Aargauer Kapo-Sprecher gibt weiter Gas gegen Leasing-Protzer
Graser öffnet sein Raser-Album

Jugendliche Tempobolzer mit getunten PS-Boliden sind gefährlich. Ein Problem, das durch die Finanzierungsmöglichkeiten über Leasing verschärft wird. Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei Aargau, warnt vor Unfällen mit teuren Autos.
Publiziert: 18.04.2017 um 16:47 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:59 Uhr
Georg Nopper

Allein die Kantonspolizei Aargau zog letzte Woche 13 Raser aus dem Verkehr. Sie waren in der 80er-Zone mit bis zu 143 Kilometern pro Stunde unterwegs. Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei, fand deutliche Worte: «Vielfach sind es junge Herren, die ihre PS-starken Leasing-Fahrzeuge und sich selber zur Schau stellen wollen», sagte er zu Radio SRF. Als BLICK darüber berichtete, hagelte es Kommentare von Autofahrern, die sich stolz als Leasing-Kunden outeten. Graser ist froh, dass die Botschaft ankam. «Es war zu erwarten, dass diese Leute jetzt trötzeln.»

«Solche Autos gehören in geübte Hände»

Das Problem beim Auto-Leasing sei, dass Neulenker auf diesem Weg an Fahrzeuge kämen, die ihre Fähigkeiten überstiegen, erklärt Graser. «Solche PS-starken Autos gehören in geübte Hände und nicht in solche, die nur ihren Geltungsdrang befriedigen müssen. Neulenker mit diesen teuren Fahrzeugen bergen einfach ein zusätzliches Risiko. So kommt es dazu, dass Leute sogar auf gerader Strecke die Kontrolle verlieren.»

Lange Liste jugendlicher Unfallfahrer

Beispiele für junge Autofahrer, die sich selber über- und ihre Autos unterschätzen und deshalb verunfallen, kennt Graser zur Genüge:

Liest jungen Auto-Plagöris die Leviten: der Aargauer Kapo-Sprecher Bernhard Graser.
Foto: Ralph Donghi
1/2

Am 18. März verliert ein 20-Jähriger in Beinwil am See bei einem Überholmanöver die Herrschaft über seinen gemieteten 600-PS-Audi, kracht neben der Strasse einen Abhang hinunter. Das Auto wird schwer beschädigt. Er selber bleibt hat Glück und bleibt unverletzt.

Ein 21-jähriger Neulenker verliert am 2. Oktober 2016 in Vordemwald mit seinem leistungsstarken BMW M3 bei der Einfahrt ins Dorf die Kontrolle und landet in der Ecke eines Hauses. Das getunte Auto wird beschädigt. Der Fahrer kommt mit dem Schrecken davon.

Für den Fahrer dieses Tarn-BMWs endete die Fahrt in einer Hauswand.
Foto: Kapo AG

In Birmenstorf schrottet ein 21-Jähriger seinen 500-PS-BMW komplett, als er auf Schleuderkurs gerät und in einem Graben landet. Der Fahrer wird zur Kontrolle ins Spital gebracht.

Beim übemässigen Beschleunigen verliert am 29. Mai 2016 ein 19-Jähriger die Herrschaft über seinen 500 PS starken BMW und kracht in Lenzburg auf der A1 in die Leitplanke. Bilanz: Totalschaden. Der Fahrer hat Glück.

Endstation Leitplanke: Dieser BMW ist reif für den Schrottplatz.
Foto: Kapo AG

Am gleichen Tag setzt ein 20-Jähriger seinen 550-PS-Audi bei Würenlos ebenfalls in die Leitplanke, weil er beim Beschleunigen auf der nassen Autobahn die Grenzen nicht kennt. Für Fahrer und Beifahrer geht der Unfall glimpflich aus.

Der Fahrer dieses Audis verschätzte sich beim Beschleunigen auf nasser Strasse.
Foto: Kapo AG

Nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch jenes eines Mitfahrers bringt ein 19-jähriger BMW-Fahrer am 14. Mai 2016 in Rupperswil in Gefahr. Der Neulenker fährt massiv zu schnell und kriegt deshalb die Kurve nicht. Das Auto landet in einem Baum. Fahrer und Mitfahrer werden verletzt. Der PS-starke BMW ist nur noch Schrott.

Insassen verletzt, Auto nur noch Schrott: Unfallstelle in Rupperswil.
Foto: Kapo AG

Ein 18-jähriger Grünschnabel verliert am 20. April 2015 in Villmergen die Kontrolle über sein leistungsstarkes Mercedes-Cabriolet, kracht wegen übersetzter Geschwindigkeit in einen Stein. Das Auto überschlägt sich und erleidet Totalschaden. Die Insassen haben Glück.

Hier war ein Neulenker am Steuer: Mercedes mit Totalschaden.
Foto: Kapo AG

Bei den Geschwindigkeitskontrollen der Polizei seien es natürlich trotzdem nicht nur Junge PS-Protzer, welche die Polizei bei ihren Kontrollen ertappt. «Es hat alles dabei.» Aber der Typ gehöre klar zur Stammkundschaft. Fahrer aus der Oldtimer-Szene oder Fans amerikanischer Autos verhielten sich im Gegensatz dazu unauffällig. «Diese müssen offenbar auch nicht speziell Aufmerksamkeit erregen.»

Beschwerden über Motorenlärm

Leasing-Bolzer sind nicht nur ein Ärgernis, weil sie ein Sicherheitsrisiko bergen. Viele nerven sie auch, weil sie ihrem Geltungsdrang mit unnötig lautem Motorenlärm freien Lauf lassen. «Immer mehr Bewohner beschweren sich bei der Polizei über extrem lärmende Autos und verlangen, dass etwas dagegen unternommen wird.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?