Er schlich sich in Davos GR nach der Abdankung in die Kirche
Dieb klaut Kollekte von totem Buben (†5)!

Jetzt ist nichts mehr heilig! Kurz nachdem eine Familie von ihrem toten Kleinkind Abschied genommen hat, schlägt in Davos ein herzloser Kirchendieb zu. Die Betroffenen reagieren mit einem bewegenden Appell an den Täter.
Publiziert: 17.09.2020 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2020 um 12:09 Uhr
Marco Latzer

Das eigene Kind zu Grabe tragen zu müssen, ein Albtraum für alle Eltern. In Davos GR nimmt letzte Woche in der reformierten Kirche St. Johann eine Familie Abschied von ihrem Buben (†5). Zu der Trauer mischen sich nach der Abdankung Wut und Fassungslosigkeit.

Ein herzloser Dieb ist nach der Zeremonie am vergangenen Dienstag in die Kirche eingestiegen und hat die Kollekte mitgehen lassen. Vom Geld, das eigentlich für die Stiftung Mahana for Kids, die sich für leberkranke Kinder einsetzt, gedacht war, fehlt jede Spur.

«Wir fordern dich auf, das Geld zurückzugeben!»

In einem via «Davoser Zeitung» auf Facebook verbreiteten Schreiben wenden sich die Eltern des toten Kindes direkt an den Übeltäter: «Uns trifft deine Tat sehr, sie macht uns wütend und traurig zugleich. Wie respektlos und gewissenlos ist es, Geld zu stehlen, das für kranke Kinder gesammelt wurde!»

Kirchgemeindepräsidentin Marianne Aguilera (69) brachte die später gestohlene Kollekte noch eigenhändig in die Sakristei.
Foto: Zvg
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Gegenüber BLICK will sich die Familie nicht äussern, der Schmerz und die Wut seien noch zu gross. Was sie erwarten, machen die Eltern aber in ihrem Schreiben an den Langfinger klar: «Wir fordern dich auf, dein Gewissen und deinen Verstand einzuschalten und das Geld zurückzugeben oder direkt an die Stiftung zu überweisen.»

War es ein Insider?

Erschüttert zeigt sich auch Kirchgemeindepräsidentin Marianne Aguilera (69). Sie war bei der Abdankung für die Messmerin eingesprungen und hatte das Geld in die Sakristei gebracht. «Ich bin sehr betroffen von diesem Vorfall und konnte es am Anfang kaum glauben», sagt sie gegenüber BLICK.

Aguilera ist überzeugt, dass der Täter sich in der Kirche St. Johann ausgekannt haben muss, da dieser sich über eine interne, sonst immer verschlossene Empore Zugang verschafft habe. «Dafür braucht es Ortskenntnisse. Diese Person hat sehr gezielt nach Geld gesucht», so Aguilera.

Kirchgemeinde will an Stiftung spenden

Es sei der erste Vorfall dieser Art. Am offenen Zugang zu der auch bei Touristen beliebten Kirche St. Johann wolle man nichts ändern. «Wir kamen nicht einmal dazu, das Geld im Kollektentopf auszuzählen. In der Kirchgemeinde haben wir uns zwischenzeitlich dazu entschieden, von uns aus ebenfalls einen Betrag an die Stiftung zu spenden», kündigt Marianne Aguilera an.

Anita Senti, Mediensprecherin der Kantonspolizei Graubünden, bestätigt auf Anfrage von BLICK den Eingang einer Strafanzeige. Ermittelt wird wegen Diebstahl und Hausfriedensbruch. «Die Abklärungen laufen. Eine Täterschaft konnte bislang noch nicht ermittelt werden», so Senti.

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