Erneuter Kirschblütler-Skandal
Sekten-Therapeutin Ute F. verordnet Drogentherapie

Die Psychotherapeutin Ute F. legte ihrer Patientin nahe, Drogen zu nehmen. Sie gehört der umstrittenen Sekte «Kirschblütengemeinschaft» an.
Publiziert: 22.11.2018 um 21:16 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2021 um 10:53 Uhr

Die Schweizer Sekte «Kirschblütengemeinschaft» macht erneut mit Drogen-Schlagzeilen von sich reden. «Tele M1» berichtet von einer Patientin, die vor der Kamera anonym bleiben möchte. Die Frau wurde sechs Jahre lang von der Psychiaterin Ute F.* in Olten therapiert.

Doch offenbar lief der Genesungsprozess nicht wie geplant. Also hatte die Medizinerin eine Idee. «Sie schlug mir Sitzungen mit Drogen vor», sagt die Patientin zu «Tele M1». Das habe ihr dann Angst gemacht.

Bei der Psychiaterin handelt es sich um eine Anhängerin der Sekte. Auf ihrer Webseite steht: «Ich lebe in der kinderreichen Kirschblütengemeinschaft in einem freundschaftlich bezogenen Umfeld.»

Einer Patientin wurde von ihrer Therapeutin nahe gelegt, Drogen zu nehmen.
Foto: Tele M1
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Im Januar 2017 verstarb der Gründer der Sekte, Samuel Widmer (†68). Er propagierte den Einsatz von Drogen und Sex-Orgien. Doch auch nach seinem Tod geht die Praxis in Lüsslingen-Nennigkofen SO weiter.

Ute F. habe ihrer Patientin gesagt, sie soll keinem von der Drogentherapie erzählen. «Ich soll nicht darüber reden, denn es sei nicht ganz legal», sagt die kranke Frau.

Ute F. weist Vorwürfe zurück

Der Vorschlag, eine Drogentherapie zu machen, sei nicht das einzige Aussergewöhnliche gewesen. Mehrfach sei die Psychiaterin in den Sitzungen eingeschlafen. Das brachte die Patientin dazu, sich einen anderen Arzt zu suchen.

Die Kirschblütlerin selbst bestätigt gegenüber «Tele M1», in der Sitzung schon mal eingenickt zu sein. Die anderen Vorwürfe weist sie jedoch zurück. «Es handelt sich um die üblichen Verleumdungen, denen Ärzte der Kirschblütengemeinschaft schon seit Jahren ausgesetzt sind», teilt F. schriftlich mit.

Der Präsident der Solothurner Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Thomas Ackermann, ist über die Praxismethoden der Kirschblütler besorgt. Besonders die mutmassliche sexuelle Beziehung zwischen dem Arzt und dem Patienten kritisiert er: «Das widerspricht sämtlichen Grundsätzen der Psychotherapie», sagt er. Er fordert, dass die Behörden entschieden gegen die Sekte vorgehen.

Letztes Jahr packte eine Aussteigerin im TV über die Praktiken der Kirschblütengemeinschaft aus. 18 Jahre lang sei sie mit LSD und MDMA vollgepumpt worden und musste bei Gruppen-Sex mitmachen. Nach zwei Todesfällen in Berlin schaffte sie dann den Absprung. (man)

* Name geändert

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