Nach Shitstorm wegen Busse
Denner zahlt Reibkäse-Rentner 8000 Franken zurück

Ein Denner-Security entdeckte eine unbezahlte Packung Reibkäse in der Einkaufstasche von Walter B.* (85). Der Rentner musste anschliessend 10'000 Franken Anwalts- und Gerichtsgebühren berappen. Jetzt krebst Denner zurück.
Publiziert: 26.10.2018 um 11:37 Uhr
|
Aktualisiert: 26.10.2018 um 12:47 Uhr

Wie gewohnt geht Walter B.* am 28. Mai 2016 in den Denner im Aarauer Telli einkaufen. Nachdem er die Lebensmittel bezahlt hat, wird er von einem Security-Mitarbeiter festgehalten. Dieser findet in der Tasche eine Packung Reibkäse, die nicht auf dem Kassenzettel steht und beschuldigt ihn des Ladendiebstahls. Der Rentner beteuert, den Käse nicht geklaut zu haben. Er vermutet, ihn schon früher mal gekauft und in der Tasche vergessen zu haben.

Der Vorfall zieht einen Rattenschwanz von Gerichtsverhandlungen und Hausverboten nach sich. Der bis dahin unbescholtene pensionierte Verkehrspolizist ist plötzlich vorbestraft und hat Geldprobleme. Gegen 10'000 Franken zahlte Walter B. für Anwalts- und Gerichtsgebühren (BLICK berichtete). 

Am Ende hatte der Rentner keine Kraft mehr und wandte sich an die Medien. «Ich konnte mit der Schande nicht mehr leben. Es ist einfach ungerecht. Wo bleibt da der Anstand?», sagte er im September zu BLICK.

Walter B.* (85) wurde im Denner mit einer unbezahlten Packung Reibkäse erwischt. Das hatte teure Folgen für ihn: Die Gerichtsprozesse kosteten über 10'000 Franken.
Foto: Beat Michel
1/6

Nicht alle Belege vorhanden

Denner sah sich anschliessend heftiger Kritik ausgesetzt. Nun hat sich das Unternehmen nicht nur beim 85-Jährigen entschuldigt, sondern zahlt ihm auch 8000 Franken zurück, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.

«Sie machen in der Aufstellung Kosten im Umfang von Fr. 7199.20 geltend, wobei Sie anmerken, dass offenbar nicht mehr für alle Zahlungen Belege vorhanden sind», steht in einem Schreiben, das Walter B. von Denner erhalten hat. Der Betrag werde von Denner grosszügig auf 8000 Franken aufgerundet, schreiben der stellvertretende Leiter Sicherheitsdienst, Pascal Staub, und Grazia Grassi, Leiterin Unternehmenskommunikation.

Rentner nur halb zufrieden

Im Schreiben heisst es: «Wir hoffen, Sie können nun einfacher mit diesem Kapitel abschliessen.» Doch so weit ist Walter B. noch nicht. Er sei «nur halb zufrieden». Erstens sei er nach dem Fall von seinen Bekannten behandelt worden, als hätte er etwas verbrochen, sagt er zur «Aargauer Zeitung». Zweitens seien die effektiven Gerichtskosten höher als 8000 Franken ausgefallen. Einen Teil der Belege habe er aber aus dem Weg geräumt, damit seine schwer kranke Frau diese nicht zu Gesicht bekommt. Sie habe sich so schon genug aufgeregt.

Denner hofft, dass solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr passieren. Aus diesem Grund wurden schon vor einiger Zeit nicht nur personelle Änderungen beim eigenen Sicherheitsdienst vorgenommen, sondern auch Bestimmungen zum Hausverbot überarbeitet. (man)

* Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?