme Hooligan-Gruppe Kaotic Chemnitz zum Protest auf.

Mittlerweile wurden zwei Verdächtige verhaftet. Ein 23-jähriger Iraker und ein 22-jähriger Syrer.

Gut vernetzte Hooligan-Szene

Für diese Woche sind weitere solche Protestmärsche geplant. Im Internet gebe es verschiedene Aufrufe zu Demonstrationen, sagte eine Sprecherin der Chemnitzer Polizei am Montag.

Auch Schweizer könnten dann mitlaufen. Denn: Es gibt Verbindungen zwischen den Hooligans des Chemnitzer FC und des Grasshopper Club Zürich. Ob die Chemnitzer Polizei sich explizit auf Schweizer Krawallmacher vorbereitet, will sie nicht sagen. Nur so viel: «Wir prüfen momentan alle Informationen und bereiten uns dementsprechend vor», sagt eine Polizei-Sprecherin zu BLICK.

Drohanrufe aus der Schweiz

Dass Schweizer tatsächlich nach Chemnitz fahren werden, ist nicht unwahrscheinlich. Ein Journalist, der sich zu den Ausschreitungen am Sonntag auf Twitter äussert, bekommt kurz darauf einen Drohanruf. Auf dem Display eine Schweizer Nummer.

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Der Anrufer verlangt die sofortige Löschung des Tweets, behauptet, vom deutschen Verfassungsschutz zu sein. Als der Journalist sich weigert, den Tweet zu löschen, folgen zwei weitere Anrufe.

Hunderte Demonstranten auseinandergehalten

Einen Tag nach Übergriffen auf Ausländer in Chemnitz hat die Polizei versucht, ein Aufeinanderprallen von rechten und linken Gruppen zu verhindern. Die rechte Szene hatte eine Kundgebung sowie eine Demonstration durch die Innenstadt beantragt.

Gut eine Stunde vorher hatten mehr als 1000 Menschen gegen rechte Gewalt demonstriert, nur wenige Meter vom rechten Lager getrennt. Nach dieser Kundgebung im Stadtpark von Chemnitz drängten Hunderte Demonstranten in Richtung der Kundgebung der rechten Szene auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Dort skandierten sie Parolen wie «Nationalismus raus aus den Köpfen» und «Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda».

Die rechte Szene hatte am Karl-Marx-Monument eine Kundgebung mit einem Aufzug durch die Innenstadt beantragt. Geschätzt 1000 Menschen hatten sich dort versammelt. Am Monument wurde ein Transparent mit dem Spruch «Deitsch un' frei woll'n mer sei» des Dichters Anton Günther (1876-1937) angebracht.

Hunderte Beamte der Bereitschaftspolizei hatten die Strasse zwischen beiden Kundgebungen gesperrt versuchten, ein Zusammentreffen der beiden Gruppierungen zu verhindern. (jmh/SDA)

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