Nach Schliessung von Berghotel am Oeschinensee – jetzt spricht der Besitzer
«Wir wollen die Mitarbeitenden schützen»

Das Berghotel Oeschinensee bleibt diesen Sommer für Übernachtungen geschlossen. Im Restaurant gibt es neu ein Selbstbedienungskonzept. Der psychische Druck für die Servicemitarbeitenden und sie selber sei zu viel geworden, sagen die Besitzer.
Publiziert: 28.05.2023 um 16:56 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2023 um 10:00 Uhr
Janine Enderli

Die Beweggründe für die Schliessung des Berghotels am beliebten Oeschinensee oberhalb Kandersteg BE lassen aufhorchen. Die Mitarbeiter würden mit «kaum erfüllbaren Gästeerwartungen» konfrontiert, schreibt das Paar auf Facebook. Und: «Oft ist die Servicecrew einer gesellschaftlichen Respektlosigkeit, Frechheit und Arroganz ausgesetzt.»

Das Hotel bleibt diesen Sommer deshalb für Übernachtungen geschlossen. Das Restaurant läuft via Selbstbedienung. Wirt Christoph Wandfluh erklärt gegenüber Blick: «Der Hauptgrund für unsere Entscheidungen liegt bei der Gesundheit von uns und unseren Mitarbeitenden.»

Belästigungen, abschätzige Bemerkungen und Morddrohungen gehörten die letzten Jahre immer wieder zur Tagesordnung. Dies fordert seinen Preis: «Unsere Mitarbeitenden stehen unter enormem Druck. Es läuft etwas falsch, wenn man beim Job regelmässig persönlich und unter der Gürtellinie angegriffen wird. Wir als Chefs müssen reagieren, wenn sich solche Situationen häufen, ansonsten stehen wir in zwei Jahren alleine da. Beim aktuellen Personalmangel müssen wir uns für unser langjähriges Team einsetzen. Daher haben wir entschieden, das Gastronomiekonzept anzupassen.»

Das Ehepaar Wandfluh hat sich entschieden, ihren Betrieb am Oeschinensee umzugestalten.
Foto: Facebook @Berghotel Restaurant Oeschinensee
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Drohender Bergsturz immer präsent

Das ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Der drohende Bergsturz vom «Spitze Stei» trägt auch einiges zur angespannten Situation bei.

Einerseits fällt durch das behördliche Sperrgebiet am rechten Seeufer ein grosser Teil der nutzbaren Fläche für die Besucher weg und führt zusätzlich zu Dichtestress. Andererseits müssen die Betriebe am Oeschinensee stets damit rechnen, dass sie bei einer Verschlechterung der Situation innerhalb von 24 Stunden geschlossen werden können. Die Situation ist vergleichbar mit derer von Brienz GR.

Die Wirte haben sich entschieden, nicht aufzugeben, und haben stattdessen auf Selbstbedienung umgestellt. Ihr Ziel ist es, die Gäste weiterhin mit frischen und regionalen Produkten zu verwöhnen und die Lebensfreude und Lebensqualität zurückzubringen. In den sozialen Medien bekommen die Wirte sehr viel Zuspruch für ihr Vorhaben. Es häufen sich Kommentare, in denen die Wandfluhs dafür gelobt werden, dass sie sich für sich selbst und ihre Mitarbeiter einsetzen – und den Spass an der Arbeit wieder zurückerlangen wollen.

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