Mitschülerin wütend über den Tod von Rentner-Rowdy-Opfer Elida (†19)
«So einer gehört doch einfach mal weggesperrt!»

Es war ihr schwerster Gang: der Abschied am Sarg von ihrer besten Freundin Elida (†19). Doch in die Trauer mischt sich auch Wut. Darüber, dass der Senior K. S. (80), der Elida totfuhr, nicht einmal in U-Haft sitzt.
Publiziert: 09.11.2017 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:10 Uhr
Ralph Donghi (Text und Fotos)

Am Mittwochabend wurde in der Moschee der islamischen Gemeinschaft in Lenzburg AG Abschied von Elida Osmani (†19) genommen. Die Migros-Stiftin wurde am Montag vom notorischen Verkehrssünder und Zahnarzt K.S.* (80) auf einem Fussgängerstreifen totgefahren.

Unter den Trauernden waren nicht nur Angehörige und Freunde, sondern auch Schulkolleginnen von Elida. Wie Fetije Etemi (21) aus Oftringen AG. «Ich ging wie Elida an die kantonale Schule für Berufsbildung in Aarau und kannte sie von dort», erzählt die Albanerin, die – wie Elida – eine Lehre als Detailhandelsfachfrau macht.

Abschiedskuss am Sarg

Ihr Schmerz über den Verlust ihrer Freundin ist ihr anzusehen. Während des Gedenkanlasses weint Fetije auf den Knien in der Moschee, als der Imam ihnen auf Deutsch ein paar tröstende Worte schenkt.

Fetije Etemi (21, mit heller Jacke) neben ihrer Schwester Shenasije (22, ganz links) am Abschied in der Moschee in Lenzburg AG.
Foto: Ralph Donghi
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Als sich danach alle Schüler und auch der Klassenlehrer von Elida am schlichten, braunen Holzsarg verabschieden dürfen, steht auch Fetije auf und geht hin. Ein letztes Mal sagt sie Elida Adieu. Sie küsst den Sarg, der mit einem grünen Tuch mit goldenen Stickereien belegt ist.

Immer ein Lächeln im Gesicht

Nach dem Wegtreten vom Sarg ist sie völlig aufgelöst. Auch noch draussen. «Elida war so lieb, integriert, hatte immer ein Lächeln im Gesicht», sagt Fetije. «Ich kann nicht verstehen, wie das passieren konnte.»

Als sie erfährt, dass der 80-Jährige, der Elida mit seinem Volvo erfasste, bereits wegen zu schnellen Fahrens verurteilt wurde und am Montag ohne Billett fuhr, kann sie nur noch den Kopf schütteln. Vor allem kann sie nicht glauben, dass K.S. nicht in U-Haft sitzt. «Was? Das gibt es doch nicht», sagt Fetije enttäuscht. «So einer gehört doch einfach mal weggesperrt!»

Beerdigung im Heimatland

Fetije ist mit ihrer Meinung nicht alleine. Auch ihre Schwester Shenasije (22) und andere Schüler können nicht fassen, was K.S. schon alles auf dem Kerbholz hat – und jetzt auch noch ein so junges Leben zerstört habe. «Elida war erst zweieinhalb Jahre in der Schweiz und wollte sich hier ihre Zukunft aufbauen.»

Elida wurde heute Donnerstag in ihr Heimatland nach Mazedonien geflogen. Und wird schliesslich in ihrem Sarg der Erde übergeben. Bis zum Schluss ganz nahe bei ihr: ihre Eltern (beide 44), ihr Bruder Lavdrim (24) und ihr Cousin Bedri Asani (34). Danach reisen alle wieder zurück in die Schweiz. Cousin Asani traurig: «Zum ersten Mal ohne Elida.»

* Name bekannt

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