«Es ist eine super Sache, ein Schritt vorwärts»
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Solothurner Gartenbauer:«Eine super Sache, ein Schritt vorwärts»

Kanton Solothurn verbietet Schottergärten – jetzt spricht Gartenbauer Joël Rauber (35) aus Wolfwil SO
«Wenn ein Kunde nur Steine will, dann verzichten wir auf den Auftrag»

Es wird vielerorts heiss diskutiert: Das Schotterstein-Verbot, das im Kanton Solothurn eingeführt wird. Betroffen sind auch Gartenbauer, die sich nun anpassen müssen. Wie Joël Rauber (35) von «Rauber Gartenbau» in Wolfwil SO. Er sprach mit Blick übers umstrittene Thema.
Publiziert: 22.03.2024 um 17:23 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2024 um 18:05 Uhr
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Ralph DonghiReporter News

Der Kanton Solothurn hat beschlossen, Schottergärten zu verbieten – wenn sie nicht mit Grünzeug durchzogen sind. Das sorgte nicht nur bei Politikern und Schottergarten-Fans für Unmut. Auch bei den Solothurner Gartenbauern ist es zurzeit das Thema Nummer eins.

Doch die meisten Gartenbauer möchten ihre Meinung nicht öffentlich kundtun. Zu gross scheint die Angst, Kunden zu verlieren oder böse Worte zu ernten.

Gartenbauer aus Wolfwil SO spricht übers umstrittene Thema

Einer von denen, die Mut haben, darüber zu sprechen: Joël Rauber (35), Mitinhaber von «Rauber Gartenbau» in Wolfwil SO. Er hält gleich zu Beginn des Gespräches mit Blick fest: «Das Schottergärten-Verbot finde ich eine super Sache!»

Einer von den Solothurner Gartenbauern, die Mut haben, übers umstrittene Thema zu sprechen: Joël Rauber (35), Mitinhaber von «Rauber Gartenbau» in Wolfwil SO.
Foto: Ralph Donghi
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Dann erklärt er, warum. «Das Verbot ist ein Schritt vorwärts», so Rauber. «Einer Richtung Biodiversität.» Er spricht das Wetter an, das «immer extremer» werde. «Deshalb müssen wir auch mehr Biodiversität schaffen.»

«Es geht auch anders»

Dann sagt der Gartenbauer: «Schottergärten, das wissen wir alle, sind nicht sehr natürlich.» Es gebe wegen dem Vlies zwischen den Steinen und der Erde immer eine Sperrschicht zwischen dem ober- und dem unterirdischen Leben. «So können wir das Leben dazwischen nicht gewährleisten.»

Was ist mit den Menschen, die sich aufgrund des Verbots vom Staat bevormundet fühlen? «Ich verstehe, dass es Leute gibt, die Schottergärten möchten. Auch, dass sie noch den Sinn und Zweck dahinter sehen.» Aber: Er müsse ihnen teils sagen, «dass es auch anders geht». Dass ein Schottergarten nicht pflegeleichter sei.

Günstigere Zusatzofferte

Die Firma «Rauber Gartenbau», die es seit 1986 gibt und die seither auch Schottergärten baut, geht derweil einen Schritt weiter. Wenn sie einen Schottergarten offeriert, dann bietet sie immer auch noch eine grüne Option an, sagt Rauber. Konkret: Wenn jemand einen Schottergarten will, dann werde immer auch noch etwas Natürliches offeriert. «Etwa eine Wiese, eine pflegeleichte Bepflanzung oder sogar Bäume.» Diese Zusatzofferte sei dann kostengünstiger. Aber: «Leider ist es immer noch nicht angekommen bei den Leuten, dass Schottergärten nicht gut sind.»

Und was ist mit Senioren, die einen Schottergarten wollen, weil sie sich zum Jäten nicht mehr richtig bücken können? «Ich verstehe es, kann es aber nicht nachvollziehen», sagt Rauber. Man könne eine Lösung finden. Schottergärten seien jedoch langfristig keine Lösung. Denn: «Die Blätter und der Sahara-Staub bleiben in den Steinen hängen.» Dies gebe auf dem Vlies wieder Nährboden für Unkraut, was die Leute nicht gerne hätten. «Und wenn man es sauber reinigen will, dann muss man alles wieder neu machen.»

Plätze und Teer-Strassen «noch viel schlimmer»

Rauber sagt zu den Schotterstein-Befürwortern: «Mein Lehrer sagte mal: Es überlebt nicht der Stärkste, sondern es überlebt der, der sich anpassen kann.»

Er hat jedoch das Gefühl, dass der Trend mit den Schottergärten wieder etwas abflacht. «Wir wollen mehr Natur, mehr Rückzugsorte.» Dies bedeute auch, dass es weniger versiegelte Flächen geben sollte. Heisst: «Weniger betonierte Plätze und Teer-Strassen!» Das spüre man im Sommer in einer Stadt. Die Hitze gehe nicht weg, es gebe eine hohe Luftfeuchtigkeit. «Das ist noch viel schlimmer für die Natur.»

An gewissen Orten Bäume anstatt Beton

Zudem wünscht sich Rauber, dass auch Verkehrsinseln nicht weiter versiegelt werden. «Solche Flächen könnte man grüner machen.» Er kenne Orte, wo anstatt Beton auch Bäume Platz gefunden hätten.

Gemeinden und Städte seien in der Pflicht. Aber: «Es wird meist aufs Budget geschaut.» Wenn einer seiner Kunden partout nur Steine in seinem Garten möchte, «dann verzichten wir auf einen solchen Auftrag», so Rauber. Dann verabschiede man sich und gehe weiter. Der Natur zuliebe!

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