«Ich war ein Wrack»
Schweizerin (59) durch Impfung von Long Covid geheilt

Kurzatmigkeit, ein Nebel im Gedächtnis, ständige Müdigkeit: Eine Corona-Infektion kann schlimme Langzeitfolgen haben, das sogenannte Long Covid. Darunter litt auch Brigitte Post (59) über ein Jahr, bis ihr die Impfung Linderung verschaffte.
Publiziert: 22.08.2021 um 16:42 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2021 um 18:24 Uhr

Brigitte Post (59) hat ihre Corona-Infektion Mitte 2020 nach einem halben Jahr endlich überstanden geglaubt. Das Schlimmste kam aber erst noch noch: Dauer-Müdigkeit, extreme Lichtempfindlichkeit und ein vernebeltes Gehirn plagten sie in den folgenden Monaten. «Ich war ein menschliches Wrack», erzählt sie der «SonntagsZeitung». Die späte Diagnose: Long Covid.

Das Leben der Chefin einer Kommunikationsagentur wurde von den Corona-Langzeitfolgen auf den Kopf gestellt. «Ich war so erschöpft, dass ich kaum aufstehen konnte. Mein Kurzzeitgedächtnis war ausser Betrieb. Alles typische Beschwerden, die Covid-Patienten noch Wochen bis Monate nach der Krankheitsphase durchmachen. Und heute als Long-Covid-Symptome bekannt sind», erklärt sie. Über anderthalb Jahre dauert der Leidensweg.

Erst die Impfung brachte Linderung

Von anderen Patienten erfährt sie: In einigen Untersuchungen berichten Long-Covid-Betroffene von einer Verbesserung der Symptome nach der Impfung. «Das probiere ich auch aus», sagte sich Post. Das Experiment funktioniert. Und wie! «Bei mir war es ein kompletter Neustart. Seither geht es mir so gut, dass ich kein Krankentaggeld mehr beziehe. Auch habe ich mich von der IV abgemeldet.»

Die Impfung sorgte bei einigen Betroffenen von Long Covid für Linderung. So erlebte es die Schweizerin Brigitte Post (59): Nach der zweiten Impfdosis war ihr Leiden plötzlich vorbei. Die Präsidentin der Stiftung Tierbotschafter.ch kann seither wieder relativ normal arbeiten.
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Noch sei sie nicht gleich leistungsfähig wie vor der Erkrankung. «Ich brauche noch immer Pausen. Doch ich kann wieder für mich selbst sorgen, meine Kommunikationsagentur führen, mich für meine Tierschutzstiftung einsetzen und zusammen mit meiner Partnerin und den Hunden lange Spaziergänge unternehmen», so Post. «Ich kann einfach Freude am Leben haben. All das war während fast eineinhalb Jahren nicht mehr möglich.»

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«Nein, ich bilde mir die Beschwerden nicht ein»

Erst am 15. Januar 2021, gut ein Jahr nachdem sie sich wohl in einem Zürcher Club mit dem Virus infiziert hatte, bekam Post ihre erste offizielle Corona-Diagnose. Vorher war die Infektion am Anfang der ersten Corona-Welle nur ein Verdacht. Post dürfte zu den ersten Infizierten in der Schweiz gehören. «Dem Inselspital Bern hatte ich mein Thoraxröntgenbild vom Kantonsspital Aarau aus dem Januar 2020 geschickt. Ich hatte gelesen, dass ein Radiologe mittels künstlicher Intelligenz Analysen durchführe. Und er konnte tatsächlich zweifelsfrei feststellen: Covid-Pneumonie. Für mich eine unglaubliche Erleichterung. Endlich fügte sich alles zusammen.»

Endlich stand damit auch fest: «Nein, ich bilde mir all die Beschwerden nicht ein, nein, ich habe keine psychischen Probleme, nein, ich bin es nicht einfach leid, zu arbeiten. Immer wieder wurde ich in diese Ecke gedrängt.»

Überreaktion des Immunsystems

Noch ganz am Anfang steht die Forschung bei der Frage, was Long Covid überhaupt ist. Vermutet wird, dass eine Überreaktion des Immunsystems die Symptome hervorrufen könnte, unabhängig von der Schwere der ursprünglichen Covid-Infektion. Und dass die Impfung entweder durch Eliminierung sämtlicher Virus-Reste im Körper für Linderung sorgt. Oder, dass die Impfung die entgleiste Immunabwehr wieder zu beruhigen vermag. Von Long Covid Betroffen sind oft junge Frauen.

Fakt ist: Laut verschiedenen Untersuchungen berichtet rund die Hälfte der Long-Covid-Patienten von einer Verbesserung der Gesundheit durch die Impfung.

In einer Facebook-Gruppe für Long-Covid-Betroffene in der Schweiz wird ebenfalls von positiven Erfahrungen mit der Impfung berichtet: «Fünf Wochen nach der zweiten Impfung und acht Monate nach Corona kann ich sagen, dass mein Herzrasen und Stolpern nicht mehr auftreten», berichtet eine Betroffene. (sac)

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