Auf Olma-Patrouille mit der St. Galler Stadtpolizei
Am Volksfest hat die Polizei nichts zu feiern

Wenn die Ostschweiz feuchtfröhlich feiert, beginnt für die St. Galler Stadtpolizei der Knochenjob: Unter promillegetränkten, zumeist männlichen Feierwütigen schauen ihre Beamten für Recht und Ordnung.
Publiziert: 16.10.2017 um 17:24 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2018 um 23:31 Uhr
Marco Latzer

Wenn die Olma um 19 Uhr abends schliesst, gilt es für Einsatzleiter Primo Inauen (42) und seinen Stellvertreter Kevin Koller (37) ernst. Mehrere Zehntausend Partygänger strömen aus den Degustationshallen auf den St. Galler Jahrmarkt. Einige von ihnen sind schon derart betrunken, dass sie kaum noch stehen können.

Mittendrin im Gewusel

«Einer lief vorhin auf die Autobahn, jetzt wurde uns gerade eine Person gemeldet, die nicht mehr ansprechbar ist», sagt Inauen, als BLICK zur Nachtschicht mit den Polizisten eintrifft. Nur Sekunden später rauscht eine Ambulanz mit Blaulicht vorbei – Alltag im Olma-Trubel.

Wenige Minute später stossen Inauen und Koller auf einen betrunkenen jungen Mann. Er hat den Kopf gesenkt, wirkt absolut hilflos. Jemand aus der Familie soll ihn abholen. Zwei weitere Polizisten stossen dazu, um die Alk-Leiche zu übernehmen. «Pass auf Philipp, dass du nicht in die Kotze stehst», sagt Koller zu einem jungen Kollegen.

Sicherheit ist ihr Job: Die St. Galler Stadtpolizei macht während der Olma zahlreiche Überstunden.
Foto: Thomas Lüthi
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Gewaltbereitschaft gestiegen

Nach anderthalb Stunden vor den Hallen starten die beiden ihren Rundgang durch den Jahrmarkt. Primo Inauen und Kevin Koller sind bei diesem Job nicht auf sich alleine gestellt. Fast minütlich laufen sie an weiteren Polizisten vorbei, die sich in orangen Westen unters Volk gemischt haben.

Wie viele es sind, bleibt ein Geheimnis – aus einsatztaktischen Gründen. Klar ist nur, dass das Aufgebot in den letzten Jahren stetig vergrössert wurde. Dazu führten Reklamationen der Anwohner, aber auch eine steigende Gewaltbereitschaft der Feierwütigen. Ist viel Alkohol im Spiel, sinkt gerade bei testosterongetriebenen jungen Männern die Hemmschwelle. 

Im Notfall gibt es eine Eingreiftruppe

Inauen und Koller seien beide auch schon körperlich angegangen worden, erzählen sie. Die Lehren daraus: Eine Interventionstruppe im Hintergrund steht bereit, um notfalls ein- und durchzugreifen. Eine solche Eskalation gilt es aber zu vermeiden. 

Die beiden Polizisten laufen den ganzen Abend immer wieder bestimmte Hotspots ab – wie eine unscheinbare Parkgarage am Rande des Geschehens. Sie ist mit Urin und Erbrochenem verunreinigt. «Das macht die Olma-Zeit für die Anwohner nicht einfacher», sagt Koller. Tatsächlich zieht er mit Inauen am Laufmeter Wildpinkler aus dem Verkehr.

Schutz für lärmgeplagte Anwohner

60 Franken kostet das in St. Gallen. Immer wieder mischen sich Unbeteiligte ein. «Im Bussenverteilen seid ihr stark. Aber wenn es dann mal knallt, versteckt ihr euch, ihr Memmen!», ruft ein Passant. Die beiden Polizisten lassen sich nicht provozieren. «Wir müssen uns viel anhören. Aber wir haben ein dickes Fell», so Koller.

Während Stunden laufen die beiden das Gelände ab, kontrollieren Jugendliche, überwachen die Ausgänge der Festzelte und das angrenzende Quartier. Beim BLICK-Besuch bleibt es weitestgehend friedlich, Gewalttätigkeiten bleiben aus. Nur ein Standbetreiber gibt an, mit einer Kopfnuss niedergestreckt worden zu sein. 

«Es war ein überraschend ruhiger Abend», bilanziert Primo Inauen. Aber schon morgen kann das anders sein. «Nach elf Tagen Jahrmarkt sind wir froh, wenn die Olma wieder für ein Jahr vorbei ist», ergänzt Koller.

Mehr zur Entstehung und Tradition der Olma lesen Sie hier.

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