Tierquälerei in Oftringen AG
Schafe frassen aus Hunger ihre eigene Wolle

Am Dienstag ist in Oftringen AG ein grösserer Fall von Tierquälerei aufgeflogen. Nachbarn berichten von grausamen Zuständen auf dem Hof: «Die Schafe hatten kein Wasser und frassen ihre eigene Wolle.»
Publiziert: 07.02.2020 um 15:43 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2020 um 22:25 Uhr

Am Dienstag machen Polizisten der Kantonspolizei Aargau auf einer Patrouillenfahrt eine grausame Entdeckung: Auf einem Hof in Oftringen AG liegen mehrere tote Tiere herum – teilweise bereits verwest (BLICK berichtete). Der Tierhalter (57) wird vorläufig festgenommen. Die lebenden Tiere werden gerettet und in geeigneter Weise untergebracht. Es handelt sich um 16 Schafe, 4 Ziegen und 35 Hühner.

Bereits im Dezember fiel der Tierhalter von Oftringen AG negativ auf. Der Sender «Tele M1» berichtete damals von einem toten Schaf, das sich auf dem Grundstück in einem Zaun verheddert hatte und qualvoll verendete. Laut Anwohnern war dies kein Einzelfall, schreibt das «Zofinger Tagblatt».

Tiere mussten auf dem Miststock fressen

Einer der Anwohner hat die Zustände auf dem Hof beobachtet: «Er hielt viel zu viele Schafe auf der Weide, so fanden sie nicht genügend Futter. Gab er ihnen Futter, warf er es oft einfach auf den Miststock, und die Tiere mussten dort fressen.» Im Sommer habe den Tieren oft das Wasser gefehlt.

Aargauer Polizisten entdeckten am Dienstag mehrere Dutzend tote Tiere auf einem Hof in Oftringen AG.
Foto: keystone-sda.ch
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«Etwas vom Schlimmsten war aber, dass er seine Schafe rund zwei Jahre lang nicht geschoren hat, bis er von offizieller Seite dazu gezwungen wurde», sagt der Anwohner weiter. Die Wolle habe der Tierhalter daraufhin einfach auf der Weide liegen lassen, bis die Schafe ihre eigene Wolle frassen.

Vor rund drei Jahren suchte die Nachbarschaft das Gespräch mit dem Tierhalter. Vor allem auch, weil die Kadaver, die tagelang herumlagen, einen fürchterlichen Gestank entwickelten. Damals habe der 57-Jährige versprochen, sich zu bessern – Taten folgten jedoch nicht.

Veterinärdienst war auf dem Hof

Dann wurde er mehrmals dem kantonalen Veterinärdienst gemeldet. Das Veterinäramt hat den Betrieb mehrmals kontrolliert, zuletzt im Dezember 2019. Gegenüber besorgten Bürgern habe ein leitender Mitarbeiter anschliessend bestätigt, dass Massnahmen zur Verbesserung der Situation angeordnet und diese vom Tierhalter umgesetzt worden seien, schreibt das «Zofinger Tagblatt».

Der Mitarbeiter des Veterinäramtes betonte: «Zwei Kontrollen vor Ort haben keine schwerwiegenden Verstösse gegen die eidgenössische Tierschutzgesetzgebung ergeben. Zudem wurde die Haltung von Geflügel zwischenzeitlich bereits beendet, weshalb Geruchsbelästigungen zukünftig reduziert sein müssten. Den Schafen stehen ausreichend Futter (Heu) und Wasser sowie Unterstände zur Verfügung.»

Pflegebedürftige Mutter soll schuld sein

Nach dem Vorfall am Dienstag hat die Staatsanwaltschaft Zofingen-Kulm gegen den 57-jährigen Schweizer ein Verfahren wegen mehrfacher Tierquälerei eröffnet und beim Zwangsmassnahmengericht ein Tierhalteverbot beantragt. Wie Sprecherin Fiona Strebel gegenüber «Tele M1» sagt, werde keine Untersuchungshaft beantragt, da man die Verhältnismässigkeit wahren müsse. Strebel: «Als Grund für die Vernachlässigung gab der Beschuldigte an, dass er durch die jahrelange Pflege seiner hochbetagten Mutter und ihrem kürzlichen Tod mit der Tierhaltung überfordert gewesen sei.» (frk)

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