Die Tat ist unfassbar – und nicht zu verstehen. Der beliebte Obdachlose Fredi* (†66), ein friedlicher Mann, der freiwillig auf ein Dach über dem Kopf verzichtete und nie Probleme machte, wurde in der Nacht auf Sonntag vor einer Woche gewaltsam getötet. Seit sechs Jahren hatte er auf einer Bank beim Gemeinschaftszentrum Bachwiesen in Zürich-Albisrieden übernachtet. Fredi lebte in Einklang mit den Nutzern des GZ und der Leitung der Institution.
Blick-Recherchen zeigen: Der Mann, den die Polizei als Tatverdächtigen verhaftet hat und der die Tat gestanden hat, ist Paulo D.* (20) – ein junger Arbeitsloser, der zuvor weder mit dem GZ noch mit dem Toten etwas zu tun hatte.
Paulo ist Autist
Der junge Mann leidet gemäss Quellen aus seinem Umfeld seit vielen Jahren an einer psychischen Krankheit und ist deswegen in Behandlung. Paulo D. sei Autist und wohne die meiste Zeit in einer Institution. Im Umfeld des Täters hat sich bereits herumgesprochen, was in der Tatnacht passiert ist.
Fredi sei ein Zufallsopfer gewesen, sagen Bekannte. Paulo sei an dem Abend betrunken gewesen und auf dem Heimweg zu seinen Eltern gewesen, die nur wenige Gehminuten vom Tatort entfernt wohnen. Er habe den obdachlosen Fredi auf seiner Bank gesehen und ihn angegriffen. Mit unzähligen Schlägen soll er auf Fredi eingeschlagen haben.
Er filmte die blutige Attacke und stellte die Szene auf Snapchat. Bereits nach kurzer Zeit wurde das Video gelöscht. Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass sie von dem Video Kenntnis hat.
Vor einem Jahr in Schlägerei verwickelt
Der psychisch kranke Mann hätte vor Wochenbeginn zurück in eine Institution einer Zürichsee-Gemeinde einrücken sollen. Doch noch am Sonntag wurde er verhaftet und kurz darauf in Untersuchungshaft versetzt. Er ist geständig.
Wie es in seinem Umfeld heisst, wurde er bereits letztes Jahr in eine Schlägerei verwickelt. Er soll schon damals bereits mehrere Tage in Haft verbracht haben. Die Stadtpolizei Zürich bestätigt auf Anfrage von Blick aber nur, dass der Verhaftete polizeibekannt ist.
«Es macht keinen Sinn, dass er für immer weg ist»
Wegen der laufenden Untersuchung und dem Persönlichkeitsschutz gibt weder die Staatsanwaltschaft noch die psychiatrische Poliklinik der Stadt Zürich zu dem Fall weitere Informationen bekannt. Es gilt die Unschuldsvermutung. Die Befragungen im Umfeld des Verhafteten sind noch immer am Laufen. Wann die Beerdigung von Fredi stattfindet, wurde noch nicht bekannt gegeben.
Im Einkaufszentrum Letzipark, wo Fredi am liebsten vor dem Coop-Take-It sein Bierchen trank, zünden seine Freunde noch immer Dutzende von Kerzen an. Am Mittwoch, an seinem Geburtstag, versammeln sie sich wieder dort. «Ich vermisse unseren Freund. Die guten Gespräche, seinen guten Ratschlag», sagt sein ehemaliger Freund Bozo (63). «Ich kann nicht glauben, dass Fredi tot ist. Es macht keinen Sinn, dass er jetzt für immer weg ist.»
* Namen geändert