Kalter Tod am Bergeller Piz Badile
Zwei Italiener stürzen in Gletscherspalte

Im Schatten des Piz Badile starben 2017 acht Alpinisten bei den Murgängen im Bondascatal. Seitdem verunglückten immer wieder Menschen am Dreitausender. Zuletzt am Samstag. Die Leichen von Marcello B.* (†25) und Giuseppe C.* (†48) wurden erst am Montag entdeckt.
Publiziert: 15.09.2021 um 20:30 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2021 um 13:51 Uhr
Myrte Müller

So schön, so gefährlich. Das Val Bondasca ist ein beliebter Ausgangspunkt für den Aufstieg zum Piz Badile (3308 m ü. M.). Vor vier Jahren machte das Bergeller Tal traurige Schlagzeilen. Grosse Murgänge vergruben insgesamt acht Alpinisten, zerstörten grosse Teile der Ortschaften Bondo, Spino und Sottoponte GR. Doch das schreckt begeisterte Berggänger nicht ab. Immer wieder lockt das Tal für hochalpine Touren. So auch am vergangenen Samstag.

Der Ingenieur Marcello B.* (†25) und sein Freund, der Veterinär Giuseppe C.* (†48), beide aus der Provinz von Bergamo (I), starten am Samstagmorgen von der Hütte Sasc Furà. Sie wollen hinauf zum Badile und auf der italienischen Seite wieder absteigen. Ihr nächstes Ziel ist die Hütte Gianetti in Valmasino in der Provinz Sondrio. Dort kommen die erfahrenen Berggänger nie an.

Italiener und Schweizer suchen gemeinsam nach den Vermissten

Die Angehörigen versuchen, die beiden Männer anzurufen. Doch auf die Anrufe kommen nicht an. Am Sonntag alarmieren die Familien die Carabinieri. Schnell wird eine Taskforce zusammengestellt. Die Bergrettung der Guardia di Finanza lässt einen Hubschrauber kreisen. Auf Schweizer Seite sucht ein Rega-Heli nach den Vermissten. Zunächst verläuft die Suche erfolglos. Schliesslich kommen Drohnen zum Einsatz, berichtete «Il Giorno».

Ingenieur Marcello B.* (†25) war ein erfahrener Berggänger und $Mitglied im italienischen Alpenclub CAI.
Foto: Facebook
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Am Montagmorgen endlich werden am Fusse des Piz Badile persönliche Dinge der verschwundenen Italiener gesichtet. Die Vermutung: Die Berggänger sind beim Aufstieg über die Cassin-Route an der Nordwand des Piz Badile abgestürzt. Offenbar hatten sich Felsstücke aus der Wand gelöst und Marcello B. und Giuseppe C. 350 Meter in die Tiefe gerissen. Der Sturz endete in einer Spalte des Cengalo-Gletschers.

Die Bergung dauerte mehrere Stunden

In den frühen Morgenstunden des Dienstags beginnt die aufwendige Bergung. Es dauert Stunden, bis die SAC-Sektion Bregaglia gemeinsam mit der Rega, darunter ein Rettungsspezialist-Helikopter (RSH), sowie der Alpinpolizei endlich an die Leichen gelangen, die dann aus ihrer eiskalten Falle befreit wurden.

Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft ermittelt die Kantonspolizei Graubünden die genauen Umstände, die zum Absturz der Zweierseilschaft führten, heisst es in einer Pressemitteilung der Kantonspolizei.

*Namen der Redaktion bekannt

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