«Man merkt das Kribbeln, auch in der Bevölkerung»
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OK-Präsident vor Badenfahrt:«Man merkt das Kribbeln, auch in der Bevölkerung»

Vorfreude beim Aufbau für das Jahrhundertfest
Jahrhundertfest macht Baden zur Baustelle

Die Stimmung ist heiter bis nervös: Die Jubiläumsausgabe des Stadtfests soll eine Million Menschen nach Baden bringen. Blick hat die Aufbauarbeiten der kleinen Wunderwelt aus Holz und Gerüsten besucht.
Publiziert: 16.08.2023 um 10:14 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2023 um 14:03 Uhr

Wer derzeit in Baden durch die Strassen läuft, hört an jeder Ecke Gehämmer und Gesäge. Die gesamte Stadt ist eine Baustelle. Überall werden Holz- und Gerüstbauten hochgezogen, direkt vom Bahnhof aus entsteht ein riesiger, 70 Meter langer Holzpier bis hin zur Limmatterrasse. Ein Besuch in der Stadt soll keine Zweifel offenlassen: Hier entsteht gerade eines der grössten Volksfeste der Schweiz!

Eine Bar aus 100 Waschmaschinen und jede hat eine Funktion
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100 Jahre Badenfahrt:Eine Bar aus 100 Waschmaschinen und jede hat eine Funktion

Die Badenfahrt feiert vom 18. bis zum 27. August ihr 100-jähriges Bestehen, also ist die Aufregung im Vorfeld des Stadtfestes, das nur alle fünf Jahre stattfindet, dieses Mal besonders gross.

«Die Stimmung in der Bevölkerung ist toll, viele Leute haben sich während der zehn Tage freigenommen. Bei den Vereinen spürt man so langsam die Nervosität, dass man mit dem Aufbau rechtzeitig fertig wird», sagt Herbert Märki (68) vom Verein Wunder Baden, der gerade eine Bar im Design eines futuristischen Heissluftballons baut.

Ein 70 Meter langer Holzpier soll quasi das Eingangstor der Badenfahrt bilden.
Foto: David Rutschmann
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Die aufwendig gestalteten und fantasievollen Konzept-Festbeizen der 100 teilnehmenden Vereine sind das Herzstück der Badenfahrt. Oftmals sind es Vereine, deren einziger Vereinszweck Konzeption, Organisation, Bau und Betrieb der Festbeizen an der Badenfahrt sind.

Der kleine, kreative Bruder des Züri Fäschts

Zum Beispiel der Verein Glanzziit. Die Mittfünfziger, die hinter dem Verein stehen, kennen sich seit der Pfadizeit und organisieren seit Jahren gemeinsam Festbeizen zur Badenfahrt, wie Armin Leupp (54) erklärt. Der Architekt ist mit seinem Verein beim Spaziergang entlang der Limmatpromenade anzutreffen. Hier soll unter dem Titel «Volare» ein Flusssteg entstehen, auf dem man auf Schaukeln sitzend dinieren kann.

Immer wieder bleiben Spaziergänger stehen und unterhalten sich mit den fleissigen Ehrenamtlichen, die hier gerade an der Sägemaschine Holzbalken zum Aufbau zurechtsägen. Dass hier alle mit anpacken, um der Kleinstadt eine grosse Sause zu bereiten − dieser Do-it-Yourself-Spirit macht die Badenfahrt aus. Und damit schmückt man sich auch, wenn man zum «grossen Bruder» blickt, dem Züri Fäscht. «Dort reihen sich Wurststände an Bierstände. Es ist im Vergleich lieblos und nicht so persönlich und familiär», so Leupp.

Denn die Badenfahrt ist nicht einfach nur Jahrmarkt, sondern gelebte Kreativität. Das merkt man beim Spaziergang von der Limmat in die malerische Altstadt. In einer Baulücke an der Kronengasse wird eine sechs Meter hohe Wand aus ausrangierten Waschmaschinen hochgezogen. Jede einzelne davon soll einen speziellen Zweck erfüllen: Lichteffekte, eine Sanduhr, ein Aquarium und sogar ein riesiges Tic-Tac-Toe, gesteuert per Game-Controller.

Einnahmen reichen fürs Helferfest

Während ein grosser Baukran die Holzbalken für die Balkon-Bar dieser Beiz platziert, beobachtet Pascal Bucher (29) das Geschehen. Der OK-Chef des Vereins Buntwösch mit Rennvelo-Brille und Männerdutt erzählt, dass die Idee für die Beiz vor zwei Jahren entstand. Für eine so aufwendige Konstruktion brauche es Vorlaufzeit. Die Waschmaschinen wurden bereits im Frühjahr aufgemotzt, das Dekorationsteam ist seit ebenso langer Zeit am Basteln. 620 Arbeitsstunden kamen allein durch Sitzungen des Organisationskomitees zusammen.

Woher kommt diese Motivation? Denn alle 200 Beteiligten helfen ehrenamtlich an dem Projekt mit, opfern ihre Feierabende oder ihre Ferien. Wenn's gut kommt, reichen die Einnahmen an der Badenfahrt für ein Helferfest. «Wir wollen einfach alle etwas Cooles und Lässiges auf die Beine stellen. Wenn alle mitanpacken, vom Lehrling bis zum CEO − diese Motivation ist ansteckend», sagt Bucher und ergänzt strahlend: «Wir sind froh, wenn es endlich losgeht.»

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