Sohn des toten Ehepaars von Rorschacherberg SG spricht über die Streitereien seiner Eltern
«Es flogen sogar Pfannen durchs Haus»

Am Mittwoch hat ein Mann seine Eltern bei der Kantonspolizei St. Gallen als vermisst gemeldet. Die Polizei fand daraufhin das Ehepaar in ihrem Haus tot vor. Die Strafverfolgungsbehörden ermitteln nun wegen eines Tötungsdelikts.
Publiziert: 16.09.2022 um 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2022 um 18:34 Uhr
Sandro Zulian, Carla De-Vizzi, Anastasia Mamonova

In einer Wohnung an der Sulzbergstrasse in Rorschacherberg SG hat die Polizei am Mittwoch zwei Leichen gefunden. Die Behörden gehen von einem Tötungsdelikt aus.

Sohn Yannick S.* hatte seine Eltern kurz vor 8 Uhr als vermisst gemeldet. Wie die Polizei mitteilt, hat Yannick am Dienstag letztmals mit seinen Eltern Sandra (†56) und Claudio S.* (†61), Kontakt gehabt.

Im Anschluss rückten Mitarbeitende der Kantonspolizei St. Gallen an den Wohnort der beiden aus – und fanden sie in einem Zimmer tot vor. Die Umstände, die zum Tod von der beiden führten, waren zunächst unklar. Ein Tötungsdelikt stand aber da bereits klar im Vordergrund.

In dieser Strasse in Rorschacherberg SG wurde das Ehepaar tot in ihrem Haus aufgefunden.
Foto: Sandro Zulian

Paar war polizeibekannt

Die Obduktionen der Leichen durch das Institut für Rechtsmedizin am Kantonsspital St. Gallen ergab, dass die Österreicherin eines gewaltsamen Todes starb.

Die Behörden gehen davon aus, dass der italienische Ehemann seine Ehefrau umbrachte und anschliessend eines natürlichen Todes – mutmasslich an einem Herzinfarkt – ebenfalls verstarb. Details zum Tatzeitpunkt verrät die Polizei nicht.

Für Sohn Yannick S. ist der Tod seiner beiden Eltern ein riesiger Schock. «Ich habe sie geliebt. Beide waren herzensgute Menschen. Sie haben es nicht verdient, so zu sterben», sagt er zu Blick. Auch seiner kleinen Schwester habe der Verlust der Eltern den Boden unter den Füssen weggezogen – sie sei fix und fertig. «Wir haben mit einem Schlag alles verloren.»

«Was die Polizei geschrieben hat, ist unter aller Sau»

Zudem ist Yannick S. empört darüber, wie die Kantonspolizei St. Gallen zum Vorfall kommuniziert hat. «Was die Polizei geschrieben hat, ist unter aller Sau. Mein Vater wird als kaltblütiger Mörder dargestellt. Aber das ist er nicht!»

Der St. Galler ist nämlich überzeugt, dass seine Mutter Sandra genauso eine Rolle in dem Ganzen gespielt hat. «Meine Mutter hat ihn häufig provoziert. Ich bin mir sicher, dass beide Schuld an dieser Tragödie sind.»

Zudem hätte seine Mutter psychische Probleme gehabt – auch Alkoholismus sei ein Thema gewesen. Immer wieder sei es zu Streitereien – an denen beide gleichwertig beteiligt waren – gekommen. Polizeisprecher Hanspeter Krüsi bestätigt mehrere Einsätze in den letzten vier Jahren. «Sie gingen gegenseitig aufeinander los. Es flogen sogar Pfannen durchs Haus», sagt der Sohn.

Dass die Kantonspolizei von den Zuständen in seinem Elternhaus wusste und dennoch nicht handelte, ist für Yannick unverständlich: «Die Polizei ist sicher schon viermal wegen häuslicher und verbaler Gewalt bei meinen Eltern aufgekreuzt. Unternommen haben sie aber nichts – und jetzt sind sie tot.»

Es habe sich jeweils um verbale Streitereien gehandelt, nicht um strafrechtliche relevante Vorfälle, erklärt Sprecher Krüsi.

Mutter lag tot in der Badewanne

Wie Sandra S. starb, ist noch unklar. Der Kantonspolizei St. Gallen zufolge sei weder eine Schusswaffe noch ein Messer im Spiel gewesen. Die Beteiligung einer Drittperson schliesst die Polizei aus, gestützt auf die vorgefundene Situation, Spuren sowie Befragungen. Im Vordergrund stehe ein Beziehungsdelikt.

Was genau vorgefallen ist, weiss auch Sohn Yannick S. nicht. Er geht jedoch davon aus, dass seine Eltern am Dienstagnachmittag gestorben sind. Und: «Beide lagen tot im Badezimmer. Die Leiche meiner Mutter lag in der Badewanne.»

Zudem hat er keinen Zweifel daran, dass sein Vater an einem Herzinfarkt gestorben ist. In der Vergangenheit hätte er bereits zwei Herzinfarkte erlitten. «Durch den Schock des Todes meiner Mutter hat er vermutlich einen Herzinfarkt erlitten», so der Sohn.

Um mit dem Verlust ihrer Eltern klarzukommen, haben sich die Kinder in psychologische Behandlung begeben. Die Ermittlungen zum Fall sind weiter im Gange.

*Namen geändert

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