LKW fuhr im Bözberg mit 11 km/h
Tödliche Schleichfahrt im Tunnel

Der Horrorunfall im Bözbergtunnel vom Februar 2013 zwischen einem Lastwagen und einem Auto forderte eine Tote und drei Verletzte. Jetzt ist klar: Der Camion stand zum Zeitpunkt des Zusammenstosses wegen technischer Probleme fast still.
Publiziert: 15.04.2015 um 08:58 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:21 Uhr
Eine Frau (†68) und drei Kinder (8, 10 und 13) wurden in dem Auto eingeklemmt.
Foto: Kantonspolizei Aargau
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Am 19. Februar 2013 wollte eine damals 68-jährige Frau aus dem Kanton Zürich mit ihren drei Enkeln an die Basler Fasnacht. Dort kamen sie aber nie an. Gegen 10 Uhr morgens prallt die Toyota-Fahrerin im Bözbergtunnel von hinten in den Anhänger eines Lastwagens – das Auto wird massiv eingedrückt, die Insassen eingeklemmt.

Das Mädchen (13) auf dem Beifahrersitz sowie zwei Buben (8 und 10) werden verletzt. Die Fahrerin, die Grossmutter der Kinder, stirbt ein halbes Jahr nach dem Unfall – nach über 4000 Stunden auf der Intensivstation.

Im «rollenden Pulverfass unterwegs»

Gestern wurde der Lastwagenfahrer, ein mittlerweile 60-jähriger Deutscher, vom Bezirksgericht in Brugg zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten verurteilt – unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. «Sie waren in einem rollenden Pulverfass unterwegs», zitiert die «Aargauer Zeitung» die Gerichtspräsidentin.

Denn sowohl Lastwagen als auch Anhänger waren am Tag des Unfalls nicht strassentauglich. Nicht nur, dass die Rücklichter nicht funktionierten: schon während des ganzen Tages leuchteten Warnlampen auf und zeigten einen technischen Defekt an. Der Camion verlor deswegen immer mehr an Tempo, zum Zeitpunkt des Unfalls fuhr er nur noch mit elf Stundenkilometern.

Warum er sein Gefährt nicht auf den Pannenstreifen lenkte, konnte der Angeklagte vor Gericht nicht erklären. Der Lastwagen sei immer langsamer geworden und er habe sich nur noch gedacht: «Weg, weg von der Autobahn.» Wie bedrohlich die Situation war, konnte er aber offenbar nicht einschätzen. Er habe nicht gewusst, was die aufleuchtenden Warnsymbole bedeuteten – er habe keine technische Ausbildung. (lex)

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