Verwaltung verärgert ganzen Wohnblock in Frasnacht TG
«Dieser Miet-Pranger ist eine bodenlose Frechheit»

Dicke Luft in Frasnacht TG! Weil nicht alle Bewohner ihre Miete zahlen, hat die Verwaltung reagiert – und alle Mieter ermahnt, ja sogar mit einer Kündigung gedroht. Bewohnerin Anita S. ist empört.
Publiziert: 17.06.2022 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2022 um 12:53 Uhr
Carla De-Vizzi

«Dieser Mietpranger ist eine bodenlose Frechheit», sagt Anita S.* zu Blick. Sie ist wütend – und zwar auf ihre Verwaltung, die Zuger Pierre Sudan Leasing & Finanz AG. Der Grund: eine Ermahnung – und zwar an alle Mieter der drei Mehrparteienhäuser in Frasnacht TG.

Als Anita S. an Auffahrt an die Eingangstür ihres Wohnblocks läuft, hängt da plötzlich ein Zettel an der Glastüre. Betreff: «Ausstehende Mieten».

S. ist fassungslos, was sie da liest. Auf dem Schreiben heisst es: «Mit grossem Bedauern stellen wir fest, dass in dieser Liegenschaft nicht alle Mieter die Miete pünktlich begleichen.» Man solle dies «prompt» erledigen und den Betrag «sofort» überweisen. Ansonsten werde das Mietverhältnis auf den nächstmöglichen Termin gekündigt, schreibt die Zuger Verwaltungsfirma.

In diesen Wohnblöcken in Frasnacht montierte die Verwaltung einen Zettel mit einer Ermahnung an alle Mieter.
Foto: Carla De-Vizzi
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Mieter rissen die Zettel herunter

Das heisst: Auf einen Schlag wussten also jetzt alle Bewohner der 36 Mietparteien, dass ein oder mehrere Nachbarn nicht pünktlich zahlen.

In der Liegenschaft stösst das Schreiben auf Empörung. Die Folge: Die Zettel wurden heruntergerissen. «Wir haben uns alle geärgert», so die Thurgauerin. Auch sie kann es nicht glauben, was sich die Verwaltung da erlaubt. Zudem gebe es Raum für Spekulationen, die nicht nötig seien. «Was geht mich das an, ob die anderen pünktlich zahlen oder nicht?» Das sei Diskriminierung. So hetze man die Mieter doch nur gegeneinander auf.

Anita S. wollte das Schreiben nicht so stehen lassen. Sie nahm einen der Zettel und ging damit ins Stadthaus Arbon zum Mieterschutz. «Sie fanden es zwar auch eine Unverschämtheit, juristisch dagegen vorgehen könne man aber nicht», erklärt die Bewohnerin.

Ermahnung wegen unordentlicher Waschküche

Überhaupt sei das Verhältnis zwischen der Verwaltung und den Mietern angespannt. Schon letztes Jahr flatterte allen Bewohnern ein Brief ins Haus. Eine der sechs Waschküchen sei sehr unordentlich gewesen.

Statt dies den betreffenden Parteien mitzuteilen, schickte die Zuger Firma einen persönlich adressierten Brief an alle 36 Mietparteien – samt Bildern. So stelle man doch nur die Leute bloss, ärgert sich S. und fügt hinzu: «Schon da war ich stinkig!»

Und was sagt die Verwaltung dazu? Die schweigt. Anfragen von Blick bleiben unbeantwortet.

Immerhin: Trotz all des Ärgers fühlt sich Anita S. aber wohl in ihrer Dreizimmerwohnung. Umziehen sei für sie keine Option. Besonders die Lage sei fantastisch. «In die eine Richtung sehe ich auf den Bodensee, in die andere auf den Säntis – und wenn die Sicht gut ist, sieht man gar bis auf die Bregenzer Berge.» Ein Blick, der das Puff mit der Verwaltung schon mal vergessen lasse.

* Name geändert

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