Am Kantonsspital Aarau
Gelähmter hat nach 25 Stunden-Operation wieder ganze Wirbelsäule

Mit einer Mammut-OP ist es Ärzten am Kantonsspital Aarau gelungen, einen offenen Tumor bei einem Patienten zu entfernen. Gleichzeitig wurde die Wirbelsäule des Mannes rekonstruiert – und zwar mit Hilfe eines Roboters.
Publiziert: 11.08.2023 um 11:35 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2023 um 10:56 Uhr

Die Lage erschien aussichtslos, als sich ein Patient (42) im Mai mit einer beginnenden Querschnittslähmung ans Kantonsspital Aarau wandte. Die Ärzte fanden einen riesigen offenen Tumor am Rücken. Mit 30 Zentimetern Durchmesser war das bösartige Gewebe bereits lebensbedrohlich für den Familienvater von zwei Kindern. Der Tumor hatte bereits grosse Teile der Lendenwirbelsäule zerstört und quetschte die Nieren. Das führte zu Lähmungen in den Beinen.

Wegen der lebensbedrohlichen Situation für den 42-Jährigen begannen die Ärzte sofort mit einer Notfall-Behandlung. «Dank der sofort eingeleiteten Bestrahlung und der Immuntherapie konnte erreicht werden, dass der Tumor kleiner wurde und Teile davon abstarben», wird der leitende Chirurg Markus Bruder in einer Medienmitteilung des Kantonsspitals Aarau zitiert. 

Operations-Roboter «Cirq» wurde eingesetzt

Ende Juni fand dann eine grosse, zweitägige Operation statt, die in der Schweiz bisher einzigartig war. Ziel der ambitionierten OP war nicht nur, den schädlichen Tumor vom Rücken zu entfernen und die Nerven wieder freizulegen, sondern auch, die zerstörte Wirbelsäule wiederherzustellen. Das Vorhaben war so komplex, dass es zwei Wochen lang geplant werden musste. Dazu wurde sogar ein detailgetreues 3D-Modell von Rücken und Tumor in Virtual Reality erstellt.

30 Zentimeter Durchmesser hatte der offenliegende Tumor am Rücken des Patienten schon erreicht.
Foto: Zvg
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Für die insgesamt 25 Stunden dauernde Operation kam ein neuer, innovativer Operations-Roboter namens «Cirq» zum Einsatz. Mit diesem teilrobotischen Helfer liess sich die Wirbelsäule des Patienten so präzise wiederherstellen. Dafür wurde Knochenmaterial vom Wadenbein genutzt. Ein Eingriff dieser Art ist in der Schweiz bislang einzigartig und erst der dritte weltweit.

Zum grossen Glück des 42-Jährigen und seiner Familie verlief die aufwendige Operation gut. Der Chefarzt der plastischen Chirurgie Jan Plock gibt sich in der Medienmitteilung des Kantonsspitals sehr zufrieden: «Bei einem solch schwerwiegenden Eingriff ist ein solch positives Resultat sehr selten.» Und tatsächlich: Rund zwei Wochen nach der Operation konnte der Patient wieder seine ersten Schritte machen. (dru)

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