Andrang auf Impftruck in Biel
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Impfinteresse steigt:Andrang auf Impftruck in Biel

Impf-Nachfrage steigt fast in der ganzen Schweiz
Wie gut sind die Kantone auf den Ansturm vorbereitet?

Nach der Ausweitung der Zertifikatspflicht stürmen Ungeimpfte vielerorts die Impfzentren. Bilder und Videos zeigen den Andrang. Blick fragte bei den Kantonen nach, wie gut sie darauf vorbereitet sind.
Publiziert: 10.09.2021 um 08:18 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2021 um 10:59 Uhr
Martin Bruhin

Das Coronavirus breitet sich in der Schweiz weiter aus, die Zahl der Hospitalisierungen nimmt zu – die Spitäler sind bereits wieder am Anschlag. Deshalb verschärft der Bundesrat nun wieder die Corona-Massnahmen und weitet dafür die Zertifikatspflicht aus.

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An einigen Orten hat die Meldung für einen Ansturm auf die Impfungen geführt. Ein Leservideo aus Biel BE vom Donnerstag zeigt eine riesige Schlange vor dem Berner Impftruck – die Reihe scheint endlos. Bereits am Mittwoch gab es hier einen grossen Andrang, es bildete sich eine Warteschlange von über 60 Metern, wie der ärztliche Leiter Bernhard Meier gegenüber dem «Bieler Tagblatt» sagte.

Die Ausweitung der Zertifikatspflicht hat teilweise zu einem grossen Andrang auf die Impfmöglichkeiten geführt. Hier: Eine lange Schlange vor dem Impftruck in Biel BE.
Foto: BLICK-Leserreporter
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Wie «20 Minuten» berichtet, haben sich im Kanton Bern in den vergangenen 24 Stunden 2000 Personen für die Erst-Impfung angemeldet. Normalerweise seien es 500 bis 1000 Personen pro Tag, sagt Gundekar Giebel, Kommunikationschef des Gesundheitsdepartements, gegenüber der Zeitung. «Wir rechnen nicht mit einem Impf-Ansturm, sind aber mit unseren Kapazitäten von rund 5'000 Impfungen pro Tag sehr gut darauf vorbereitet», sagt er auf Anfrage von Blick.

Doch wie gut sind andere Kantone überhaupt auf einen solchen Ansturm vorbereitet? Blick hat nachgefragt:

Zürich

Den Anstieg der Nachfrage spürt man im Kanton Zürich schon länger. «Wir können bereits seit Ende der Sommerferien eine erhöhte Nachfrage nach Impfungen feststellen», sagt Jérôme M. Weber von der Zürcher Gesundheitsdirektion zu Blick. Mit dem Bundesratsentscheid vom Mittwoch dürfte sich die Nachfrage aber weiter erhöhen, sagt er. In Zürich ist man aber vorbereitet: «Die Impfinfrastruktur des Kantons Zürich ist so ausgelegt, dass sie flexibel und rasch auf schwankende Nachfrage reagieren kann.» Der Kanton hat eine Kapazität von über 6000 Impfungen pro Tag.

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Basel-Stadt

In Basel-Stadt sind ebenfalls genügend Kapazitäten vorhanden. Hier können bis maximal 2000 Impfungen pro Tag gemacht werden, wie Anne Tschudin, Leiterin Kommunikation, gegenüber Blick sagt. Seit der Bundesrat Ende August die erweiterte Zertifikatspflicht zur Diskussion gestellt hat, sind die Erstimpfungen in Basel um rund fünf Prozent gestiegen. Angst vor dem Ansturm hat man dort aber keine. Im Gegenteil: «Wir hoffen auf eine Impfwelle», sagt Tschudin.

Freiburg

Auch im Kanton Freiburg ist man vorbereitet. Es habe genügend Kapazitäten und Impfstoff, heisst es auf Anfrage beim Amt für Gesundheit. Man habe derzeit auch sehr kurzfristige Termine noch frei.

Aargau

Derzeit erhalten im Kanton Aargau rund 1500 Personen die Erstimpfung. Laut dem Departement Gesundheit und Soziales führte der Kanton zu Spitzenzeiten fast 10'000 Impfungen durch, wie es auf Anfrage heisst – ein Ausbau der Kapazitäten wäre ebenfalls möglich. Der Aargau ist also auch vorbereitet.

Luzern

Auch in Luzern ist man auf eine wachsende Nachfrage vorbereitet – diese ist bereits spürbar. «In den beiden kantonalen Impfzentren Luzern und Willisau ist seit Bekanntgabe des gestrigen Bundesratsentscheides ein starker Anstieg der Neuanmeldungen zu verzeichnen», sagt Regierungsrat Guido Graf, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements, auf Anfrage von Blick. Beliefen sich die Zahlen der Anmeldungen am Montag und Dienstag auf 689 beziehungsweise 677 Personen, so waren es gestern Mittwoch 1891 Neuanmeldungen. Die nächsten Tage würden zeigen, ob es sich um einen kurzfristigen Anstieg handelt oder um einen Trend. Laut Graf ist auf jeden Fall genügend Impfstoff vorhanden. Und: «Die Kapazitäten sind so konzipiert, dass auch die Infrastruktur in den beiden Impfzentren schnell ausgebaut werden kann», sagt er.

St. Gallen

Laut dem Gesundheitsdepartement St. Gallen ist es noch zu früh zu sagen, ob die Zertifikatspflicht eine Auswirkung auf die kantonale Impfkapazität haben wird. Aber auch in St. Gallen könnten die Kapazitäten jeder Zeit erhöht werden.

Solothurn

Laut Mirjam Andres, Leiterin Kommunikation Fachstab Pandemie, rechnet man im Kanton Solothurn ebenfalls mit steigenden Anmeldungen. Mit den beiden Impfzentren, Walk-In-Angeboten und mobilen Impfteams in den Gemeinden sei man dafür aber gut gerüstet, versichert sie. Aktuell würden täglich über 800 Impfungen verabreicht – Tendenz steigend.

Thurgau

Auf Anfrage bei der Staatskanzlei des Kanton Thurgau heisst es: «Wir rechnen mit einer Erhöhung, die sich bereits abzeichnet und für die wir gerüstet sind.» Denn alleine im Impfzentrum Weinfelden könnten über 2000 Impfungen täglich gemacht werden. Derzeit werden täglich aber weitaus weniger Dosen verabreicht – am Mittwoch waren es etwas mehr als 1200.

Uri

Im Kanton Uri kann ebenfalls ein Anstieg verzeichnet werden, wie Adrian Zurfluh, Informationsbeauftragter des Kantons, sagt. Man sei deshalb daran, die Kapazitäten zu erhöhen.

Appenzell Ausserrhoden

Die Impfbereitschaft ist im Kanton Appenzell Ausserrhoden markant angestiegen, wie der Kommunikationsdienst am Freitag in einer Medienmitteilung schreibt. Aufgrund der zahlreichen Neuanmeldungen und dem Interesse am spontanen Impfen habe der Kanton die Impfmöglichkeiten erweitert. Für die kommenden zwei Wochen stehen nun über 1000 freie Termine für die Erstimpfungen zur Verfügung, wie es weiter heisst. Und: Dank der flexiblen Infrastruktur könne der kantonale Führungsstab schnell auf die schwankende Nachfrage reagieren.

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