Infrarotpanels boomen – aber
So zu heizen ist verboten!

Elektroheizungen fressen Strom und sind verboten. Trotzdem boomen Installationen, denen man nicht ansieht, dass sie eine Heizung sind.
Publiziert: 11.01.2020 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2020 um 15:08 Uhr
Cyrill Pinto

Elektroheizungen sind ein Musterbeispiel für Ineffizienz. In Zeiten gestiegener Klimasensibilität sollten sie eigentlich der Vergangenheit angehören. Doch in der Form von Infrarotpanels erleben sie jetzt ein Revival. Diese Panels sind flach, oft als Bilder getarnt und fallen in der Wohnung nicht als Heizkörper auf. Der führende Anbieter solcher Heizungen, die Firma Ecofort in Nidau BE, begann vor knapp zehn Jahren mit zwei Mitarbeitern – heute sind es 16.

Infrarotpanels heizen nicht die Luft auf, sondern geben Wärme ­direkt an die Objekte im Raum ab. Das klingt irgendwie modern, und auch der Firmenname Ecofort klingt nach «öko». Doch der Anschein trügt: Diese Form des ­Heizens verbraucht viel zu viel Energie: Elektroheizungen, ob In­frarot oder klassisch, wandeln ein Watt Elektrizität in ein Watt Wärme um – bei einer Wärmepumpe liegt das Verhältnis bei eins zu drei oder noch günstiger.

Nur in Ausnahmefällen erlaubt

Das ist auch der Grund dafür, dass Elektroheizungen verboten sind – also auch Infrarotpanels! Sie dürfen nur in Ausnahmefällen neu installiert werden. Etwa, wenn im Gebäude kein Wasserverteilsystem installiert ist und bereits bisher elek­trisch geheizt wurde. Kontrolliert wird dieses Verbot jedoch nur beim Einreichen von Baugesuchen.

Infrarotpanels sind unauffällig und deshalb als Heizung beliebt.
Foto: Zvg
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Gemäss der Energiestrategie des Bundes soll der Stromverbrauch pro Person bis 2035 um 13 Prozent sinken. Und doch sind die ineffizienten Elek­troheizungen im Winter weiterhin für zehn Prozent des Stromverbrauchs in der Schweiz verantwortlich.

Finanzielle Beihilfen für effizientere Systeme

Was aber, wenn keine Wärmepumpe in­stalliert werden kann oder sich der Aufwand – etwa in alpinen Regionen – schlicht nicht lohnt? «Für diesen Fall bieten sich Holzfeuerung oder Sonnenkollektoren an», sagt Flo­rian Brunner von der Schwei­zerischen Energiestiftung. Viele Kantone sehen für den Ersatz der ­alten Elektroheizung mit ­neuen, effizienteren Systemen sogar ­finanzielle Beihilfen vor: So zahlt der Kanton Freiburg bei der Sanierung eines Einfami­lienhauses 8000 Franken für den Ersatz der alten Elektro­heizung.

Trotz allem hält die Firma Ecofort die In­stallation von Infrarotpanels in vielen Fällen für eine gute Alterna­tive. So beim Ersatz von alten Elektro­heizungen. Ecofort-­Geschäftsführer Thierry Graf: «In Höhenlagen ab 1000 Metern und in Häusern, wo nie eine Wasserverteilung in­stalliert wurde, wird der Einbau einer neuen Heizung sehr teuer.»

Infrarotpanels sind kostengünstiger

Wasserleitungen müssten dann erst eingebaut werden, dazu wären Wände auszuspitzen und neue Böden zu verlegen. Das alles kostet sehr viel Geld. Hinzu kämen die Kosten für die Wärmepumpe, argumentiert Graf: «Was macht also ein Häuslebauer, der in den 1970er-Jahren auf die Empfehlung der grossen Stromunternehmen gehört und eine Elektroheizung installiert hat?»

So werden trotz Verbot nach wie vor Elektroheizungen in Form von Infrarotpanels im Fachhandel und in Onlineshops verkauft – und schliesslich auch installiert. Dies, weil viele Gemeinden Baugesuche nicht genau genug prüfen.

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