Er fuhr Elida (†19) in Lenzburg AG tot
So redet sich Zahnarzt K.S. (80) raus

Drei Tage war er abgetaucht, doch BLICK fand Zahnarzt K. S. (80) gestern im Aargau – wo er seine Praxis betreibt und auch schon wieder arbeitet.
Publiziert: 09.11.2017 um 23:27 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:22 Uhr
Beat Michel

Behäbig steigt Zahnarzt K. S.* (80) gestern vor seiner Praxis im Aargau ins Taxi. Fast zur gleichen Zeit wird sein Opfer Elida Osmani (†19) unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung in ihrer Heimat Mazedonien beigesetzt. Grösser könnten die Gegensätze nicht sein. 

Am Mittag sass K. S. im Café und gönnte sich ein Glas Wein. Im Moment ist seine Zahnarztpraxis geschlossen. Er hat Zeit. Man kennt den Rentner hier, alle Angestellten sind mit ihm per Du. Als Zahnarzt praktiziert der Aargauer noch drei Tage die Woche im gleichen Gebäude in seiner Praxis. Er macht Spässchen mit dem Servicepersonal. Auf den ersten Blick sieht man ihm nicht an, dass er vor wenigen Tagen mit seinem Auto einen Menschen angefahren und tödlich verletzt hat.

1/5

Eigene Meinung zum Unfall

Als der BLICK-Reporter sich vorstellt, wird seine Miene ernst. Er sagt, auf Anraten seines Anwalts möchte er kein Interview. Aber sprechen mag er trotzdem über den verhängnisvollen Montagabend. Der 80-Jährige hat seine ganz eigene Meinung zum Unfall. Er fühlt sich vorverurteilt und hofft auf den finalen Bericht der Untersuchungsbehörden.

Dann wird er konkret. Der Zahnarzt, der wegen seines Führerausweisentzugs eigentlich gar nicht hinter dem Steuer hätte sitzen dürfen (BLICK berichtete), erinnert sich an den Unfall: «Es war dunkel und regnete. Ich sah die Frau nicht. Ich bremste erst, als es knallte.»

Er habe sie vorne links erwischt und der Kopf seines Opfers sei auf die Windschutzscheibe geknallt: «Es war schrecklich!» Dann führt der Senior aus: Er habe sofort angehalten und sei zum Unfallopfer gegangen. Er habe gleich gesehen, dass man nichts mehr machen konnte. Kurze Zeit später sei auch schon die Sanität da gewesen.

Er verteidigt sich und sagt, dass sein Opfer Kopfhörer trug

Ihn stört, dass ihm in der Öffentlichkeit die alleinige Schuld für den Unfall gegeben wird. Er habe sie wirklich nicht gesehen. Und verteidigt sich: Die junge Frau habe grosse Kopfhörer getragen. Im Verkehr Musik zu hören, sei gefährlich. Für weitere Details verweist er BLICK auf seinen Anwalt.

Dass er ohne gültigen Führerausweis gefahren ist, will er nicht thematisieren. Es stimme, dass er vor Bundesgericht gewesen sei. Aber er sieht bis heute nicht ein, warum er so streng bestraft wurde. Er habe das Tempo-Schild nicht gesehen und sei damals schon am Dorfausgang gewesen, habe eben beschleunigt. Dann habe es auch schon geblitzt. Immerhin: Später setzt er sich nicht in einem Auto hinters Steuer, sondern brav ins Taxi.

* Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden