Die Fasnachtsparty in Einsiedeln geht weiter
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Trotz Corona:Die Fasnachtsparty in Einsiedeln geht weiter

«Polizei hat Situation nicht unter Kontrolle»
Fasnächtler feiern in Einsiedeln SZ einfach weiter

Am Montagmorgen fand in Einsiedeln SZ trotz verhängter Corona-Massnahmen ein illegaler Fasnachts-Umzug statt, viele Leute trugen keine Maske. Die Polizei verteilte nach Sensibilisierungs-Versuchen auch Bussen. Ein paar Fasnächtler machten trotzdem auch am Abend weiter.
Publiziert: 15.02.2021 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2021 um 10:01 Uhr

Das wollten sich die Fasnächtler trotz Versammlungsverbot nicht nehmen lassen: den Sühudi-Umzug in Einsiedeln SZ. Hunderte nahmen daran teil, Tausende schauten zu. Organisiert wurde er von niemandem – er findet jedes Jahr statt.

Dennoch war die Polizei präsent und verteilte auch Bussen, wie David Mynall von der Kapo Schwyz zu BLICK sagt: «Wir sind seit heute Morgen mit zusätzlichen Spezial-Patrouillen der Polizei vor Ort im Einsatz. Aufgrund der grossen Menge, die sich versammelt hat, gestaltet sich die Lage schwierig.»

Leservideo zeigt den Einsiedler Umzug
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Polizei verteilt Bussen:Leservideo zeigt den Einsiedler Umzug

Zwischen 50 und 100 Franken Busse

Zuerst versuchten die Patrouillen die Menge zu sensibilisieren. Für Uneinsichtige gab es aber auch Bussen in der Höhe von 50 bis 100 Franken, wie Mynall sagt. «Es wurden viele Leute abgemahnt und Bussen wegen Verstosses gegen die Maskenpflicht und Verstosses gegen die Versammlung von maximal fünf Personen verteilt.» Insgesamt wurden rund 100 Ordnungsbussen ausgestellt.

In Einsiedeln SZ feierten die Fasnächtler trotz Corona bis am Abend weiter.
Foto: BLICK-Leserreporter
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Anschliessend löste sich die Menschenansammlung langsam auf. Um weitere Ansammlungen, wie sie sich unter anderem auch vor Take-away-Ständen bildeten, zu verhindern, erklärten sich die Betreiber im Gespräch mit der Kantonspolizei Schwyz bereit, diese für Montag zu schliessen.

«Es ist Virus gegen Virus. Fasnachtsvirus gegen Corona»

Mitten im Umzug: Mitte-Nationalrat Alois Gmür (65). Die Fasnacht sei wie ein Virus, darum lasse sie sich auch nicht verbieten, sagt der Mitte-Nationalrat in einem Videointerview zu «20 Minuten». «Es ist Virus gegen Virus. Fasnachtsvirus gegen Corona.» Man müsse hingehen, mit oder ohne Corona Pandemie. Weiter sagt der in Einsiedeln wohnhafte Politiker: «Fasnacht zu Coronazeiten ist sehr schwierig. Es ist eine traurige Zeit. Trotzdem muss man sich austoben können. Darum ist es wichtig, dass es die Fasnacht gibt.»

Als «20 Minuten» den Nationalrat auf die nicht eingehaltenen Abstände anspricht, rechtfertigt sich dieser: «Die Abstände werden mehr oder weniger eingehalten. Sicher bei den Hudi, bei den Zuschauern weniger.» Daran werde die Schweiz in den nächsten Tagen bestimmt nicht untergehen. Zum Schluss meint der Nationalrat: «Die Stimmung ist super, man kommt auf andere Gedanken, und auch allfällige Depressionen können so vermieden werden.»

Partei rügt Gmür

Seine Partei hat wenig Verständnis für den Bierbrauer: Parteipräsident Gerhard Pfister (58) sagt gegenüber BLICK, dass dies «nicht der Haltung der Partei» entspreche. Und rügt seinen Kollegen: «Als Nationalrat ist Alois Gmür eine öffentliche Person und hat eine gewisse Vorbildfunktion.» Sein Verhalten entspreche nicht dem, «was man der Bevölkerung in Corona-Zeiten leider vorschreiben muss».

Nicht nur in Einsiedeln, sondern auch in Würenlingen AG verstiessen Fasnächtler gegen das Versammlungsverbot. Laut der «Aargauer Zeitung» soll der Anlass, an dem um die 200 Leute in Kostümen miteinander feierten, von Privatpersonen organisiert worden sein.

Auch hier wurden die Abstandsregeln missachtet und teilweise keine Masken getragen. Die am Nachmittag alarmierte und sogleich ausgerückte Polizei ging hier ähnlich vor, wie in Einsiedeln: Laut Mediensprecherin Aline Rey habe die Polizei versucht, die Leute auf die geltenden Massnahmen zu sensibilisieren. Bussen wurden jedoch keine verteilt.

Auch am Abend ging die Party weiter

In Einsiedeln ging die Party trotz des Polizeiaufgebots für hartgesottene Fasnächtler auch am Abend weiter. Und zwar am Bahnhof. Dort versammelten sich die Feierwütigen. «Hier sind knapp 100 Leute und haben Spass», sagt ein Leserreporter vor Ort zu BLICK. Die Stimmung sei mehr als ausgelassen. «Vollgas!», so der 20-Jährige. Das hört man auch. Im Hintergrund dröhnt laute Musik.

Die Polizei sei zwar am Platz. Doch davon würden sich die Fasnächtler nicht beeindrucken lassen. «Die Polizei hat die Situation nicht unter Kontrolle. Es wird getrunken, gelacht und getanzt», so der Leserreporter. Die illegale Fasnachts-Party habe sich so ergeben und sei nicht abgesprochen, betont der Innerschweizer. Die Feierwütigen hätten sich einfach gesucht und gefunden.

Später wird die Veranstaltung durch die Polizei unter Kontrolle gebracht. Gegen 23 Uhr wurde der Bahnhof geräumt.

Die Kantonspolizei Schwyz sagt auf Anfrage von BLICK nichts zu dem Einsatz am Bahnhof. Die Behörde betont nochmals, dass an diesem Tag zusätzliche Kräfte im Einsatz seien. (une/pt/jmh)

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