«Die Isolation ist eine grosse Bedrohung»
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Psychiater Thomas Knecht:«Die Isolation ist eine grosse Bedrohung»

Psychiater Thomas Knecht über die psychischen Auswirkungen des Coronavirus
«Die Isolation ist eine grosse Bedrohung»

Langsam, aber sicher wird die ganze Schweiz zu einer einzigen grossen Quarantäne. Die Angst der Menschen, sich mit dem Coronavirus anzustecken, ist riesig. Doch auch unsere Psyche ist bedroht. Das sagt Psychiater Thomas Knecht (61) im Gespräch mit BLICK.
Publiziert: 13.03.2020 um 23:44 Uhr
|
Aktualisiert: 06.12.2020 um 20:51 Uhr
Ralph Donghi und Marco Latzer

Es bleibt bei einer flüchtigen, aber freundlichen Begrüssungsgeste. Auf das Händeschütteln verzichtet Thomas Knecht (61), Leitender Arzt der Forensischen Psychiatrie am Psychiatrischen Zentrum Appenzell Ausserrhoden, beim Gespräch mit BLICK. Sicher ist sicher.

BLICK: Herr Knecht, was hat die Coronavirus-Welle beziehungsweise was haben die Auflagen des Bundes für Folgen auf die Psyche der Menschen in der Schweiz?

Thomas Knecht:

Was raten Sie Risikogruppen – älteren Menschen und Menschen, die bereits eine schwere Krankheit haben – zu tun, damit sie diese schwierige Zeit ohne grössere psychische Folgen überstehen?

Wichtig ist, dass diese Leute auch von zu Hause aus oder aus einer Isolation heraus den sozialen Kontakt pflegen. Auch wenn es nur per Telefon ist. Sonst können sehr rasch psychische Krankheitsbilder auftauchen.

Welche?

Vor allem Depressionen. Die Menschen können aber auch vermehrt gestresst und aggressiv werden. Es könnte sogar vermehrt Suizide geben. Isolation ist dafür der grosse Risikofaktor. Dies gilt im Übrigen auch für Leute, die nicht zu den Risikogruppen gehören.

Psychiater Thomas Knecht (61): «Die Menschen haben Angst, an dieser Krankheit zu sterben.»
Foto: Marco Latzer
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Muss auch vermehrt mit Gewaltdelikten oder häuslicher Gewalt gerechnet werden?

Das ist durchaus möglich. Menschen könnten in der Öffentlichkeit aggressiv werden, weil sie zum Beispiel nicht mehr in einen Laden dürfen oder sich an gewisse Auflagen halten müssen. Zu Hause sind vor allem Kleinfamilien oder Paare gefährdet, weil man jetzt mehr zusammen ist als gewöhnlich.

Was müssen gefährdete Leute tun, damit sie in der Öffentlichkeit und auch zu Hause möglichst friedlich bleiben?

Ruhe bewahren und den Auflagen der Behörden folgen. Zu Hause könnte man vielleicht wieder mal ein Buch lesen, einen Brief schreiben oder Dinge tun, die man schon lange einmal hätte erledigen wollen. Zum Beispiel Fotos ordnen oder sonst einer Beschäftigung nachgehen, die man gerne tut.

Es gibt also auch positive Aspekte.

Durchaus! Die Menschen können sich wieder näherkommen. Nicht nur zu Hause, auch ganz generell im gesellschaftlichen, mentalen Bereich. So eine Krise schweisst auch zusammen! Und wenn sie irgendwann vorbei ist, werden die Menschen wieder schätzen, was wir eigentlich alles haben. Leider wird dies dann jedoch rasch wieder vorbeigehen und der Alltag einkehren.

Wie sieht denn Ihr Alltag aus, hat er sich verändert?

Nicht gross. Ich gehöre ja noch nicht zur Risikogruppe. Bei Gefahr einer Ansteckung durch einen Patienten kann es aber schon mal sein, dass ein Termin verschoben wird. Ansonsten halte ich mich an die Auflagen: Abstand halten, Hände nicht schütteln, in die Ellbogen husten und niesen sowie Hände waschen. Dann sollte nichts passieren.

Experte fürs Extreme

Dr. med. Thomas Knecht (61) ist einer der bekanntesten Gerichtspsychiater der Schweiz. Der Leitende Arzt der Forensischen Psychiatrie am Psychiatrischen Zentrum in Herisau AR wirkte mit Expertengutachten in vielen spektakulären Gerichtsprozessen mit – beispielsweise im Mordfall des Au-pair-Mädchens Lucie.

Marco Latzer

Dr. med. Thomas Knecht (61) ist einer der bekanntesten Gerichtspsychiater der Schweiz. Der Leitende Arzt der Forensischen Psychiatrie am Psychiatrischen Zentrum in Herisau AR wirkte mit Expertengutachten in vielen spektakulären Gerichtsprozessen mit – beispielsweise im Mordfall des Au-pair-Mädchens Lucie.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

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Hygienemassnahmen

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  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
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  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

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