Ruedi L. (†57) am Bahnhof Flawil SG getötet
Versetzte Adnan T. (40) ihm den tödlichen Stoss?

Bei einem Streit vor dem Bahnhofskiosk zieht sich der Schweizer Ruedi L. tödliche Verletzungen zu. Den mutmasslichen Täter Adnan T. soll er zuvor provoziert haben. Ein weiterer Verdächtiger ist inzwischen wieder frei, weil er nicht vor Ort war.
Publiziert: 02.09.2021 um 18:46 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2021 um 18:50 Uhr
Marco Latzer

Es ist ein Todesfall mit vielen Fragezeichen. In der Nacht auf Samstag starb Ruedi L.* (†57) vor dem Bahnhofskiosk in Flawil SG. Der Ostschweizer wurde rückwärts zu Boden gestossen und erlag später seinen massiven Kopfverletzungen (Blick berichtete).

Laut dessen Bruder Peter L. habe der Leichnam ausserdem eine Augenverletzung und einen gebrochenen Kiefer aufgewiesen. Mögliche Anzeichen für eine Schlägerei kurz vor dem fatalen Stoss. Mit dem Kosovaren Adnan T.* (40) konnte am Wochenende ein Hauptverdächtiger verhaftet werden.

Freigelassener Verdächtiger will nicht am Tatort gewesen sein

Während für ihn Untersuchungshaft beantragt wurde, ist mit dem Griechen Kostas F.* (39) ein mutmasslicher Komplize wieder auf freiem Fuss. «Mangels Erhärtung eines dringenden Tatverdachts», wie die Staatsanwaltschaft mitteilt. Oder wie es F. selbst gegenüber Blick ausdrückt: «Ich war nicht am Tatort und habe damit nichts zu tun!»

U-Haft beantragt: Adnan T. (40) soll Ruedi L. (†57) am Bahnhof in Flawil SG den tödlichen Stoss versetzt haben.
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Er sei mit Adnan T. an besagtem Abend zwar unterwegs gewesen, habe sich aber vor dem Vorfall von diesem verabschiedet. «Die Abklärungen bei der Polizei haben ergeben, dass ich mich zum Tatzeitpunkt auf dem Heimweg befand», so Kostas F. Trotzdem sei er wegen den im Raum stehenden Verdächtigungen verhaftet worden und habe eine Nacht in einer Zelle verbringen müssen.

Opfer soll Täter in der Unglücksnacht verbal provoziert haben

Er gibt aber auch an, dass sich die Wege des mutmasslichen Täters und des späteren Opfers an dem Abend schon vor der fatalen Begegnung gekreuzt hatten. «Als ich noch mit Adnan unterwegs war, sind wir auf Ruedi und einen seiner Freunde gestossen. Ruedi war sehr angetrunken und hatte ständig ein freches Maul!», behauptet Kostas F.

Die Beteiligten kennen sich. Ihnen ist gemein, dass sie ihre Zeit gerne am Bahnhof Flawil totschlagen. Dort läuft sich ein bunter Mix aus Ausländern und Schweizern, Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern, Drogenkonsumenten und Trinkern tagtäglich über den Weg. Unterschiedlichste Milieus begegnen sich.

Kaum Zeugen und keine Videoüberwachung

Bekannte von Ruedi L. vermuten, dass es beim tödlichen Streit um ein paar wenige Franken gegangen sei, womöglich um die Kosten für ein Bier. Der Verstorbene sei ein friedliebender, geselliger Mensch und ein leidenschaftlicher Jasser gewesen.

Während Ruedi L. seinen Freund an den Bahnhof begleitet haben dürfte, der anschliessend gegen 1 Uhr morgens den Zug nach Uzwil SG nahm, bleibt unklar, weshalb sich Adnan T. dort aufhielt. Der Tatablauf lässt sich nur sehr schwer rekonstruieren, nicht nur weil Augenzeugen offensichtlich Mangelware sind.

Denn am Bahnhof Flawil gibt es im öffentlichen Raum keinerlei Videoüberwachung, obwohl es sich um einen regionalen Knotenpunkt handelt. Die Gemeinde macht gegenüber Blick Bedenken wegen des Datenschutzes geltend. Obwohl es dort immer wieder zu Zwischenfällen kommt.

Wilde Prügeleien am Bahnhof

So berichten Augenzeugen von einer wilden Schlägerei zwischen zwei Frauen, die sich nur rund eine Woche vor dem tödlichen Zwischenfall in die Haare geraten seien. Ein Freund von Adnan T. führt Blick gar ein Video auf seinem Handy vor, das zeigt, wie er einen Kontrahenten bei der Bushaltestelle am Flawiler Bahnhof brutal verprügelt. Er fügt an: «So regeln wir das hier. Mann gegen Mann und ohne Scheissbullen!»

* Namen geändert

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