Badener Lehrer hatte keine Vorerkrankungen
Marc Halter (48) lag acht Tage im Corona-Koma

Gesund, Nichtraucher, 48 Jahre alt. Obwohl Primarlehrer Marc Halter nicht zur Corona-Risikogruppe gehört, kämpfte er auf der Intensivstation des Kantonsspitals Baden um sein Leben.
Publiziert: 07.04.2020 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2020 um 17:01 Uhr

Das Coronavirus war für Marc Halter (48) Anfang März noch etwas, das vor allem in China für Unheil sorgte. Doch plötzlich war es hier. In seinem Körper.

Das Fieber war nur eine normale Grippe, dachte der Primarlehrer aus Baden AG zuerst. Doch nach fünf Tagen hatte er plötzlich Probleme mit dem Atmen. «Meine Hausärztin hat mich untersucht und den Beginn einer Lungenentzündung diagnostiziert», sagt Halter zum «Badener Tagblatt». Er wurde daraufhin ans Kantonsspital Baden überwiesen.

Angst vor künstlicher Beatmung

Der Familienvater wurde auf das Coronavirus getestet. Das Resultat war ein Schock – es war positiv! Halter verbrachte zwei Tage auf der Allgemeinabteilung. Doch dann verschlechterte sich sein Zustand dramatisch. Halter war überrascht, denn er zählte sich nicht zur Risikogruppe: «Ich hatte keinerlei Vorerkrankungen, rauche nicht und bewege mich auch viel und regelmässig.»

Plötzlich Probleme mit dem Atmen: Marc Halter (48) im heimischen Garten in Baden AG.
Foto: Alex Spichale
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Die Sauerstoff-Sättigung verschlechterte sich massiv. Halter wurde deshalb auf die Intensivstation verlegt. Diese Momente habe er noch bewusst wahrgenommen, sagt Halter. «Panik hatte ich keine, aber Angst vor der künstlichen Beatmung.» Zudem habe er sich davor gefürchtet, die Kontrolle zu verlieren. Er habe sich machtlos gefühlt, weil er seine Familie allein zu Hause zurückliess.

Er konnte seine Familie nicht sehen

Weil sich sein Zustand weiter verschlechterte, entschieden die Ärzte, Halter in ein künstliches Koma zu versetzen und ihn künstlich zu beatmen. In diesem Moment hätte er seine Liebsten gerne persönlich gesehen. Doch das blieb ihm wegen der Ansteckungsgefahr verwehrt. Er habe seine Frau und seine beiden Töchter im Teenageralter angerufen. «Ich schaffe das!», habe er ihnen hoffnungsvoll gesagt.

Dann schwebte Halter acht Tage lang zwischen Leben und Tod. Bis ihn das Spitalpersonal mit Whatsapp-Sprachnachrichten von Familienmitgliedern und Freunden sanft weckte. Der Aufwachprozess sei trotzdem «heavy» gewesen. «Man verliert völlig das Gefühl für Raum und Zeit. Ich hatte wegen der starken Medikamente regelrechte Halluzinationen und ein extremes Durstgefühl.»

Jetzt ist seine Frau erkrankt

Nachdem ihm der Beatmungsschlauch entfernt worden sei, habe er noch drei Tage auf der Allgemeinabteilung verbracht, erzählt Halter. «Die Nächte waren sehr schwer. Ich bin sonst einer, der sofort ein- und durchschläft. Im Spitalbett hat es aber angefangen zu drehen, und ich habe mich regelrecht in etwas hineingesteigert.»

Inzwischen ist Halter gesund und wieder zu Hause. «Das Wiedersehen mit meiner Familie war natürlich sehr emotional und berührend», sagt der Badener. Doch der Corona-Albtraum geht weiter: Denn nur wenige Tage nach seiner Heimkehr wurde seine Frau positiv auf das Virus getestet. «Sie muss sich wahrscheinlich kurz vor dem Spitaleintritt bei mir angesteckt haben», sagt Halter. Ihr gehe es den Umständen entsprechend gut, sie habe zum Glück nur leichte Grippesymptome und bleibe zu Hause auf ihrem Zimmer. (noo)

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