«Die Lage ist prekär!»
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3 Corona-Tote in Fislisbach AG:«Die Lage ist prekär! Auch in anderen Kantonen»

Corona-Ausnahmezustand in Fislisbach AG und Schwanden GL
Altersheime am Anschlag

Im Alterszentrum am Buechberg in Fislisbach AG ist nichts mehr so, wie es einmal war. 50 Bewohner und 20 Angestellte haben Corona. Ähnlich katastrophal ist die Situation in Schwanden GL: Auch dort kämpfen Bewohner um ihr Leben.
Publiziert: 17.12.2020 um 00:28 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2020 um 22:55 Uhr
Ralph Donghi, Rachel Hämmerli

Vor dem Alterszentrum am Buechberg in Fislisbach AG deutet nichts auf die dramatische Situation im Hause hin: Die 118 Bewohner und 133 Angestellten haben mit Corona zu kämpfen. «20 Angestellte sowie 50 Bewohner wurden positiv auf Covid-19 getestet», sagt Verwaltungsratspräsidentin Edith Saner (60) zu BLICK. Seit dem Ausbruch im Frühling seien sie vom Coronavirus verschont geblieben. Bis vor kurzem. «Wir haben immer damit gerechnet, dass es auch uns treffen kann.»

Vor zwei, drei Wochen gab es den ersten positiven Fall im Heim. Ab dann wurden es sukzessive mehr Infizierte. Auch die ersten Todesopfer hat das Virus gefordert: Letzte Woche starben drei Bewohner. «Covid-19 hat bei uns eindeutig Einzug gehalten», bestätigt Saner. Und fügt an: «Das beschäftigt mich sehr.»

«Sehr viele Leute helfen uns»

Sie weiss: Das Virus gibt es auch in anderen Langzeitinstitutionen, in Akutspitälern, Reha-Kliniken und Psychiatrien. «Die Lage ist prekär! Vor allem beim Personal», so Saner. «Und auch in anderen Kantonen.»

«20 Angestellte sowie 50 Bewohner wurden positiv auf Covid-19 getestet», sagt Edith Saner, Verwaltungsratspräsidentin des Alterszentrums am Buechberg in Fislisbach AG.
Foto: Ralph Donghi
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Saner weiss, wovon sie spricht. Sie ist auch Präsidentin des Branchenverbands Vaka, des Verbands der aargauischen Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen. Ihre grösste Sorge: «Dass die Betreuung und Pflege nicht mehr so gewährleistet ist, wie wir es möchten.» Im Moment klappt es noch: «Weil es sehr viele Leute gibt, die uns helfen.»

Bewohner essen auf ihren Zimmern

Wie kam das Virus ins Alterszentrum? «Ich nehme an, auch durch Mitarbeiter», sagt Saner. Die gehen heim, haben Kontakte zu Familienmitgliedern, vielleicht auch zu Freunden. Zudem wisse man derweil, dass Leute Covid-19-positiv sein können, es aber gar nicht merken und das Virus weitergeben. «Darum kann man es fast nicht mehr zurückverfolgen.»

Das Wichtigste sei, weiter die Schutzmassnahmen einzuhalten. Und: dass nur die Angestellten ins Heim und die engsten Angehörigen zu Besuch kommen dürfen. Zudem essen die Bewohner auf ihren Zimmern. Saner: «Die einen gehen gut mit dieser Situation um.» Für andere sei es schwierig. Gerade an Weihnachten. Einsamkeit sei aber auch ohne Corona ein Thema in den Heimen. «Darum ist es wichtig, dass man regelmässig im Zimmer vorbeigeht und etwas mit den Bewohnern macht.»

Auch in Schwanden GL ist die Lage dramatisch

Auch im Alterszentrum Schwanden in Glarus Süd ist die Lage prekär.
55 Bewohner sind am Coronavirus erkrankt, 48 Mitarbeiter haben sich angesteckt – schon acht Bewohner sind gestorben. Alles begann hier Anfang Monat: Da steckte sich ein Bewohner mit dem Coronavirus an. Das Drama nahm seinen Lauf – und der Alltag im Altersheim ist seither komplett auf den Kopf gestellt.

Der stellvertretende Geschäftsleiter und ehemalige SVP-Ständerat Werner Hösli (59) sagt zu BLICK: «Wir haben mittlerweile Leute, die gleich im Heim übernachten. Entweder um die Familie nicht anzustecken, oder sich vor einem Autounfall durch Übermüdung zu schützen. Es sind alle am Anschlag!»

Die Angestellten liefen schon seit Wochen auf dem Zahnfleisch – und versuchen doch weiter ihren Job zu machen. «Jede und jeder übernimmt wenn nötig eine zusätzliche Schicht. Aber ja, wir müssen schauen, dass wir weiter einen geordneten Betrieb aufrechterhalten können», so Hösli weiter. Sein Wunsch zu Weihnachten? «Ganz einfach: die Situation stabilisieren!»

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