Kirschblütler-Opfer Sabine Bundschu (57) klagt an
«Die Schweiz tut zu wenig gegen Sekten!»

Die Münchnerin Sabine Bundschu (57) besuchte acht Jahre lang die Kirschblütengemeinschaft in Lüsslingen SO. Nur mit Mühe konnte sie sich lösen.
Publiziert: 30.11.2016 um 22:28 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2020 um 16:04 Uhr
sfs

Sie ist die Stimme der Münchner Verkehrsgesellschaft. An jeder Haltestelle hört man die Ansagen von Sabine Bundschu (57). Nun erhebt die Deutsche schwere Vorwürfe gegen die Kirschblütengemeinschaft. Für die Solothurner Sekte fuhr sie acht Jahre lang regelmässig über die Grenze, um an Wochenend-Workshops teilzunehmen. Man versprach ihr auch, sie zur Therapeutin auszubilden. Heute sagt sie: «Die Schweiz tut zu wenig gegen Sekten!»

Im Solothurnischen stellte Sabine Bundschu schliesslich fest: «Es ging nur darum, wie wir uns dem Guru öffnen sollten.» Kosten pro Workshop: 600 Franken – exklusive Essen und Übernachtung. Sabine Bundschu rechnet vor, dass die Kirschblütler ihr insgesamt 20’000 Franken abknöpften. Zudem hätte sie fast ihr Leben aufs Spiel gesetzt.

Der Tiefpunkt: Ein Schlaganfall

«Mein Tiefpunkt war der Schlaganfall vor zwei Jahren. Zwei Wochen lag ich auf der Intensivstation, nachdem mich die Mitglieder 55 Stunden lang nicht ins Spital bringen wollten», sagt Bundschu. «Man bekam jedes Mal Drogen verabreicht. Danach hatten wir üble Trips. Viele mussten weinen und erbrechen.»

Sabine Bundschu ist nicht nur die Stimme der Münchner Verkehrsmittel, sondern auch Sekten-Aussteigerin.
Foto: Vyana Yoga Akademie
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Vorwürfe, denen sich die Kirschblütengemeinschaft nicht zum ersten Mal stellen muss. Gründer ist Therapeut Samuel Widmer (67), der im 1000-Seelen-Dorf Lüsslingen-Nennigkofen eine Gemeinschaft von geschätzt 300 Mitgliedern aufgebaut hat. Er lebt dort mit mehreren Frauen. «Das Netzwerk ist grösser als man vermutet», sagt Bundschu.

Ein Netzwerk mit Ärzten und Anwälten

«Unter den Teilnehmern waren viele Ärzte, aber auch Anwälte oder Polizisten. Nicht nur Schweizer, auch Deutsche und Österreicher», sagt Bundschu weiter. Die Spuren eines Berliner Psycho-Doktors, der vor sechs Jahren zwei Drogentote zu verantworten hatte, führen laut dem Ex-Mitglied ebenfalls in die Schweiz. Der deutsche Arzt sei von Widmer ausgebildet worden.

Ein Kirschblüten-Mitglied dementiert gegenüber BLICK die Einnahme von Drogen und erklärt, dass der Therapeut das vor Jahren kurzfristig zu Forschungszwecken ausprobiert und dann eingestellt habe. Dennoch: Ermittlungen gegen Widmer sind weiter am Laufen.

«Widmer ist ein gefährlicher Manipulator», ist Bundschu sicher. Sie fordert: «Ich hoffe, dass die Schweiz mehr gegen Sekten tut, härter eingreift und ihm die Approbation als Arzt entzieht!»

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