«Wir haben anderthalb Jahre gewonnen»
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Krisengewinner Eat.ch
«Wir haben anderthalb Jahre gewonnen»

Der Eat.ch-Chef über den Ansturm im Lockdown und seine Expansionspläne.
Publiziert: 19.09.2020 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.11.2020 um 10:19 Uhr
Reza Rafi

Sie sind der grosse Krisengewinner. Was ging bei Ihnen ab?
Dominic Millioud: Wir ­haben die Corona-Pandemie extrem gespürt. Während der ersten drei Tage im Lockdown nahmen die Bestellungen ab, aber dann ging es nur noch bergauf. Das Volumen hat sich verdoppelt. Wir haben gesehen, dass die Frequenz bei bestehenden Kunden massiv ­zunahm, und hatten ­zugleich so viele Neukunden wie noch nie.

Wie haben sich die Bestellungen 2020 verändert?
Früher gabs von Montag bis Freitag eine Kurve mit leichtem Anstieg, der Sonntag war der wichtigste Tag. Mittlerweile ist auch der Mittag wichtig geworden, von Montag bis Freitag. Wir haben in unserer Wachstumsstrategie anderthalb Jahre gewonnen.

Fand dieser Schub in allen Bereichen der Kulinarik statt?
Auf jeden Fall. Das Dinner war schon immer der grösste Teil des Geschäfts. Doch der Mittag ist wichtiger geworden.

«Das Volumen hat sich verdoppelt», sagt Dominic Millioud.
Foto: Thomas Meier
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Haben Sie mehr Leute ein­gestellt?
Wir durften personell aufbauen. Vor allem im Kundendienst und in der Abwicklung, was wir von Zürich aus machen. Weil mehr bestellt wurde, brauchten wir auch mehr Schichten und mehr Fahrer.

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Auf der anderen Seite kämpfen Gastronomen um ihre Existenz. Haben Sie kein schlechtes Gewissen?
Ich habe viele Jahre in der Gastronomie ge­arbeitet. Ich weiss, wie hart dieses Geschäft ist und mit wie viel Herzblut dort gearbeitet wird. ­Insofern tut mir das weh für alle, die unter dem Thema leiden. Auf der anderen Seite haben wir Eat.ch als zusätzlichen Verkaufskanal für die Wirte positioniert.

Die Leute gehen weniger aus, und Sie profitieren.
Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Mit der Frau abends ins Restaurant zu gehen, ist ein anderes Erlebnis, als zu Hause mit den ­Kindern zu essen. Ich geniesse es, wenn ich mich auf mein Gegenüber konzentrieren kann und mich nicht mit umgeworfenen Gläsern beschäftigen muss. Ich hoffe, die Krise ist ein Wake-up-Call, damit sich mehr Restaurants anders positionieren.

Die müssen Ihnen 30 Prozent des Um­satzes abgeben. Verstehen Sie, dass manche Beizer über Sie fluchen?
Wir haben unsere Kommissionen während Corona sicher nicht erhöht, sondern sie in gewissen Bereichen sogar gestrichen. Wer sich über die 30 Prozent beschwert – okay. Aber schauen Sie, was dahintersteckt: ­Organisation, Distribu­tion. Wir haben das De­livery-Geschäft mit der maximalen Professio­nalität aufgebaut. Das kostet viel Geld. Und wir ermöglichen zusätzliche Umsätze. Die Logistik ist noch einmal eine ganz andere Baustelle.

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