Neue Masche im Liebesbetrug
Buchhalterin fällt auf falschen FCB-Agenten rein

Susanna K. (43) ist enttäuscht und wütend: «Ich bin einem Liebesschuft aufgesessen. Rund 50'000 Franken habe ich diesem Tom überwiesen.» Der vermeintliche Amerikaner schwindelte seinem Schweizer «Darling» vor, dick im Fussballbusiness zu sein.
Publiziert: 07.06.2018 um 23:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:00 Uhr
Viktor Dammann

Der Kontakt kommt via Facebook. Die Nachrichten klingen vertrauenswürdig. Die Stimme ist angenehm. Das Aussehen des George-Clooney-Verschnitts ansehnlich. Alles eiskaltes Kalkül eines Liebesschufts. Sein Opfer: Susanna K. aus der Ostschweiz.

Im Juli 2016 lernt sie den vermeintlichen Amerikaner «Tom (Thomas) Reid» übers Internet kennen. «Er hat geschrieben, dass er in der Welt des Sports arbeitet und bald mal nach Zürich käme.» Dort wohne er in einem Fifa-Appartement, erzählt Susanna K.

Die Buchhalterin möchte Genaueres wissen. «Ich bin Vermittler zwischen Fussballklubs und Spielern. So reise ich in verschiedene Länder, um junge Talente aufzuspüren», schreibt Tom. Er habe auch mit der Fifa und dem FC Basel zu tun.

Der angebliche Tom Reid gab sich als Fussballagent aus und soll so eine Ostschweizerin um 50'000 Franken betrogen haben.
Foto: zvg
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Der angebliche Fussball-Agent behauptete, dass er mit der Fifa und dem FC Basel zusammenarbeite.
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«Tom hatte eine sehr angenehme Stimme»

«Einige Tage später wollte er meine Telefonnummer», erinnert sich Susanna K. «Dann hat er mich angerufen, und wir haben über Gott und die Welt gesprochen. Er hatte eine sehr angenehme Stimme.»

Susanna will Fotos. Tom mailt ihr Bilder: Er posierend in einer Grossstadt. Er amüsiert mit einem Kollegen. Nur für den Schweizer Besuch reicht es nicht. Viel zu beschäftigt. 

Plötzlich hat der Clooney-Verschnitt Geldprobleme

Doch plötzlich plagen Tom Geldsorgen. Der Vertrag mit dem FC Cardiff wäre geplatzt, weil er mit einem unlizenzierten Agenten zusammengearbeitet habe. Er müsse nun eine Busse bezahlen und brauche dringend 7000 Franken.

Die Ostschweizerin lässt sich breitschlagen, will helfen. Sie solle das Geld aber nicht nach England, sondern in die Türkei überweisen. Dort seien zwei seiner Freunde.

«Dann hatte er mich an dem Punkt, wo er mich haben wollte», resümiert Susanna K. Nach der ersten Überweisung folgen die nächsten Darlehenswünsche, immer mit Liebesbeteuerungen versehen: «Honey, ich schwöre mit meinem Leben, du bekommst jeden Penny zurück.» 

Ein falscher englischer Justizminister kommt ins Spiel

Im August geht es um einen angeblichen Deal über 250'000 Pfund. «Er schrieb, dies sei für ein Geschäft mit einem walisischen Fussballklub. Um den Bonus zu erhalten, müsse er 6800 Pfund bezahlen», erinnert sich Susanna K.

Als «Beweis» erhält sie eine Bestätigung des englischen Justizministeriums, dass ihr Tom einen Anspruch auf das Geld hat. Unterzeichnet ist das Schreiben vom stellvertretenden Justizminister Lord Winfield Scott. 

Der Sprecher des englischen Justizministeriums sagt zu BLICK: «Ich kann bestätigen, dass das Dokument betrügerisch ist. Lord Winfield Scott scheint ein verstorbener US-General zu sein.» 

Daneben gaukelte Tom seinem «Honey» auch Deals mit dem englischen Fussballverband vor. Susanna überweist und überweist – insgesamt rund 50'000 Franken. Als sie ihr Geld zurück will, wird sie vertröstet, dann bricht der Kontakt ab.

Auf BLICK-Anfrage stellt auch der englische Fussballverband klar, dass das Dokument nicht von ihnen stammt. Auch dem FC Basel ist ein Tom Reid unbekannt. 

Susanna K: «Am schlimmsten ist der Vertrauensverlust»

Susanna weiss, dass sie zu gutgläubig war: «Tom hat diese Lügengeschichten buchstäblich gelebt. Auf jede kritische Frage hatte er eine adäquate Antwort parat. Viel schlimmer als das Geld ist der Vertrauensverlust.» Sie hat Anzeige wegen Betrugs erstattet.

*Name geändert

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