Hirnschlag
Marc Rich (†78) ist tot!

Marc Rich starb im Alter von 78 Jahren in einem Luzerner Spital an den Folgen eines Hirnschlags.
Publiziert: 26.06.2013 um 09:34 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:44 Uhr
Rohstoffhändler Marc Rich († 78) stirbt in Luzern an einem Hirnschlag.
Foto: 13photo
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Von Ulrich Rotzinger

Der international tätige Investor, der als Rohstoffhändler ein Vermögen machte, verstarb heute in Luzern. Der 78-jährige werde am Donnerstag in Tel Aviv beerdigt, meldete zunächst «Radio 1» unter Berufung auf familiäre Kreise.

Der Sprecher von Marc Rich, Christian König, bestätigte Blick.ch kurz darauf den Tod. «Herr Rich starb heute morgen in einem Luzerner Spital», sagt König. «Er wurde vor seinem Tod noch von zu Hause ins Spital überführt.» Gemäss König sei vorgesehen, Rich in Tel Aviv zu beerdigen. König: «Das ist aber noch nicht entschieden.»

Im Presse-Communiqué heisst es zudem: «Er hinterlässt seine Töchter Illona Schachter-Rich und Danielle Kilstock-Rich mit ihren Familien.» Hervorgehoben wird Richs als «Pionier des modernen Rohstoffhandels».

Zuletzt gesichtet wurde der in Meggen LU, St. Moritz GR und London lebende Rich in der Schweiz an der 44. Art Basel in der vorletzten Woche. Ein Exlusiv-Bild der «Schweizer Illustrierten» zeigt die Investoren-Legende im Rollstuhl sitzend. Rich machte sich gerade über das Ausstellungsprogramm kundig.

Erfolgreich und umstritten

Rohstoff-König Rich galt in den USA einst als «grösster Steuerhinterzieher» in der Geschichte des Landes. 1983 flüchtete er wegen einer Klage in die Schweiz, jahrelang stand der erfolgreiche und umstrittene Rohstoffhändler auf der «Most-Wanted»-Liste des FBI. Illegale Geschäfte mit dem Iran wurden ihm vorgeworfen.

Seine Begnadigung 16 Jahre später durch den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton löste einen politischen Skandal aus. 

Mit einigen seiner Weggefährten gründete Rich 1974 in einer Vierzimmerwohnung das Rohstoffunternehmen «Marc Rich + Co AG» mit Schweizer Hauptsitz in Zug. Diese Firma wurde über die nächsten Jahrzehnte zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmen der Branche.

Rich zuletzt 2011 im Interview mit «Blick»

Nachdem er einen Machtkampf verloren hatte, verkaufte Rich 1993 den Handels-Bereich an die Manager. Daraus entstand der Rohstoffriese Glencore, der im Mai 2011 an die Börse ging – ein Weltereignis. Im Mai dieses Jahres fusionierte der Konzern mit Konkurrenz Xstrata.

Da sass Milliardär Rich schon lange nicht mehr am Ruder des Rohstoffriesens. «Ich freue mich für Glencore», sagte Rich im April 2011 im Interview mit dem «SonntagsBlick». 2003 verkaufte er seine Anteile der Marc Rich + Co Investment.

Ein solcher Schritt wäre zu Richs Zeiten undenkbar gewesen. «Das stand damals nicht zur Debatte», sagte er. Die Interviewer trafen auf einen scheu wirkenden Mann mit kräftigem Händedruck. Er hörte zu, sprach in kurzen Sätzen. Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden konnten, beantwortete er jeweils knapp mit Ja oder Nein, sagt ein Kenner.

Für Rich war immer klar: «Glencore ist so schweizerisch wie Nestlé, Roche und Novartis», sagte er im Interview weiter. Bis zu seinem heutigen Tod galten hohe Glencore-Manager als «Rich-Boys». Am Rohstoff-Geschäft blieb Rich bis zuletzt interessiert. Arbeit bedeute ihm alles, betonte er immer wieder, der täglich bis zu vier Cohibas rauchte.

Zweimal geschieden, zwei Töchter

Über seine Familie weiss man: Rich wurde am 18. Dezember 1934 unter dem Geburtsnamen Marcel David Reich in Antwerpen geboren. Seine jüdischen Eltern waren aus Deutschland geflohen. Seine Mutter kam aus Saarbrücken, sein Vater aus dem polnischen Przemysl.

Rich hat zwei Töchter, Illona und Danielle, aus der Ehe mit Denise Rich. Nach der Trennung heiratete er 1996 die blonde Münchnerin Gisela Rossi. 2005 liess sich das Paar scheiden.

Das Vermögen des gesundheitlich angeschlagenen Unternehmers schätzte die «Bilanz» zuletzt auf rund eine Milliarde Franken.

Bis zum Schluss handelte er weltweit mit Liegenschaften und war am Finanzmarkt tätig. Und wie stand es mit seinen Zielen? «Dass ich so lange wie möglich beruflich aktiv bleiben kann», sagte er am Schluss des Interviews mit dem «SonntagsBlick».

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