Nach Porno-Skandal
Jetzt sucht die Brauerei Schützengarten AG doch noch einen neuen Chef

Ihr Chef hat Pornos am Arbeitsplatz konsumiert – doch die Sekretärin musste das Feld räumen. Dies, obwohl der Kadermitarbeiter eines Betriebes der Schützengarten AG die Verfehlungen zugab. Jetzt gibt die Firma bekannt, dass ein neuer Vorgesetzter gesucht wird.
Publiziert: 13.10.2022 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2022 um 19:17 Uhr
In einem Schützengarten-Betrieb musste eine Sekretärin gehen, nachdem sie sich über den regelmässigen Pornokonsum bei der Arbeit ihres Chefs beklagt hatte. Die Brauerei argumentierte: Die Kündigung sei wegen schlechter Leistungen erfolgt.
Foto: Brauerei Schützengarten
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Gisela F.* (59) warf ihrem Chef bei einem Schützengarten-Betrieb vor, regelmässig Pornos im Büro konsumiert zu haben. Ohne jegliche Hemmungen und Rücksicht auf die Mitarbeiter. Nachdem sie sein Verhalten angesprochen hatte, musste nicht der fehlbare Chef seinen Arbeitsplatz räumen, sondern die Mitarbeiterin!

Nachdem Blick über den Fall berichtet hat, veröffentlicht die Geschäftsleitung am Donnerstag eine Stellungnahme. «Wir verurteilen das Fehlverhalten des Vorgesetzten und bedauern, dass die ehemalige Mitarbeiterin darunter leiden musste», heisst es im Schreiben. Man dulde «solch verwerfliches Verhalten» nicht, denn der Verhaltenskodex verbiete «jede Art der Belästigung».

Gisela F. fällt ein Stein vom Herzen

Ausserdem wird jetzt ein neuer Chef gesucht. «Die Nachfolgeregelung für die Neubesetzung der Vorgesetztenstelle» sei im Gang und werde demnächst umgesetzt. Im Laufe des Donnerstags bestätigt das Unternehmen: Dem Vorgesetzten wurde gekündigt.

Nachdem die Sache nun endlich raus ist, fällt Gisela F. ein Stein vom Herzen. «Ich habe sehr viele Reaktionen bekommen – nur positive.» Besonders gefreut hat sie das Verständnis ihres aktuellen Arbeitgebers. «Er hat mich am Morgen direkt angerufen und mir gesagt, dass ich seine volle Unterstützung habe.» Auch viele Getränkehandel-Kunden aus ihrer Schützengarten-Zeit haben sich gemeldet. Wer sich nicht gemeldet hat: Schützengarten.

Von Pornos zu Mobbing

Als Gisela F. ihren Chef im Jahr 2021 auf die Porno-Vorfälle ansprach, ging es zunächst mit Kritik an ihrer Arbeit los und endete mit einer Kündigung. Die Frau nahm sich einen Anwalt, worauf ihre Kündigung zurückgezogen wurde. Doch auch der Chef durfte bleiben. Er wurde lediglich verwarnt. Die Begründung: F. habe die Beschwerde erst nach Jahren vorgetragen. Die Chefetage hoffte, dass «mit der jüngsten Eskalation beide Beteiligten an ihre Pflichten erinnert und aufgerüttelt worden sind», hiess es damals in einem Schreiben der Geschäftsleitung an den Anwalt von Gisela F.

In der Tat hören die Porno-Zwischenfälle daraufhin auf. Doch das Verhältnis zwischen der Frau und dem Mann bleibt angespannt. Kurze Zeit später wird sie innerhalb des Unternehmens versetzt. Die Sekretärin muss fortan als Verkäuferin in einem Getränkemarkt arbeiten. Dort fühlt sie sich aber unwohl und wird gemobbt. Lange hält Gisela F. dem Druck nicht stand und wird krankgeschrieben. Schliesslich wird das Arbeitsverhältnis per Sommer 2022 aufgelöst, in gegenseitigem Einvernehmen, wie es heisst. Die Ostschweizerin sagt dazu: «Ich war krank und konnte irgendwann nicht mehr. Ich habe einfach unterschrieben.»

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Kündigung hätte nicht passieren dürfen

Jetzt schreiben Schützengarten-Verkaufsdirektor Kurt Moor und der Geschäftsleitungsvorsitzende Reto Preisig in der Mitteilung: «Es tut uns ausserordentlich leid, dass die Mitarbeiterin belästigt und ihr gekündigt worden war. Das war im Nachhinein betrachtet falsch und hätte so nicht passieren dürfen.»

Das Unternehmen rechtfertigt sich: «Der Verwaltungsrat hatte zum Zeitpunkt der Kündigung noch keine Kenntnis der Vorfälle. Nach der Aufdeckung haben wir jedoch alles unternommen, um den Fehler ihr gegenüber wiedergutzumachen. Wir haben uns bereits damals bei der betroffenen Mitarbeiterin entschuldigt und sie an anderer Stelle wieder eingestellt. Dort war jedoch aus verschiedenen Gründen langfristig leider keine Weiterbeschäftigung möglich.»

Gegenüber Blick sagte Gisela F., dass sie ihren alten Job immer noch vermisse. «Ich würde am liebsten zurück – einfach ohne den Chef und seine Pornos.» Ob die Nachfolgersuche in der Chef-Etage auch ihr eine Rückkehr ermöglichen wird, ist noch unklar. (man)

* Name geändert

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