«Haben noch nie so viele Schutzmassnahmen verfügt»
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Sicherheitsdirektor Mario Fehr:«Haben noch nie so viele Schutzmassnahmen verfügt»

Mehr Gewaltdelikte, mehr Vergewaltigungen, mehr Einbrüche
Schweiz so brutal wie nie!

Die neuste Kriminalstatistik zeigt eine starke Zunahme von schwerer Gewalt in der Schweiz. Auch die Zahl der Einbrüche hat zugenommen. Immerhin nimmt die Jugendgewalt ab.
Publiziert: 27.03.2023 um 08:57 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2023 um 19:01 Uhr
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Marian NadlerRedaktor News

Am Montag präsentierte das Bundesamt für Statistik (BFS) die neuste Kriminalstatistik für das vergangene Jahr. Dabei zeigt sich: Die Zahl der schweren Gewaltdelikte nahm 2022 stark zu. Anders als in Deutschland hat hierzulande die Zahl der Straftaten, die durch Jugendliche verübt werden, nicht etwa zu-, sondern sogar abgenommen.

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Schwere Gewaltdelikte

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Gestiegen ist dagegen die Zahl der schweren Gewaltdelikte. 1942 dieser Delikte wurden registriert, das entspricht einer Zunahme von 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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Die Zahl ist damit so hoch wie noch nie seit Beginn der Statistik-Erhebungen im Jahr 2009. Zu schweren Gewaltdelikten gehören schwere Körperverletzungen, schwerer Raub, Vergewaltigungen und Tötungsdelikte. Sie machten 4,2 Prozent aller Gewaltstraftaten aus.

Die Arbeit für die Polizei geht nicht aus: Laut Kriminalstatistik nehmen schwere Gewaltdelikte zu.
Foto: KEYSTONE
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Die Ursachen für die Zunahme seien zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer zu analysieren, erklärt Adrian Gaugler, Kommunikationsbeauftragter der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten der Schweiz (KKPKS), auf Blick-Anfrage. Allerdings stelle man fest, dass im Bereich der schweren Gewaltdelikte generell in den letzten Jahren ein leichter Aufwärtstrend zu verzeichnen sei und «dass die Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden, niedriger wird. Zudem wird die Gesellschaft anonymer, individualistischer und das Gemeinwohl scheint an Bedeutung zu verlieren», so Gaugler.

Wenig überraschend führen männliche Personen die Statistik an, wenn es um schwere Gewaltdelikte geht. Von insgesamt 1757 Beschuldigten in diesem Bereich, waren nur 117 weiblichen Geschlechts.

Auffälligkeiten ergeben sich auch beim Blick auf die Nationalität. Während im Vergleich zum Vorjahr die schweren Gewalttaten von Schweizer Staatsbürgern um 26 Fälle (4.3 Prozent) zunahmen, bewegt sich die Zunahme bei Ausländern bei rund 15.5 Prozent (151 Fälle mehr als 2021). Mehr als die Hälfte der Zunahme (80 Fälle), geht auf Ausländer ohne Aufenthaltsbewilligung zurück.

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Schwere Körperverletzungen

Bei den schweren Körperverletzungen wurde ein Anstieg um 17,2 Prozent verzeichnet. Es gab 762 Fälle dieser Art, was einem Plus von 112 Taten im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Vergewaltigungen

Die Zahl der Vergewaltigungen nahm um 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. 867 Verbrechen dieser Art wurden im vergangenen Jahr gemeldet. Im Vorjahr waren es noch 757 gemeldete Fälle.

Vergewaltigungen machten 9,4 Prozent aller Straftaten gegen die sexuelle Integrität aus. 596 Fälle ereigneten sich im privaten Bereich, 240 Fälle gab es im öffentlichen Raum und bei 31 Taten wurde keine Angabe zum Ort gemacht.

Tötungsdelikte

42 vollendete Tötungsdelikte zählten die Behörden, was dem Durchschnitt der letzten Jahre entspricht, wie das BFS mitteilte. 25 davon seien im häuslichen Bereich geschehen. 15 Femizide ereigneten sich, ausserdem wurde ein Mann im Rahmen einer aktuellen oder ehemaligen Partnerschaft getötet. Fünf der Todesopfer waren Kinder, die von einem Elternteil getötet wurden.

Bei den Tatwaffen zählten die Behörden 17 Schneid- oder Stichwaffen, 11 Schusswaffen, 10 Tötungsdelikte durch reine Körpergewalt und 2 Delikte mit einer Schlag- oder Hiebwaffe. In zwei Fällen wurde ein anderes Tatmittel angewandt.

Die Zahl der versuchten Tötungsdelikte stieg ebenfalls von 184 auf 195 Fälle. Eine klare Mehrheit davon (117 Fälle) wurden mit einer Schneid- oder Stichwaffe begangen.

Einbrüche

Die Zahl der Einbrüche ist auf Vor-Pandemie-Niveau. Erstmals seit zehn Jahren vermeldete das BFS 2022 eine Zunahme der Einbruch- und Einschleichdiebstähle. 35'732 solcher Taten wurden registriert – ein Plus von rund 14 Prozent im Vergleich zum Pandemiejahr 2021.

13'680 Einbrüche erfolgten innerhalb von Privathaushalten, in öffentliche Gebäude wurde 11'665 Mal eingebrochen. Bei 107 Fällen wurde keine Angabe gemacht. Interessant: Fast 10'000 Mal waren Einbrecher in Mehrfamilienhäusern am Werk. In Einfamilienhäusern kam es dagegen nur 4888 Einbrüche.

Diebstähle

Insgesamt wurden 174'702 Diebstähle verzeichnet, was einem Plus von 17,4 Prozent entspricht. Taschendiebstähle nahmen um rund 20 Prozent zu. 46'385 Fahrzeuge wurden gestohlen, darunter 14'153 E-Bikes. Rund 59 Prozent der Fahrzeugdiebstähle entfallen auf Velos.

Straftaten durch Kinder- und Jugendliche

Die Zahl der Straftaten, die durch Minderjährige verübt wurden, ist im vergangenen Jahr um 3 Prozent gesunken. Bei jungen Erwachsenen und Erwachsenen stieg sie dagegen an. Die Zahlen sind dennoch erschreckend. 974 Minderjährige begangen 5–10 Straftaten, 364 beschuldigte Personen verübten sogar mehr als 10 Straftaten.

Häusliche Gewalt

Im Jahr 2022 registrierte die Polizei schweizweit 19'978 Straftaten im häuslichen Bereich. 2021 waren es noch 19'341 Taten gewesen.

Der Bereich hat die Polizistinnen und Polizisten 2022 vor grosse Herausforderungen gestellt. Sie mussten alleine im Kanton Zürich rund 20-mal pro Tag ausrücken; bei jedem sechsten dieser Fälle wurden Schutzmassnahmen gemäss GSG verfügt. «Hier bleibt die Priorität im laufenden Jahr in der polizeilichen Arbeit unverändert hoch», so Regierungsrat Mario Fehr an einer Medienkonferenz am Montag.

Nicht nur bei den Gesetzeshütern wird dem Kampf gegen häusliche Gewalt eine immer grössere Priorität zugesprochen. Adrian Gaugler, Kommunikationsbeauftragter «KKPKS» gibt zu bedenken, dass vermehrte Aufklärungskampagnen auch die Opfer sensibilisieren würden, und sich diese darum möglicherweise «häufiger getrauen, Anzeige zu erstatten.»

Von allen vollendeten Tötungsdelikten geschahen 25 im häuslichen Bereich (59,5 Prozent). 15 Frauen und ein Mann wurden innerhalb einer aktuellen oder ehemaligen Partnerschaft getötet. Fünf der Todesopfer waren Kinder, die von einem Elternteil getötet wurden.

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Cyberkriminalität

Unter Cyberkriminalität versteht man alle Straftaten, die in den Telekommunikationsnetzen und insbesondere im Internet geschehen. Die Polizei registrierte in dieser Kategorie 33'345 Delikte. Mit 89 Prozent entfällt dabei ein Grossteil auf die «Cyber-Wirtschaftskriminalität», gefolgt von «Cyber-Sexualdelikten» (8,5 Prozent). Phishing-Versuche nahmen um knapp 85 Prozent zu, Online-Anlagebetrug um rund 30 Prozent.

Bei den Straftaten im digitalen Raum, wirkte die Corona-Pandemie als Durchlauferhitzer. Durch die Massnahmen wurde die Digitalisierung im Alltag beschleunigt, was sich laut Adrian Gaugler auch deutlich im Anstieg der registrierten Straftaten in diesem Bereich zeige.

Beschuldigte Personen

86'693 Personen wurden 2022 einer Straftat beschuldigt. 40'715 beschuldigte Männer und Frauen kamen demnach aus der Schweiz. 45'978 beschuldigte Personen waren Ausländer. Fast 4000 Italiener zählten zu den Beschuldigten, gefolgt von fast 3500 beschuldigten Deutschen und 3365 beschuldigten Personen aus Portugal.

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