Er bezog trotz Vermögen Ergänzungsleistungen
Bosnier verzeigt Ehefrau – und fliegt selbst als Betrüger auf

Das Bezirksgericht Lenzburg verurteilte einen Bosnier, weil er trotz Vermögen Ergänzungsleistungen bezogen hatte. Auf die Spur brachte der Mann die Behörden selbst, als er seine Ehefrau anzeigte.
Publiziert: 21.02.2022 um 18:08 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2022 um 17:36 Uhr

Dass sich seine Ehefrau mit 113'000 Franken Bargeld aus seinem Besitz aus dem Staub machte, wollte sich ein im Kanton Aargau wohnhafter Bosnier (60) nicht gefallen lassen. Der IV-Bezüger reichte eine Anzeige gegen sie ein – und brachte damit ungewollt einen Stein ins Rollen, der ihm nun zumindest vorübergehend die Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz kostet.

Wie die «Aargauer Zeitung» schreibt, ertrog der Mann über Jahre Geld vom Staat. Jetzt musste er sich vor dem Bezirksgericht Lenzburg verantworten. Laut Anklageschrift soll der Bosnier zwischen 2011 und 2019 mehrfach Ergänzungsleistungen beantragt und teilweise auch erhalten haben. Die hohen Bargeldbeträge, die er offensichtlich zu Hause aufbewahrte, verheimlichte er dabei. Erst die Anzeige im Zusammenhang mit seiner Ehefrau verriet ihn.

Unrechtmässig bezogene Gelder muss er zurückzahlen

Angeklagt wurde der Bosnier wegen mehrfachen, teilweise versuchten Betrugs. Das Bezirksgericht Lenzburg verurteilte ihn schliesslich wegen einfachen Betrugs und wegen Verstosses gegen die Meldepflicht zu einer bedingten Geldstrafe von 10'500 Franken und einer Busse von 2625 Franken. Zudem muss der Mann die unrechtmässig bezogenen Gelder zurückzahlen.

Entscheid des Bezirksgerichts Lenzburg: Der Bosnier wird für fünf Jahre des Landes verwiesen (Archiv).
Foto: Peter Gerber
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Da Betrug eine Katalogtat ist, wird der Bosnier ausserdem für fünf Jahre des Landes verwiesen. Von einem Härtefall, der den Landesverweis aufheben würde, kann laut dem Gericht keine Rede sein. Der Verurteilte spricht sehr schlecht Deutsch, beim Prozess brauchte es eine Übersetzerin. Die fehlende Integration mache sich schon an der Sprache bemerkbar, hiess es.

Er sieht sich selbst als Opfer

Der Mann selber sieht sich als Opfer seiner Ehefrau. «Das habe ich nicht verdient», sagt er nach der Urteilsverkündung unter Tränen – und dem Bericht zufolge «in sehr gebrochenem Deutsch». «Ich bin seit 30 Jahren hier und habe nie etwas falsch gemacht», sagte der Bosnier. Wenn, dann seine Frau, die ihm gesagt habe, was er tun solle.

Der Mann bezieht wegen gesundheitlicher Probleme IV. Mit seinem Nebenverdienst, dem An- und Verkauf alter TV-Geräte, habe er monatlich um die 500 bis 1000 Franken eingenommen, erklärte er die zu Hause aufbewahrten Bargeldbeträge. Die Staatsanwaltschaft ging von einem Nebenverdienst von monatlich 1500 Franken aus. Zudem hiess es, der Mann habe nach einem Unfall 30'000 Franken erhalten – und ebenfalls nicht angegeben.

In der Anklageschrift war zudem die Rede von zwei Häusern in Bosnien, die der Mann besitzen soll. Es stellte sich heraus, dass er zwar offenbar Anteile an einer Liegenschaft hat, die seinem verstorbenen Vater gehörte. Doch der Bosnier selbst ist namentlich auf keinem der offiziellen Dokumente erwähnt. Das Haus mit zwei Wohnungen ist immer noch auf den Namen des Vaters eingetragen. (noo)

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