Dogan Gözel (†43) lag zwei Tage tot im BMW
Das ist der Rätsel-Tote von Suhr

Es war ein Horrorunfall auf der A1 in Suhr. Ein BMW kam von der Fahrbahn ab, flog in den angrenzenden Wald, knallte in einen Baum. Zwei Tage später wurde das Wrack entdeckt. Im Innern: Dogan Gözel (†43). BLICK konnte mit seiner Frau sprechen.
Publiziert: 29.09.2018 um 01:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 09:55 Uhr
Ralph Donghi (Text und Fotos)

Sie trägt Schwarz. Sitzt daheim in Gränichen AG an einem Tisch. Und hält ein Foto in der Hand. Dann sagt Ayse Gözel (38) leise: «Er war so ein lieber Mensch und hat alles für unsere Familie getan. Dass er so sterben musste – das ist schrecklich.»

Die Türkin spricht von ihrem Mann Dogan (†43). Er war es, der letzten Samstag bei Suhr AG mit seinem BMW von der A1 abkam, über ein Bord in den Wald flog und in einen Baum knallte. Am Montag fand ein Strassenunterhaltsarbeiter das Wrack.

Er wollte noch nach Solothurn und Basel

Am Donnerstag besuchen erstmals Angehörige die Unfallstelle. Sie legen Blumen nieder, ritzen «Dogan» in den Baum. BLICK durfte die Witwe, die daheim blieb, zusammen mit Angehörigen besuchen.

Dogan Gözel (†43, im Bild) hinterlässt Ehefrau Ayse (38), die von ihm im siebten Monat schwanger ist, und Sohn Rojan (13).
Foto: zVg
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Ayse Gözel erzählt: «Dogan ging am Samstag nach Zürich zur Arbeit.» Der Geschäftsführer vom Pizza-Kurier Bella Pizza arbeitet wie immer bis spät. Diesmal macht er kurz nach 22 Uhr Feierabend und steigt in sein BMW-Cabriolet. Seine Frau weiss: «Er wollte noch je einen Kollegen in Solothurn und Basel besuchen.»

Plötzlich keine Antworten mehr 

Ayse Gözel geht derweil ins Bett. Als sie nachts erwacht und merkt, dass ihr Mann noch nicht da ist, denkt sie sich nichts dabei. «Wenn er müde war, schlief er manchmal auswärts.»

Als sie am Morgen nichts von ihm hört, ruft sie ihn an. Doch er geht nicht ran. Sie schreibt ihm ein SMS: «Wo bist Du?» Keine Antwort. Sie ruft im Geschäft und Freunde an. Erfolglos. Den ganzen Tag.

Am Abend kommt ein Freund ihres Mannes vorbei. «Als auch er sagte, dass Dogan nicht erreichbar sei, wusste ich: Etwas ist nicht gut.» So habe sie die Kantonspolizeien Zürich, Basel und Aargau angerufen. «Sie wollten sein Kennzeichen wissen und, dass ich am Montag, um 10 Uhr, mit einem Foto auf den Posten gehe.»

Polizei darf nicht einfach so Handy orten 

Es folgt eine schlaflose Nacht. «Am Morgen schickte ich unseren Sohn, der 13 ist, normal zur Schule», so Ayse Gözel. Sie sei zur Polizei gegangen. «Sie sagten mir, dass sie alles, was möglich ist, tun würden. Leider haben sie nicht sein Handy geortet.»

Grund: Die Polizei darf nicht bei jeder als vermisst gemeldeten Person eine Handyortung durchführen. Nur dann, wenn es akute Anzeichen für einen Suizid, eine Bedrohung durch Waffen oder eine Gefährdung von Leib und Leben besteht. Dann würde eine «Notsuche» ausgelöst. Bei allen anderen Delikten muss erst ein Gericht über eine Ortung entscheiden.

Ehefrau brach bei Todesnachricht zusammen

Ayse Özel geht wieder heim. «Das ging an die Substanz, da ich im siebten Monat schwanger bin.» Doch der Bub wird seinen Vater nie kennenlernen. Gegen 16.30 Uhr wird der Inhaber des Pizza-Lieferservices gefunden – tot.

Seine Frau erfährt es später auf dem Polizeiposten. Sie bricht zusammen, muss ins Spital. «Es ist so schlimm. Ich und mein Sohn – wir vermissen Dogan so sehr.»

Warum ihr Mann von der A1 abkam, weiss die Witwe nicht. «Ich weiss nur, dass er nie viel getrunken hat, wenn er fuhr. Und, dass ihn nichts zurückbringt.» Er habe schwere Kopfverletzungen erlitten. «Ich hoffe nur, dass er nicht leiden musste.»

Dogan Gözel lebte seit 20 Jahren in der Schweiz, heiratete hier seine Frau. Ayse Gözel hofft jetzt: «Dass nach all dem wenigstens unser Baby gesund zur Welt kommen wird.»

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