Polizei registriert mehr Diskriminierung
So viele Hass-Taten wie nie

Die Zahl der angezeigten Übergriffe auf ethnische, sexuelle und religiöse Minderheiten nimmt zu. Grund dürfte vor allem die zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung sein.
Publiziert: 01.04.2023 um 15:19 Uhr
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Es ist ein neuer Höchststand: Laut Kriminalstatistik des Bundes verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr 346 Straftaten im Bereich Diskriminierung, Rassendiskriminierung und Aufruf zu Hass. Das sind zehn Prozent mehr als 2021 – und so viele wie noch nie.

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Obenaus schwingt der Kanton Waadt mit 107 registrierten Taten, gefolgt von Zürich mit 50. Die Innerschweiz – so könnte man meinen – ist nahezu diskriminierungsfrei. In den Kantonen Uri, Ob- und Nidwalden wurden überhaupt keine Fälle gemeldet. Luzern und Zug verzeichneten je eine Tat. Die Unterschiede machen die begrenzte Aussagekraft der Statistik deutlich. Gerade im Bereich Diskriminierung hängen die Zahlen stark vom Anzeigeverhalten der Betroffenen ab.

Opfer und Zeuginnen und Zeugen melden sich häufiger

Zwei Expertinnen führen den Anstieg denn auch hauptsächlich auf die gestiegene Sensibilisierung in der Bevölkerung zurück. «Dadurch werden Straftaten von Opfern und Zeuginnen und Zeugen häufiger gemeldet», sagt Alma Wiecken (39), Geschäftsführerin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR). Zudem festige sich das Bewusstsein, dass auch diskriminierende Äusserungen im Internet angezeigt werden können.

Rechtsextreme Aktivisten der Jungen Tat demonstrieren gegen Gender-Diversität. Straftaten im Bereich Diskriminierung haben zugenommen.
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Gina Vega (42), Leiterin der Fachstelle Diskriminierung und Rassismus bei humanrights.ch, ist ebenfalls überzeugt: «Das Thema rassistische Diskriminierung ist sichtbarer geworden.» Betroffene und indirekt Betroffene seien vermehrt bereit, aktiv für ihre Rechte einzustehen.

Schwarze am häufigsten betroffen

Ein Teil des Anstiegs der letzten Jahre dürfte zudem auf eine Änderung im Gesetz zurückzuführen sein. Seit Juli 2020 umfasst die Strafnorm auch die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung.

Wie viele registrierte Taten sich gegen LGBTQ-Personen richten, weist die Polizei nicht aus. Wer wurde diskriminiert und wie? Konkrete Zahlen dazu fehlen.

Hinweise liefert der jährlich erscheinende Rassismus-Bericht des Bundes. Am häufigsten von Diskriminierung betroffen sind demnach Schwarze, gefolgt von Muslimen. Vor allem im strafrechtlichen Bereich dürfte auch Antisemitismus eine zentrale Rolle spielen.

Immerhin bleibt es zumeist bei verbalen Übergriffen und Benachteiligungen. Aber nicht immer. Zuletzt schlugen im Februar unbekannte Männer an der Zürcher Europaallee drei Dragqueens zusammen. Eine von ihnen wurde beim Angriff erheblich verletzt. Sie trug ein gebrochenes Handgelenk, eine Gehirnerschütterung und Platzwunden davon.

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