Frostalarm beim Aprikosen-Produzenten
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Plantagen werden beheizt:Frostalarm beim Aprikosen-Produzenten

Obstbauern fürchten wegen Wintereinbruch um ihre Ernte
Das hält keine Kirsche aus!

Viele Kirschbäume stehen durch die warmen Frühlingstage in voller Blüte. Der Wintereinbruch bedroht nun den grossen Teil der Steinobsternte. Wenige Zehntel Grad sind entscheidend.
Publiziert: 04.04.2022 um 10:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2022 um 12:34 Uhr
Beat Michel

Die Wetterprognose lässt die Bauern quer durch die Schweiz um ihre Ernte zittern. Bis in tiefste Lagen dominiert Grau-Blau – das heisst zwei bis vier Grad unter null. Die Aprikosen sind kaum mehr zu retten, die Kirschproduzenten kämpfen jetzt mit Folien und Feuer um jeden einzelnen blühenden Baum.

Dem Kältetod den Kampf angesagt hat auch Beeren- und Obstproduzent Thomas Lehner (44) aus Braunau TG. Sein Team hat am Sonntag früh begonnen, möglichst viele Kirschbäume mit Folie zu bedecken. «Wir konnten erst beginnen, als es aufhörte zu schneien», sagt er zu Blick. «Die Folien sind nicht für Schneelast geeignet.»

Es bleibt wenig Zeit

Weil jetzt wenig Zeit bleibt, kann der Thurgauer auch nicht die ganzen fünf Hektaren schützen: «Wir beschränken uns auf die zwei ertragreichsten Hektaren. Wir stellen Pelletheizungen und Heizfackeln auf.» Noch heikler wird es für seine Aprikosen: «Die Blüte ist schon durch, die Früchte ertragen wenig Frost. Die müssen wir wohl abschreiben. Aber zum Glück haben wir nicht so viele Aprikosenbäume.»

Kirschen in Gefahr: In der Nacht auf den 4. April 2022 fallen die Temperaturen möglicherweise bis auf vier Grad unter null. Wenn die Blüten so weit geöffnet sind, sterben sie bei der Temperatur ab.
Foto: Zvg
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Der Schweizer Obstverband bestätigt, dass die ganze Schweiz von dem Temperatursturz betroffen ist. «Vor allem für Steinobstproduzenten, also von Kirschen, Aprikosen und Zwetschgen, wird es heikel» sagt Beatrice Rüttimann, Sprecherin vom Schweizer Obstverband. Je nach Entwicklungsstadium der Blüten, könnten bereits zwei Grad unter null die Blüten absterben lassen.

Prognosen ab Dienstag stimmen zuversichtlich

Ein weiteres Problem könnte allfälliger Wind sein. «Da müsste man die Folien wieder einrollen», erklärt Rüttimann. Aber: «Die Wetterprognosen ab Dienstag stimmen die Obstproduzentinnen und -produzenten zuversichtlich.» Die Temperaturen sollen die kommende Woche nicht mehr unter die Nullgradgrenze fallen.

Anderen Obst-, Gemüse-, Getreide- oder Beerensorten macht der Frost heute Nacht nichts aus. Die Blüten der Apfel- und Birnbäume sind noch nicht geöffnet und vertragen darum die Kälte gut.

Nur Steinobstblüten sind in Gefahr

Sandra Helfenstein, Sprecherin beim Schweizerischen Bauernverband, bestätigt, dass ausser den Steinobstproduzenten die Bauern keine Probleme haben werden. Sie schreibt auf Anfrage: «Je nach Stärke des Frostes können neben den früh blühenden Obstsorten die Frühkartoffeln leiden. Aber diese sind standardmässig abgedeckt. Bei den übrigen Kulturen sehe ich kein Problem.»

Ob die Kirschblüten abfrieren, hängt von wenigen Zehntel Grad ab. Die Bauern hoffen jetzt auf eine Wolkenwand: «Wenn der Himmel bedeckt ist, fällt die Temperatur weniger tief. Das könnte die Blüten retten», sagt Thomas Lehner.

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