Neue Fälle aus dem Aargau
Die Teer-Gauner pflastern weiter!

Mit Mafia-Methoden nehmen Gauner im Kanton Aargau ihre Opfer aus: Sie teeren Plätze und verlangen dafür im Anschluss hohe Geldsummen. Betroffene sind hilflos – die Polizei ist machtlos.
Publiziert: 06.11.2015 um 09:56 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:16 Uhr
Von Beat Michel

Fassungslos steht Bauer Kurt Kramer (43) an der Auffahrt zu seinem Hof in Leibstadt AG. Der Landwirt hatte Anfang Woche unangemeldeten Besuch von Teergaunern. «Sie fragten nicht, sondern kippten den Belag gleich auf die Strasse vor dem Hof. Dann begannen sie mit den Arbeiten. Ich konnte sie nicht daran hindern», so Kramer.

In kürzester Zeit sind die Einfahrt und der Vorplatz geteert – insgesamt 200 Quadratmeter Pfusch. Bei der Scheune geht die Türe nicht mehr zu, und von der Einfahrt her läuft das Regenwasser jetzt einfach auf die Strasse. Mit Folgen: Bereits hat sich die Gemeinde beim Bauern beschwert und mit einer Anzeige gedroht.

Der Landwirt aber hat ganz andere Sorgen. Die Teergauner wollten von Kramer 8000 Franken, doch er konnte nur 3000 auszahlen. Am Tag darauf kamen die Gauner zurück und drohen Kramer. Er läuft davon, doch die Typen rufen ihm hinterher: «Es kommt noch eine Rechnung von uns. Absender ist dann die Teermafia!»

Warteck-Besitzer Peter Vögele (l.) und Wirt Claudio Tirinzoni.
Foto: Beat Michel
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Auch im Dorf, beim Restaurant Warteck, trieben die Gauner ihr Unwesen. «Sie kamen und kippten mehrere Haufen Asphalt auf den Parkplatz. Dann sprachen sie über einen Auftrag, doch wir wussten von nichts», sagt Pächter Claudio Tirinzoni (51). Der sechsköpfige Bautrupp spricht englisch, beginnt sofort mit der Arbeit. «Ich sagte, sie sollen aufhören. Ohne Erfolg», so Tirinzoni. Er ruft die Polizei. Die kommt auch, sogar die Grenzwacht rückt mit an. Doch die Männer werden nicht verhaftet.

Warteck-Besitzer Peter Vögele (68) kommt hinzu, verhandelt mit den Engländern und drückt die Truppe von 5600 auf 3500 Franken. Zähneknirschend zahlt er. Auch weil die Gauner ins Restaurant stürmen und die Gästen bedrohen.

BLICK findet die Teertruppe im Hotel-Restaurant Sonne in Etzgen AG. Auf dem Parkplatz stehen die Fahrzeuge der Ganoven: ein weisser Mitsubishi-Pick-up mit britischem Kennzeichen und ein schwarzer Peugeot. Gestern gingen sie wieder auf Tour: Bei mindestens drei Einfamilienhausbesitzern in Gansingen AG, Bözberg AG und in Full-Reuenthal AG.

Am Mittag interessiert sich auch die Kantonspolizei Aargau für die Männer. «Wir haben ihre Personalien aufgenommen», sagt Polizeisprecher Bernhard Graser. «Mehr können wir nicht tun. Sie haben korrekte Aufenthaltsbewilligungen und sogar Wohnsitze in der Schweiz.»

BLICK weiss: Die Gauner haben meist einen englischen Pass, einen osteuropäischen Hintergrund und sind international vernetzt. Beide Fahrzeuge sind auf einen Christopher D.* eingetragen. Sein aktueller Wohnort: Langenthal BE. Hier ist auch der Sitz der zuständigen Asphaltfirma.

An der Adresse gibt es ein Hotel und passend für eine Organisation, die ihre Opfer mit Mafiamethoden ausnimmt, eine Pizzeria.

* Name der Red. bekannt

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