Mysteriöse Vorwürfe der Marine
Schweizer Tanker in Nigeria festgehalten

Ein Tanker einer Schweizer Reederei soll illegal Treibstoff nach Nigeria geliefert haben – und wurde deshalb von der örtlichen Marine abgefangen. An den Vorwürfen bestehen jedoch Zweifel.
Publiziert: 12.03.2018 um 17:27 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:15 Uhr
Roman Rey

Am Freitag ist ein Schiff mit Schweizer Flagge von der Marine in Nigeria abgefangen worden. An Bord der «San Padre Pio» waren 16 Ukrainer, die übers Wochenende von der Polizei befragt wurden. Laut Lokalmedien stehen sie im Verdacht, illegal 5 Millionen Liter Diesel transportiert zu haben.

Die nigerianische Marine habe den Tanker bei Odudu vor der Küste abgefangen, als er Treibstoff auf weitere, kleinere Schiffe transportieren wollte. Ein Marine-Offizier sagt zu «Pulse.ng», dass es sich um eine illegale Transaktion gehandelt habe.

Dem widerspricht die Reederei des Schiffs, die ABC Maritime mit Sitz in Nyon VD. «Es handelte sich um eine reguläre Lieferung», sagt Sprecher Tony Redding zu BLICK. Redding bestätigt zwar, dass die Crew befragt wurde – jedoch seien die Männer weder festgenommen noch ins Gefängnis gesteckt worden. 

Das Schiff «San Padre Pio», das unter Schweizer Flagge fährt, wurde in Nigeria von der Marine abgefangen.
Foto: Abcmaritime/Albin Pinard
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Die Befragungen bei der nigerianischen Polizei hätten sich verzögert, weil sich drei Crew-Mitglieder aufgrund mangelnder Englischkenntnisse nicht mitteilen konnten, so der Sprecher. Man habe deshalb einen Übersetzer organisieren müssen. «Die letzten Befragungen finden heute statt», sagt Redding. 

Merkwürdige Mitteilung der Marine

Der Kapitän des Schiffs wehrte sich bereits am Freitag gegen die Vorwürfe. Er habe die Erlaubnis der Marine gehabt, den Treibstoff an die nigerianischen Partner weiterzugeben. «Es ist etwa das fünfte Mal, dass wir Treibstoff ins Land liefern», sagte der Ukrainer zu «Pulse».

Tatsächlich werfen die Aussagen der nigerianischen Marine Fragen auf. Der Offizier spricht davon, dass sich der Zwischenfall am «23. Januar» ereignet habe. Doch gemäss der Reederei passierte es am Freitag – das berichteten auch die Medien. Zudem ist im Statement nie von einem Verdacht die Rede. Es ist aber fraglich, ob der Sachverhalt in dieser kurzen Zeit wirklich gänzlich untersucht wurde.

Tony Redding von ABC Maritime ist zuversichtlich, «dass die Situation ohne weitere Probleme gelöst werden kann». In diesem Fall könnte die Crew heute oder morgen wieder in See stechen.

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